Mehr so wie ein Kassenbon: Die Mitarbeiter des Vollzugsdienstes klemmen keine Roten Karten mehr unter die Windschutzscheiben. Foto: Stadt

Städtische Mitarbeiter drucken Strafzettel künftig gleich an Ort und Stelle aus.

Kornwestheim - Wer in Kornwestheim in der Vergangenheit im Halteverbot stand, und einen der roten Strafzettel unterm Scheibenwischer fand, der ärgerte sich natürlich. Dennoch: Die Verweise, einer roten Karte beim Fußball nicht unähnlich, hatten auch einen gewissen Kultfaktor in der Stadt. Andernorts sieht man schließlich nicht schon aus großer Ferne farblich deutlich markiert auf dem Weg zum Auto, dass da ein Verwarngeld dräut.

Nun, Kult hin, Ärgernis her: Die roten Strafzettel sind Geschichte. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, drucken ab sofort die Mitarbeiter des Gemeindlichen Vollzugsdienstes die kostenpflichtigen Verwarnungen an Ort und Stelle aus und klemmen diese hinter den Scheibenwischer. Derlei Verwarnungen haben mehr etwas von einem Kassenbon, wie der geübte Falschparker weiß.

Datum, Uhrzeit und Tatort auf einen Blick

„Das sorgt für mehr Transparenz, denn auf diesem Ausdruck ist der konkrete Verstoß mit Datum, Uhrzeit und ‚Tatort’ aufgeführt“, erläutert die Stadtverwaltung die Gründe für die Umstellung. „So wissen die KFZ-Fahrer und -Fahrerinnen sofort, was ihnen zur Last gelegt wird.“

Die Glücklichen, möchte man meinen. Und sich noch intensiver über den Bürgerservice freuen: „Außerdem“, so die Stadt, „enthält dieser Zettel einen QR-Code, der mit Hilfe des Smartphones gescannt werden kann.“ Wer über eine App seines Geldinstituts verfüge, könne das Verwarngeld ganz bequem begleichen. „Natürlich lässt sich der Betrag nach wie vor klassisch überweisen.“ Der Fall sei damit erledigt, es erfolge keine schriftliche Benachrichtigung mehr. „Das Risiko falsch übertragener Aktenzeichen, Bankverbindungen oder anderer Kennziffern ist bei der Nutzung des QR-Codes ausgeschlossen“, erläutert Bürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel. Erst wenn das verhängte Verwarngeld innerhalb von zwei Wochen nicht beglichen worden sei, erhielten die Fahrzeughalter und -halterinnen auf dem Postweg ein schriftliches Verwarnungsangebot mit Zahlungsaufforderung.

Drucker statt Zettel

So viel Bürgerservice ist beispielhaft und wir sind uns sicher: Die Kornwestheimer mögen den Verlust „ihrer“ Roten Karten betrauern, sich aber künftig über die bequeme neue Knöllchen-Dienstleistung freuen. Die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienst nehmen für diesen Service gar zusätzlichen Aufwand in Kauf, statt einiger roter Zettel tragen sie ab sofort einen durchaus schwereren mobilen Drucker im Halft... am Gürtel. High-Noon in der Bahnhofstraße.

Indes: Bei allem Gefrotzel sei gesagt, das Ganze hat wirklich handfeste Vorteile. Die Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, die wegen der – ohne Witz – vielen Falschparker in Kornwestheim tatsächlich viel zu tun haben, werden entlastet. „Der bislang hohe Verwaltungsaufwand zur Ermittlung von Fahrzeugen mit ausländischer Zulassung bei Parkverstößen wird deutlich sinken, wenn der Ausdruck mit der Höhe des Verwarngeldes direkt vorliegt“, ist Bürgermeisterin Koch-Haßdenteufel überzeugt.

Und wer sich die Rote Karte zurückwünscht, kann es ja auf die Blaue Karte schreiben. Die ist (noch) nicht ganz so kultig. und kein Schiri nutzt sie, dafür funktioniert sie andersrum: Die Bürger zeigen sie der Stadtverwaltung einmal im Jahr, teilen Anregungen, Kritik und Wünsche darauf mit.