Vor dem Kornwestheimer Rathaus gibt es bereits eine Ladestation: Im Stadtgebiet gibt’s davon sieben mit 16 Ladepunkten. Ein Standort findet sich zusätzlich in Pattonville. Foto: Marius Venturini

Die Stadt will ihr Klimaschutzkonzept aktualisieren und sich verstärkt der E-Mobilität widmen.

Kornwestheim - Kornwestheim gibt sich Mühe“, würde vermutlich in einem Zeugnis stehen, das Cordula Wohnhas der Stadt ausstellt. Im Klartext: Die Bemühungen für den Klimaschutz reichen nicht aus. Weshalb die Leiterin der Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz anregt, das aus dem Jahr 2010 stammende Klimaschutzkonzept fortzuschreiben und mit einem neuen Ziel zu hinterlegen. Das soll lauten: Klimaneutralität bis zum Jahr 2040. Oder noch besser: bis zum Jahr 2035. Die Überschrift des neuen Strategiepapiers, dessen Erarbeitung der Ausschuss für Umwelt und Technik jetzt einhellig zugestimmt hat, lautet deshalb: „Kornwestheim klimaneutral 2035/2040“.

Klimaschutzkonzept ist nicht mehr aktuell

Ein ehrgeiziges Ziel, wenn man es mit dem vergleicht, was sich die Stadt vor elf Jahren bei ihrem ersten Klimaschutzkonzept vorgenommen hat. Seinerzeit strebte sie eine 80- bis 90-prozentige Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 an – und das auf Grundlage der Werte aus dem Jahr 1990. Wie viel ist bis dato erreicht worden? 25 bis 30 Prozent, schätzt Cordula Wohnhas. Exakte Zahlen zu liefern, das sei schwierig, weil die Grundlagendaten aus 1990 mit Vorsicht zu betrachten seien.

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Die aktuellsten Zahlen für die CO2-Emissionen liegen fürs Jahr 2017 vor. Danach wurden in Kornwestheim 195 000 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen – 10 000 Tonnen weniger als zwei Jahre zuvor. Das macht 5,8 Tonnen pro Kopf und Jahr. Unerfreuliches Teilergebnis: Der Verkehrsbereich hat in diesen zwei Jahren an CO2-Emissionen um gut zwei Tonnen sogar zugelegt. Auffällig für Kornwestheim, so Wohnhas, seien die vergleichsweise hohen Treibhausgasemissionen beim Sektor Strom.

Unterstützung durch externe Berater

In der Fortschreibung will die Stadt nun auflisten, was getan werden muss, um die Klimaneutralität in 15 bis 20 Jahren zu erreichen. Cordula Wohnhas will dafür die Unterstützung von externen Beratern einholen. 50 000 Euro haben ihr die Stadträte bewilligt. Wenn’s mehr werde, werde man den Betrag auch aufstocken, versicherten Hans Bartholomä (CDU) und Hans-Michael Gritz (SPD). Die Bürgerschaft solle auf jeden Fall beteiligt werden, betonte Wohnhas. Das sei ganz wichtig, stimmte Edda Bühler (Grüne) dem zu, denn „die Message muss in die Fläche“. In der Tat: Die Stadt selbst, so rechnete Wohnhas vor, könne durch die Sanierung von Schulen und Kindergärten, durch zusätzliche Fotovoltaikanlagen auf städtischen Dächern oder die Umrüstung des Fuhrparks auf E-Mobilität nur zu zwei Prozent die Zahlen beeinflussen.

Die Umweltexpertin weiß die Stadträte auf ihrer Seite. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä erhofft sich von der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes „eine Linie, an der wir uns entlanghangeln können“, und Aufschluss über die Kosten. Edda Bühler mahnte zur Eile – zum Beispiel beim Ausbau der Nahwärmeversorgung. „Papier ist geduldig und reduziert das CO2 nicht“, so die Stadträtin der Grünen. Hans-Michael Gritz schlug eine Strategieklausur des Gemeinderats zu dem Thema vor. Ender Engin (FDP) sagte, dass das A und O die Beteiligung der Bevölkerung sei, nicht die Umsetzung einzelner Maßnahmen unter städtischer Regie.

Auch Elektromobilität ist ein großes Thema

Während die Stadt fürs Klimaschutzkonzept 50 000 Euro in die Hand nehmen will, reichen für den Fahrplan zur Elektromobilität gut 7000 Euro – dank eines Förderprogramms aus dem Bundesverkehrsministerium, an dem Kornwestheim partizipieren will. 37 000 Euro erhofft sich die Stadt aus Berlin. Mit dem Geld soll ein Konzept erarbeitet werden, wie man beim Ausbau der Ladeinfrastruktur vorgehen will. Wo müssen neue Ladesäulen installiert werden? Wie viel Platz muss die Stadt bei der Ausweisung von neuen Wohngebieten für die Ladeinfrastruktur freihalten? Es gehe bei diesem Konzept nicht um den privaten Bereich, so Wohnhas. Die Stadträte begrüßten es, dass sich Kornwestheim um die Aufnahme in das Förderprogramm bemüht. „Wenn solche Programme aufgelegt werden, muss man das auch mitnehmen“, sagte Edda Bühler. Eine gute Ladeinfrastruktur sei wichtig, weil es das Stromnetz nicht hergebe, wenn jedes Haus seine eigene Ladestation habe.

Hans-Michael Gritz und Hans Bartholomä warnten im Ausschuss für Umwelt und Technik aber auch davor, allzu sehr auf die E-Mobilität zu setzen. „Damit kommen wir nicht auf die Insel der Glückseligen“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Man komme nicht umhin, Mobilität komplett neu zu denken. Erst wenn die Speicher leistungsfähiger seien, werde der Durchbruch für die E-Mobilität kommen, so der CDU-Stadtrat.