Auch die Grundschulen profitieren vom Ausbau der Schulsozialarbeit. Foto: dpa

Die Schulsozialarbeit wird an der Theodor-Heuss-Realschule und an der Schiller- sowie an der Silchergrundschule ausgeweitet.

Kornwestheim - Und es werden doch noch Wünsche wahr – sogar in Kornwestheim. Obgleich sich die Stadt derzeit im Sparmodus befindet, wird sie zum nächsten Schuljahr die Schulsozialarbeit ausweiten. Drei Schulen profitieren – die Realschule, für die Thomas Sax derzeit mit einer halben Stelle im Einsatz ist, erhält 100 Prozent Schulsozialarbeit, in der Schiller- und in der Silcherschule wird der Anteil von zehn auf 50 Prozent aufgestockt.

In der Kommunalpolitik ist zuletzt immer wieder um die Ausweitung der Schulsozialarbeit gestritten worden. Während sich die Fraktionen von SPD, Grüne/Linke und der Freien Wähler für ein Mehr ausgesprochen hatten, zeigten sich die Christdemokratischen skeptisch – nicht weil sie die Notwendigkeit nicht gesehen hätten, sondern weil sie der Ansicht waren, dass der Haushalt das nicht hergibt. Mit einer Rochade in der Abteilung Jugend will die Stadt aber mehr Schulsozialarbeit ermöglichen, ohne höhere Personalkosten zu haben. Auf den ersten Blick scheint sich die Stadt verrechnet zu haben. Das Bewohner- und Familienzentrum gibt eine Stelle (genau genommen sind es 95 Prozent) ab, die Schulsozialarbeit wird um eineinhalb Stellen (exakt sind es 130 Prozent) aufgestockt. Dass die Rechnung gleichwohl aufgeht, liegt an der Förderung der Schulsozialarbeit durch das Land. Es gibt zu jeder Stelle eines Schulsozialarbeiters 16 700 Euro hinzu. Kornwestheim erhält künftig 25 000 Euro mehr an Geldern für die Schulsozialarbeit.

Für Uschi Saur, Leiterin der Abteilung Jugend bei der Stadtverwaltung, gibt es überhaupt keine Zweifel, dass die Investitionen in die Schulsozialarbeit gut angelegtes Geld sind. Der Bedarf sei gestiegen, berichtet die Jugendreferentin. Eine Ursache sei beispielsweise der Wegfall der Grundschulempfehlung. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die sich möglicherweise nicht an der für sie passenden Schule befänden, sei gestiegen. Bis es zum Schulwechsel komme, vergehe mitunter viel Zeit – verbunden mit Frustrationserlebnissen und Ängsten. Dann sei die Schulsozialarbeit gefordert, so Saur.

Fünf Arbeitsfelder sieht die Jugendreferentin für die Schulsozialarbeiter. Neben der Einzelfallbetreuung sind das die Projektarbeit mit den einzelnen Klassen, die Elternarbeit und Kooperationen mit Vereinen und Verbänden außerhalb des Schulgebäudes. Zudem sollen die Schulsozialarbeiter auch über die Unterrichtszeit hinaus blicken und den Kindern und Jugendlichen in Sachen Freizeitgestaltung Tipps und Anregungen geben.

„Wir freuen uns natürlich“, sagt Boris Rupnow, Rektor der Theodor-Heuss-Realschule (THRS), über die Verdoppelung der Schulsozialarbeit. Er wisse die Arbeit, die Thomas Sax mit seiner derzeitigen 50-Prozent-Stelle an der THRS leiste, ohnehin bereits zu schätzen. „Es ist ein sehr niederschwelliger Ansatz, das ist gut“, so Rupnow, „denn vieles bekommen wir als Lehrer überhaupt nicht mit.“ Für die Schüler sei Sax eine wichtige und unmittelbare Anlaufstelle. Nun könne man ihn voll in das Schulleben integrieren, obwohl Sax schon jetzt bei Konferenzen dabei und Teil des Klassenalltags sei. Das alles könne jetzt intensiviert werden, außerdem könne sich der Schulsozialarbeiter nun noch stärker um die Einzelfälle kümmern – also um Schüler, die mit ihren Sorgen und Problemen direkt zu ihm kommen.

Dass diese Sorgen nicht ohne sind, hatte Konrektor Björn Wimmer im Sommer dieses Jahres in einem Interview mit dieser Zeitung berichtet. Er listete massive Probleme bei den Schülerinnen und Schülern auf – vom selbstverletzenden Handeln bis hin zu Selbstmordankündigungen. Wimmer wollte damit unterstreichen, wie wichtig die Schulsozialarbeit für die Theodor-Heuss-Realschule ist. Sein Appell hat gefruchtet, wie die jüngst vom Gemeinderat beschlossene neue Stellenzuordnung in der Abteilung Jugend der Stadtverwaltung zeigt. Die Realschule habe auch deshalb einen größeren Bedarf, weil sie eine Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder habe und weil nunmehr auch der Hauptschulabschluss an der Realschule möglich sei, erläutert Uschi Saur.

Sie befürwortet aber auch die Ausweitung der Schulsozialarbeit an den Grundschulen. Der Umgang miteinander innerhalb der Klassengemeinschaft sei für die Sozialarbeiter dort ebenso ein Thema wie die Betreuung von Kindern, die Probleme – sei es im Elternhaus oder im Zusammensein mit Gleichaltrigen – hätten.