Gelb-schwarzes Geschoss: Maximilian Malinowski dreht in einem rund 460 PS starken Le-Mans-Prototypen seine Runden. Foto: privat

Maximilian Malinowski steuert fast 300 km/h schnelle Prototypen über die Rennstrecken.

Kornwestheim -

Das soll jetzt nicht komisch klingen, aber: Der Porsche fühlt sich im Vergleich mit dem LMP-3-Fahrzeug an wie ein Sofa.“ LMP, das steht für Le-Mans-Prototyp, der in diesem Fall rund 460 PS hat, ein Fahrzeug, das für die Rennstrecke hochgezüchtet wurde. Und hinter dessen Steuer der Kornwestheimer Maximilian Malinowski sitzt – im bald abgelaufenen Jahr noch zu Testzwecken, in Zukunft soll es aber in verschiedenen Rennserien um Punkte und Platzierungen gehen.

Nicht, dass der Porsche, von dem Malinowski spricht, schwachbrüstig daherkommt. „Der GT3 ist natürlich auch ein reinrassiges Rennauto“, sagt der 21 Jahre junge Rennfahrer. Nur sei so ein Prototyp eben doch nochmal etwas anderes. Und darauf konzentriert er sich nun.

Mit 15 zum ersten Mal am Steuer

Maximilian Malinowski wohnt in Kornwestheim, besuchte erst das Ernst-Sigle-Gymnasium und hat in der Corona-Pause an der Pattonviller Erich-Bracher-Schule sein Abitur gemacht. Er studiert derzeit Internationale Betriebswirtschaft an der Hochschule Heilbronn. „Es war wichtig, erstmal nicht alles hundertprozentig auf eine Karte zu setzen“, sagt er. Die Pandemie sei ein großer Dämpfer gewesen. Aber für das kommende Jahr sieht es so aus, als könne Malinowski diese eine Karte tatsächlich ausspielen, die da heißt: Profirennfahrer.

Ausgangspunkt: Spielberg in Österreich, 2016. Dort saß der damals 15-Jährige zum allerersten Mal am Steuer eines Autos. Seit seinem zwölften Lebensjahr hatte er bei Kart-Rennen auf sich aufmerksam gemacht, auch auf der Langstrecke teils über 24 Stunden. Auf dem Red-Bull-Ring kletterte er nun ins Cockpit eines Formel-Renault-Boliden und drehte erste Runden. „Aber nach dem Test war mir klar, ich will trotzdem in die Langstrecke“, sagt er. Über weitere Wettkämpfe im Kart ging es schließlich noch einmal hinters Lenkrad eines Formel-Renault-Wagens, bis sich die Gelegenheit zu einer Testfahrt im Porsche 991 GT3 Cup ergab. Malinowski nahm auf dem Sofa Platz.

„Weiter, weiter, immer weiter!“

Aus einer Fahrt wurden viele. Dabei lieferte er wichtigen Input für die Renningenieure zum Setup des Fahrzeugs. Dann kam die Pandemie, alles stand erst einmal still.

Eines der Mottos von Maximilian Malinowski heißt: „Weiter, weiter, immer weiter! Ich will immer den nächsten Schritt machen.“ Doch auch er wurde radikal ausgebremst, seine Motivation wanderte zwangsläufig von der Rennstrecke ins Studium, bis eine neue Türe aufging: Den ersten Test in einem LMP-3-Rennwagen absolvierte er Mitte dieses Jahres auf dem Hockenheimring, in einem Norma M30/Ligier, knapp 300 km/h schnell und mit einer Höhe von einem Meter flach wie eine Flunder. „Ich bin knapp 1,80 Meter groß und kann mich gerade eben so reinpfriemeln“, sagt Malinowski. Im Vollcarbon-Geschoss sind Kinn und Füße dann in etwa auf derselben Höhe, die Position festgeschnallt und eher liegend. Fahrhilfen gibt es keine. „Gas, Kupplung und ein paar Knöpfe, das war‘s“, fasst Malinowski zusammen, „Rennfahren pur.“

Im Auto hat es 50 bis 60 Grad

Bei dieser Gelegenheit lernte er auch das Team kennen, mit dem er auf eine Zukunft in einer Rennserie hofft: WS Racing aus dem beschaulichen Trierweiler nahe Trier. Mit der Crew um die Teamchefs Thorsten Willems und Stefan Buchwald will Malinowski möglichst bald etwa im Michelin-Cup angreifen, was der Einstieg in die Langstreckenrennen wäre. Als „superfamiliär“ bezeichnet er die Atmosphäre in der Mannschaft. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Gemanagt wird er nach wie vor von Vater Thomas, der seit 1989 im Rennsport tätig ist.

Und was steht nun an? Sponsorenakquise ist immer ein Thema, da geht es Maximilian Malinowski nicht anders als den großen und nicht ganz so großen Stars im Rennzirkus. Und wahrscheinlich darf er irgendwann auch an der Entwicklung noch größerer Kaliber, sogenannter „Hypercars“ mitwirken. Und er will noch fitter werden, als er sowieso schon ist. „Im Auto hat es schon mal zwischen 50 und 60 Grad“, sagt er. Und da wären ja noch die enormen Kräfte, die beim Beschleunigen und Bremsen wirken. „Als ich das LMP-3-Auto zum ersten Mal gefahren bin, habe ich das gar nicht so wahrgenommen – erst einen Tag später habe ich es im Nacken gemerkt. Da sollte ich also nochmal nachlegen.“ Im März 2022 geht es für ihn im Rennwagen weiter. „Ich freue mich auf die Zeit, die dann kommt“, sagt der Pilot. Und bald reicht es vielleicht zu größeren Erfolgen als diesem hier: Im freien Training vor einem Lauf zur sogenannten P9-Challenge durfte Malinowski schon ran – und holte dabei Rang 1.

Auto und Training

Dieses Auto
  fährt Maximilian Malinowski derzeit: LMP 3 Norma M30/Ligier JS P320 mit Nissan-V8-Saugmotor, sequenziellem 6-Gang-Getriebe, knapp sechs Litern Hubraum und rund 460 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 290 km/h, Malinowski sitzt in einem Vollcarbon-Monocoque. Der Bolide wiegt leer keine 900 Kilogramm und ist einen Meter hoch, 1,90 Meter breit und 4,60 Meter lang.

Training
absolviert Maximilian Malinowski am Liebsten auf der Rennstrecke. Aber zuhause steht auch ein Rennsimulator. „Dabei bilde ich mir eine grobe Schablone einer Strecke und merke mir Ansätze fürs Bremsen und Beschleunigen“, sagt er. Man könne dann besser vorbereitet loslegen, wenn man vor Ort sei. „Den sogenannten Popometer brauche ich aber trotzdem.“ Übrigens: WS-Racing hat auch ein E-Sport-Team, das sich voll und ganz auf den virtuellen Rennsport an der Videospielkonsole konzentriert.