Der Transporter aus Deutschland hält an mehreren Orten in ländlichen Gegenden, um Nahrungsmittel und Geschenke für Kinder zu verteilen. Foto: /Manfred Gwinner

Der Verein Foundation bringt wieder Lebensmittel auf den Balkan. Manfred Gwinner erklärt, warum die Not gerade besonders groß ist.

Kornwestheim - Vielen Menschen in den ländlichen Regionen Bosniens geht es nicht gut. Der Verein Foundation bringt den Erwachsenen und Kindern vor dem Weihnachtsfest daher immer Kartons mit Geschenken und Lebensmitteln. In diesem Jahr seien die Boxen so nötig wie seit Längerem nicht mehr, sagt der Kornwestheimer Manfred Gwinner, der zweite Vorsitzende des Vereins, im Interview.

Wie geht es den Bosniern gerade in der Corona-Pandemie?

Insgesamt geht es ihnen deutlich schlechter als uns. Bosnien hat zwar schnell auf die Situation reagiert. Die Menschen dort sind aber von der Corona-Krise stärker betroffen, weil es kein Sozialsystem wie bei uns gibt. Die Initiative des Einzelnen ist mehr gefordert, und die Wirtschaft kommt leider nicht so gut in die Puschen. Das liegt auch daran, dass viel Korruption herrscht und sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Bosnien zum Teil nicht ganz grün sind. Besonders hart trifft es Leute auf dem Land. Dort arbeiten viele in der Landwirtschaft und saisonal, zum Teil sogar als Tagelöhner. Das ist alles weggebrochen.

Also ist die Not in diesem Jahr noch größer als sonst?

Ja, das befürchte ich. Für einen Teil der Menschen fällt das Einkommen derzeit ganz weg, viele haben keine Arbeit. Wer nicht zufällig Verwandte im Ausland hat, die helfen können, hat es schwer.

Werden dieses Mal andere Dinge als sonst benötigt?

Nein, wir verteilen das, was wir immer verteilen: in Kartons verpackte Grundnahrungsmittel, die man gut lagern kann. Und für die Kinder gibt es Weihnachtsgeschenke in großen Schuhkartons.

Welche Sachen aus den Boxen sind besonders beliebt?

Bei den Lebensmitteln sind die Menschen sehr froh über Haltbares wie Nudeln, Öl und Zucker. Ansonsten kommt Margarine gut an, weil man damit in der Vorweihnachtszeit backen kann. Wir stellen aber immer wieder fest, dass es nicht so sehr die materiellen Dinge sind, die die Menschen erfreuen. Es ist wichtig, dass auch die Leute auf dem Land sehen, dass man an sie denkt. Darüber freuen sie sich sehr.

Wann und wo wollen sie die Kartons verteilen?

Eigentlich starten wir immer am zweiten Montag im Dezember, dieses Mal wird es aber wohl der 7. Dezember werden. Zwischen Tuzla und der Grenze zu Kroatien fahren wir verschiedene Anlaufpunkte in kleineren Orten an. Wir sind eine Woche unterwegs.

Sind die steigenden Infektionszahlen kein Problem bei der Aktion?

Der Transport per se sollte kein Problem sein, denn die Verkehrsströme sind nicht unterbrochen. Aber wir können vielleicht nicht mit so vielen Ehrenamtlichen aus Deutschland wie sonst fahren. In den Vorjahren waren wir zehn bis 14 Personen, die mit zwei Lastwagen nach Bosnien unterwegs waren. Wir rechnen damit, dass wir hinterher in Quarantäne gehen müssen. Das würde einigen Ehrenamtlichen Schwierigkeiten bereiten. Deshalb werden wir vermutlich mehr Aufgaben an die Helfer vor Ort abgeben. Außerdem müssen wir darauf achten, dass es beim Verteilen in den Dörfern keine Clusterbildung gibt. Wie wir das genau hinbekommen, müssen wir noch klären. Wir müssen die Situation genau beobachten.