Noch nicht einmal der neue Spielplan durfte im K vorgestellt werden: Man wich 2020 ins Autokino aus. Foto: Archiv/Peter Mann

Wie sieht es nun aus, wo die Seuche ihren Schrecken allenthalben verloren hat?

Die Befürchtungen waren groß: Ein Künstler hatte für sich entschieden, dass er unter 2G-Bedingungen nicht auftritt – sondern höchstens bei 3G. Sein Management hat gemeint, wenn er das durchzieht, kann er seine Karriere an den Nagel hängen. Die gleichen Sorgen hatte Claudia Münkel, Betriebsleiterin des K in Kornwestheim: Was, wenn es nach der Pandemie keine Künstler und Agenturen mehr gibt? Was, wenn zwei Jahre Stillstand alle in den Ruin getrieben haben? Was wird dann aus dem K?

Mittlerweile ist Hoffnung an den Platz dieser Sorgen gerückt. Claudia Münkel hat den Plan für die neue Spielsaison vor sich liegen, er ist schon fast voll. Das bedeutet: Es gibt noch genügend Künstler, und die sehnen sich jeden Tag mehr danach, mal wieder auftreten zu dürfen. Die Betonung liegt allerdings auf „noch“. Münkel selbst ist zwar optimistisch, dass der Kulturbetrieb im K wieder anlaufen wird, aus der Branche hört man aber auch anderes. Veranstaltungstechniker zum Beispiel machen sich Sorgen, dass das Ausmaß der Pandemie erst viel später zu sehen sein wird. Wenn keine Coronahilfen mehr gezahlt werden, befürchten sie, dass viele pleitegehen.

Die Zuschüsse haben geholfen

Auch das K bekommt seit Beginn der Pandemie viele Zuschüsse, mit denen es sich über Wasser halten konnte und kann. Im Jahr 2020 haben Corona-Hilfen ganze 19 Prozent der Einnahmen des städtischen Eigenbetriebs ausgemacht und waren damit die größte Einnahmequelle – abgesehen vom jährlichen Zuschuss der Stadt, der 500 000 Euro beträgt. Besonders geholfen hat das Bundesprogramm „Neustart Kultur“, bei dem bis zu 50 Prozent der Gagen der auftretenden Künstler übernommen werden. Das hat dem K 70 000 Euro eingebracht. Vor Kurzem ging der Folgeantrag raus. Nicht zuletzt wegen solcher Zuschüsse ist das K finanziell besser durch die Pandemie gekommen als erwartet. 2020 hat der städtische Eigenbetrieb rund 260 000 Euro Verlust gemacht. Münkel geht davon aus, dass diese Zahl für 2021 schon viel besser aussieht.

Das K will sich zurückkämpfen. Es will zurück zur Normalität, zurück zum persönlichen Austausch mit seinen Gästen und zurück zur 90-Prozent-Auslastung der Veranstaltungen. „Vielleicht wird die kommende Saison schlecht, vielleicht müssen wir da durch“, sagt Münkel. Sie ist bereit, sich ans Tempo der Besucher anzupassen. Wenn sie jetzt noch vorsichtig seien, dann sei das in Ordnung. Die Mitarbeiter seien schließlich auch vorsichtiger geworden. „Wir haben viel später mit der Planung fürs neue Programm angefangen“, sagt Münkel. Statt im Mai wird der neue Spielplan erst im Juli vorgestellt, auch das Abofest steigt später. Außerdem haben die Verantwortlichen etwas Platz im Veranstaltungskalender gelassen, damit spontan Doppelvorführungen möglich sind. „Falls wir wieder eine Obergrenze für Besucher bekommen“, erklärt Münkel.

Einiges hat sich geändert

In den Köpfen der Mitarbeiter hat sich während der Pandemie offenbar einiges geändert. Sie waren zum Umdenken gezwungen. „Wie müssen wir den Fußboden bekleben, damit der Abstand eingehalten wird? Wie können wir eine Bewirtung anbieten? Wie dürfen wir die Stühle im Saal hinstellen? All das haben wir uns gefragt, unsere Aufgaben haben sich verändert, aber sie sind keinesfalls weniger geworden“, sagt Münkel. Deshalb sei es so schwierig gewesen, als ihre Belegschaft in Kurzarbeit geschickt wurde. „Sie wollten nicht gehen, ich habe oft gesagt ‚raus jetzt hier!’“, berichtet Münkel und lacht. Auch der Umgang mit Künstlern ist anders geworden. Das K hat eine Art „Corona-Klausel“ in seinen Verträgen eingeführt, die regelt, was passiert, wenn der Auftritt wegen der Pandemie nicht stattfinden kann. „Das Virus galt sehr schnell nicht mehr als höhere Gewalt“, sagt Münkel. Deshalb habe man sich etwas einfallen lassen müssen, aber stets einen Weg gefunden, ohne in den Vertrag zu schauen, sagt die Betriebsleiterin.

In diesen Tagen kehrt nun wieder etwas Normalität im K ein. Die Pandemie ist noch deutlich zu spüren, vor allem das, was sie nach sich zieht: Das K sucht dringend Veranstaltungstechniker, im Moment sind nicht alle Stellen besetzt. „Das Feld ist leer geräumt, sie haben sich alle andere Jobs gesucht“, sagt Münkel. Nichtsdestotrotz hat das Team mittlerweile das neue Programm für den Herbst aufgestellt. Ob zu den Veranstaltungen genügend Techniker im Haus sind und die Gäste wieder freudig einlaufen, bleibt abzuwarten. Claudia Münkel gibt sich zuversichtlich. „Wir haben gar nicht daran gedacht, dass es jetzt nicht wieder anlaufen könnte“, sagt sie.