Ohne die Ehrenamtlichen wäre der Tafelladen nicht zu stemmen. Foto: Mateja fotografie

Vor 15 Jahren wurde der Tafelladen eröffnet. Nun wurde gefeiert.

Kornwestheim - In der Mitte der Tische stehen brennende Teelichter, kleine Figuren und andere schmückende Elemente. Herbstliche Platzdecken und Servietten sowie Süßigkeitentütchen mit einem „Danke“-Schriftzug liegen aus. Die liebevolle Dekoration wartet auf diejenigen, die sonst selbst dafür sorgen, dass sich andere wohlfühlen können. Der Tafelladen Martinistüble wurde am Sonntag 15 Jahre alt – und gefeiert wurde das mit den zahlreichen Ehrenamtlichen, die dieses Angebot erst möglich machen.

Am 20. Oktober 2004, also auf den Tag genau vor 15 Jahren, wurde der Laden eröffnet, erinnerten Jacqueline Avagliano und Franz Scheuermann vom Leitungsteam in ihrer gemeinsamen Ansprache die Besucher des Festes im Martinisaal. Vorausgegangen sei eine eineinhalbjährige, intensive Vorbereitung. Den katholischen Pfarrer und den Kirchengemeinderat habe man jedoch schnell von der Idee überzeugen können, sagte Scheuermann.

Dass der Bedarf dafür sogar recht groß ist, zeigte sich recht bald. Während der Tafelladen im ersten Jahr nur an einem Nachmittag öffnete, waren es 2005 bereits zwei Termine pro Woche. Seither kann immer mittwochs und freitags von 14.30 bis 17 Uhr eingekauft werden. Auch die Anzahl der Personen, die das Angebot nutzen, wuchs. Im Jahr 2005 zählte man noch 3360 Kunden, 2018 waren es bereits mehr als 4700 Menschen übers Jahr verteilt. Dabei darf dort nicht jeder die stark verbilligten Produkte einkaufen: Man muss belegen, dass man bedürftig und für einen Einkaufsausweis berechtigt ist.

Sieben Touren fahren die Ehrenamtliche in der Woche, um die Waren in den Laden in der Karl-Joos-Straße zu transportieren. Angeboten werden dort vor allem Lebensmittel, die nicht einwandfrei verpackt wurden oder deren Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht ist. Sie sind nicht mehr im regulären Handel verkäuflich und werden von Discountern und einem Bäcker gespendet. Die Helfer sortieren verschimmelte oder sonstige unbrauchbare Lebensmittel aus, bestücken den Laden mit den Waren und übernehmen den Verkauf hinter der Theke. Das Martinistüble kooperiert mit der Ludwigstafel, in deren Namen Geschäftsführerin Anne Schneider-Müller und Vorsitzender Horst Krank gratulierten.

Ebenfalls vor 15 Jahren, im Dezember 2004, wurde das Kleiderstüble eröffnet. Dort gibt es jeden ersten Dienstagnachmittag im Monat für wenig Geld gut erhaltene, teils neuwertige Kleidung, Schuhe, Taschen, Spielzeug, Bücher und Haushaltswaren. Immerhin schon 13 Jahre besteht das Angebot des Mittagstisches. Jeden Donnerstag um 11.30 Uhr wird im Franziskussaal ein warmes Mittagessen samt Suppe und Getränk für nur 3,20 Euro ausgegeben.

Wie Scheuermann und Avagliano betonten, richten sich die beiden letzteren Angebote nicht nur an Bedürftige. „Niemand ist ausgeschlossen, alle sind willkommen. Wir wollen Orte der Begegnung schaffen“, sagte Scheuermann. Avagliano ergänzte: „Es geht nicht nur um die Befriedigung der Grundbedürfnisse, sondern auch um soziale Kontakte.“

Bürgermeister Daniel Güthler lobte beim Fest die „vorbildliche Art und Weise“ des Engagements. Er stellte nicht nur den Nutzen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus, sondern wies auch darauf hin, dass Martini- und Kleiderstüble Produkte vor sinnloser Verschwendung bewahrten und somit nachhaltig seien.

Aus den Initialen von Tafelladen, Kleiderstüble und Mittagstisch ist der Titel der Aktion „Komm, wir teilen miteinander“ entstanden. In diesem Bereich arbeiten derzeit 72 Ehrenamtliche unterschiedlicher Konfessionen. Viele sind von Beginn an dabei. Um ihnen und ehemaligen Helfern zu danken, gab es nun im Martinisaal ein gemeinsames Mittagessen. Vorab war eine Fotoshow zu sehen, die Aufnahmen von den Anfängen der Aktion bis zu der aktuellen Baustelle am ehemaligen Schwesternhaus zeigte. Dorthin sollen Martini- und Kleiderstüble im kommenden Jahr nach dem Umbau ziehen. Wer wollte, konnte an Stellwänden anhand von Fotos und Zeitungsartikeln weitere Details aus der Historie des Tafelladens, des Kleiderstübles und des Mittagstisches erfahren.