Die CDU-Fraktion spricht sich für eine Moschee ohne Minarett aus. Foto: dpa

Der Moschee-Turm stößt bei den Christdemokraten auf Widerstand, in den anderen Gemeinderatsfraktionen allerdings nicht.

Kornwestheim - In diesen Tagen erhalten die gut 80 Mitglieder der CDU Kornwestheim Post. Sie werden um ihre Meinung gebeten: Soll der Neubau der Moschee an der Sigelstraße mit einem Minarett versehen werden? Die Fraktion wolle sich ein Stimmungsbild einholen, erklärt der Vorsitzende Hans Bartholomä das Vorgehen.

Die CDU-Stadträte selbst lehnen nicht die Moschee, aber den Turm ab. „Weil er zur Polarisierung der Bevölkerung beiträgt“, sagt Bartholomä. Er werde dazu führen, dass die Moschee nicht so akzeptiert werde, wie es wünschenswert sei, so der Fraktionsvorsitzende, der die Integrationsarbeit des Türkisch-Islamischen Kulturvereins ausdrücklich lobt.

Eine Moschee ohne Minarett, das ist für Bartholomä der „kleinste gemeinsame Nenner“, auf den man sich verständigen könne. Die Meinung der CDU-Mitglieder sei für die Stadträte zwar nicht bindend in ihrer Entscheidung über den Bebauungsplan, betont Bartholomä, aber doch ein „gewichtiges Argument“. Er kündigte einen Antrag der CDU-Fraktion zur konkreten Ausgestaltung des Bauvorhabens an.

Damit dürften sich die christdemokratischen Stadträte nicht nur den Widerspruch von der Fraktion Grüne/Linke einhandeln, die auf einen möglichst schnellen Beschluss über den Bebauungsplan drängt. „Am besten noch vor der Sommerpause“, sagt der Fraktionsvorsitzende Ralph Rohfleisch. Die Gemeinde warte schon seit Jahren auf einen positiven Bescheid. „Die Sache ist entscheidungsreif“. Das Minarett will Rohfleisch nicht in Frage stellen. „Eine Kirche mit Kirchturm hat doch auch eine ganz andere Ausstrahlung als ein Gemeindehaus“, sagt er. Mit ihrem Vorgehen werfe die CDU dem Türkisch-Islamischen Kulturverein Knüppel zwischen die Beine.

Auch die SPD hat laut dem Fraktionsvorsitzenden Hans-Michael Gritz mit dem Turm keine Probleme. Die Höhe von 25 Metern und die Beschränkung auf ein Minarett stelle einen akzeptablen Kompromiss dar zwischen den ursprünglichen Plänen des Kulturvereins und den Wünschen aus der Kommunalpolitik . Der Turm passe zu dem Gebäude. Gritz äußerte die Sorge, dass das Minarett zum Symbol für diejenigen werde, die die Moschee aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnten. Die Freien Wähler sehen keinen Grund, den Bau des Minaretts nicht zu ermöglichen. Kirchen würden auch über Türme verfügen, häufig nicht nur über einen einzigen, sagt Stadtrat Klaus-Dieter Holzscheiter. Schon wegen der Religionsfreiheit dürfe man dem Türkisch-Islamischen Kulturverein keine Steine in den Weg legen.

Vom Verlauf der Bürgerinformation am Donnerstagabend zeigen sich die Vertreter der Kornwestheimer Kommunalpolitik zufrieden. Und sie betonen im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es gut gewesen sei, diese Veranstaltung auszurichten. Großes Lob zollen sie Recep Aydin vom Türkisch-Islamischen Kulturverein, der in ruhiger, sachlicher und gleichwohl engagierter Art auf die teils auch verletzenden Fragen eingegangen sei. Sie heben auch die Moderation von Oberbürgermeisterin Ursula Keck hervor, der es immer wieder gelungen sei, die Veranstaltung auf eine sachliche Ebene zurückzuführen.

Rund 150 Besucherinnen und Besucher waren zur Veranstaltung ins Rathausfoyer gekommen. Vor dem Eingang hatten Vertreter rechter Gruppierungen Flugblätter verteilt, auf denen sie vor einer Islamisierung Deutschlands warnten. In der Versammlung selbst hielten sich Befürworter der neuen Moschee und Gegner die Waage, wobei diejenigen, die das Bauvorhaben ablehnen, weniger Probleme mit dem eigentlichen Baukörper haben, als vielmehr mit dem Islam insgesamt. Ein Fragesteller zitierte eine Sure aus dem Koran, in der Gewalt verherrlicht wird. Das Christentum, entgegnete ein Teilnehmer, habe auch viel Dreck am Stecken. Pfarrerin Elserose Haug mahnte einen sorgsamen Umgang mit Bibel und Koran an. Sie maße sich nicht an, über die Bücher anderer Religionen zu urteilen, sagte die evangelische Pfarrerin.

Hans-Michael Gritz und Ralph Rohfleisch empfanden die Stimmung in der Summe als eher pro Moschee, auch wenn sich immer wieder erbitterte Gegner des Islams zu Wort meldeten. Für Hans Bartholomä manches „schwer erträglich“. Sein zusätzlicher Erkenntnisgewinn an diesem Abend: Der rechte Rand in Kornwestheim habe für ihn endlich ein Gesicht bekommen.

Wie geht’s weiter? Der Gemeinderat wird frühestens im Juli über den Bebauungsplan – eine Verabschiedung der Satzung ist notwendig, damit der Türkisch-Islamische Kulturverein überhaupt bauen darf – entscheiden. Dann kann die Stadtverwaltung das Baugesuch genehmigen.