Die Schüler gingen voran: Es sei wichtig, sagte Bürgermeister Güthler, dass die junge Generation die zukunftsgerichteten Botschaften des Gedenktages in die Zukunft trage Foto: Horst Dömötör

Erneut macht Corona die Begegnung mit den Partnerstädten unmöglich.

Kornwestheim - Nur knapp 20 Gäste in der Aussegnungshalle, mit Masken vor Nasen und Mündern und mit weitem Abstand über den ganzen Raum verteilt, während die anderen Besucher draußen warteten – und die fehlende Gegenwart der Freunde aus den Partnerstädten als schmerzliche Lücke: Ein weiteres Mal konnte am Sonntag die Gedenkfeier zum Volkstrauertag nicht so stattfinden wie erhofft. „Wenn wir uns für das kommende Jahr etwas wünschen dürfen“, sagte der Erste Bürgermeister Daniel Güthler, „dann steht ganz sicher das Treffen mit unseren europäischen Partnern an oberster Stelle.“

Plötzlich war alles ganz schnell gegangen: Mitte vergangener Woche war bekannt geworden, dass Oberbürgermeisterin Ursula Keck an Corona erkrankt ist – und deshalb unter anderem nicht am Volkstrauertag teilnehmen kann. Dennoch hatte es am Donnerstag von der Stadt noch geheißen, dass man sich auf das Wochenende mit den Gästen aus den Partnerstädten freue. Das hieß es auch aus Weißenfels, von wo Stadtratsvorsitzender Jörg Freiwald angereist wäre – er hofft nun auf den Kornwestheimer Weihnachtsmarkt, wo er Schokolade aus seiner Heimatstadt verkaufen will, sofern der Markt stattfinden kann. In Villeneuve-St.-Georges, berichtet SPD-Stadtrat Robert Müller, der vor wenigen Tagen zum dortigen Jour de l’armistice gereist war und Kornwestheim bei den Feierlichkeiten repräsentierte, seien die Partner recht geknickt gewesen über die Absage: „Die Zugfahrkarten waren gekauft, und Bürgermeister Philippe Gaudin wäre sehr gerne zu seinem ersten Besuch beim Volkstrauertag gekommen“, erzählt Müller.

Auch die russische Fahne wehte – trotz der jahrelangen Funkstille

Die Gedenkfeier selbst, erklärt Daniel Güthler, wäre nicht das Problem gewesen bei einem Zusammentreffen. Aber ein Rahmenprogramm, das auch von geselligem Beisammensein lebe, sei angesichts der eklatant steigenden Corona-Ansteckungszahlen nicht mehr verantwortbar gewesen. Geplant waren unter anderem ein Besuch im Ludwigsburger Schloss, in den aktuellen Ausstellungen im Kleihues-Bau und eine Kostümführung im Alten Dorf. Die englische Partnerstadt Eastleigh habe bereits im September gesagt, dass sie in diesem Jahr nicht dabei sein werde, so Güthler. In Großbritannien wurde der „Remembrance Day“ zeitgleich mit dem Volkstrauertag gefeiert – ohne Kornwestheimer Beteiligung. Auch die russische Fahne wehte am Sonntag vor dem Friedhof, „wenn wir auch leider aus Kimry seit Jahren nichts mehr hören“, so Güthler.

Ganz ohne einen Hauch von Internationalität ging die Gedenkfeier, die sich nach Ansprachen in der Aussegnungshalle vor dem Mahnmal auf dem Friedhof fortsetzte, dennoch nicht vonstatten: Vertreter der US Army waren dabei und wurden von Daniel Güthler besonders herzlich begrüßt – und mit einem Stück von der Berliner Mauer beschenkt. Man sei den amerikanischen Streitkräften heute noch zum Dank verpflichtet, dass sie gemeinsam mit den anderen Alliierten Deutschland von der Tyrannei befreit „und damit die Grundlage für unser Leben in Frieden und Freiheit geschaffen haben“, so Güthler. Die Herausforderung, Krisen im Schulterschluss zu bewältigen, wachse stetig.

Die Schülerinnen und Schüler gehen voran

Deshalb sei es wichtig, in einer internationalen Staatengemeinschaft, die von „Menschlichkeit, Toleranz und Vernunft“ getragen werde, kriegerischen Konfliktlagen, pandemischen Bedrohungen und Ursachen für den menschengemachten Klimawandel entschieden entgegenzutreten. Dass gerade junge Menschen die „durchaus zukunftsgerichteten Botschaften des Volkstrauertages“ weitertrügen, sei für ihn persönlich neben dem Gedenken an die Opfer von Krieg, Terror und Gewalt der größte Wert des Gedenktages, so der Erste Bürgermeister.

Junge Menschen zollten dem Anlass in der Tat ihren Tribut: Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Realschule begleiteten die Gedenkfeier mit ihrem Lehrer Christian Sommerfeldt nicht nur musikalisch, sie hatten auch einen selbstgedrehten mehrsprachigen Film über die Gedanken von Theodor Heuss zu Frieden, Einigkeit, Recht und Freiheit mitgebracht – und gingen mit einem Gesteck mit leuchtendgelben Blumen voran, als es galt, am Ehrenmal die Kränze niederzulegen. Der Schule sei es ein Anliegen, sich am Volkstrauertag zu beteiligen, beteuerte Rektor Boris Rupnow am Rednerpult.

Sehr bewegt von der Gedenkfeier, die auch von den Städtischen Orchestern, Pfarrerin Stefanie Henger und der Gymnasiastin Jette Haas mitgestaltet wurde, war eine ältere Besucherin. Der kerzengeschmückte Friedhof und der Zeitpunkt am Nachmittag verleihe dem Anlass eine besonders berührende, würdige Atmosphäre, sagte sie. Vor zwei Jahren hatte die Stadt die Gedenkfeier in den Nachmittag verschoben und den Auftakt in die Aussegnungshalle verlegt.