Maik Rietentidt fotografiert meist die Stars. Nun drückte er in Kornwestheim auf den Auslöser seiner Kamera.
Kornwestheim - Maik Rietentidt fotografiert nicht nur, ein Teil seiner Arbeit erinnert auch an einen Motivationscoach. „Mehr lachen, noch mehr lachen“, fordert er Simone Tuschik auf. „Denk’ an deine Geburt zurück.“ Die 49-Jährige, schick geschminkt, Perlenketten tragend, lächelte bereits auf ihrem Stuhl im Friseursalon Pur in der der Kornwestheimer Jakobstraße. Doch jetzt strahlen auch die Augen, der ganze Mensch. Rietentidt drückt auf den Auslöser, wieder und wieder. Er bewegt sich langsam um Simone Tuschik, erklickt sich Aufnahme um Aufnahme. Kurze Zeit später ist das Shooting beendet und Tuschik entlassen.
„Das war einfach“, sagt Maik Rietentidt zum Abschluss. Es ist ein Kompliment von einem, der es wissen muss. Rietentidt ist das, was man landläufig einen Starfotografen nennt. Einerseits fotografiert er große Sterne und kleine Sternchen. Andererseits hat er, weil ihn das Scheinwerferlicht eben so oft streift, selbst Bekanntheit erlangt. Er arbeitete jahrelang bei Chanel, außerdem für andere klangvolle Namen wie Estee Lauder und Karl Lagerfeld. Auch die Teilnehmerinnen von „Germanys Next Topmodel“ lichtete er bereits ab. Er ist offizieller Fotograf der Miss Germany Corporation, war vielfach in Magazinen und im TV zu sehen, persönlich, mit seinen Fotografien oder auch gleich beides.
Was ihn an diesem Montag nach Kornwestheim gebracht hat? Ganz einfach: Rietentidt bietet auch Shootings für Jedermann an, arbeitet dafür beispielsweise mit Friseurstudios zusammen. „Der Kontakt kam über eine befreundete Friseurin zustande“, berichtet der Pur-Chef Tony Geronikolakis. Er zeigt sich erfreut darüber, wie gut das Angebot angenommen wird. „Wir haben kurz befürchtet, uns bis auf die Socken zu blamieren“, sagt er grinsend. „Aber nach ein paar Tagen hatten wir schon zwanzig Anmeldungen.“
Das Shooting kommt deutlich teurer als ein normaler Friseurbesuch. 280 Euro zahlen die größtenteils weiblichen Teilnehmer. Im Preis inbegriffen sind aber auch Styling und Make-Up. Für letzteres zeichnet unter anderem Silvia Gugino verantwortlich. Sie ist Makeup-Artist und Rietentidts „rechte Hand“, wie er erzählt.
Während Simone Tuschiks Aufnahmen gerade enden, schminkt Gugino bereits Chiara, 16 Jahre alt, für das nächste Shooting. Die junge Frau aus Stammheim hat lange, verzierte Fingernägel, blau, weiß, Glitzer – und Gugino richtet sie nun passend dazu her. „Das macht schon Spaß“, sagt die 16-Jährige. „Das schöne an einem Tag wie heute ist die riesige Bandbreite an Menschen, mit denen wir arbeiten“, berichtet Silvia Gugino. Dann ermahnt sie Chiara: „Die Augen zulassen.“
Die Gründe, sich von einem Profi ablichten zu lassen, sind vielfältig. Chiaras Bilder sollen bei einem Nageldesign-Wettbewerb eingereicht werden. Simone Tuschik wiederum hat das Shooting ihrer Freundin Sabine Kohlberg, die ebenfalls im Pur ist, geschenkt – und macht gleich selbst mit. „Das ist etwas ganz Besonderes, er ist sehr freundlich, nimmt die Angst“, sagt Simon Tuschik über Maik Rietentidt.
Alltägliche Menschen zu fotografieren, das mag der Modelfotograf gern, wie er sagt. „Jeder Mensch hat schöne Seiten“, ist er überzeugt. Seine Aufgabe, und die seines Teams, sei es, diese schönen Seiten hervorzuheben und zur Geltung zu bringen. Fotografieren, das sei viel Handwerk, ist er überzeugt. Dann eilt er wieder in den abgetrennten Bereich, wo nun die Fotoleuchten und die Dekoration auf Chiara warten.
Tony Geronikolakis ist zufrieden mit diesem Tag. Maik Rietentidt wird wohl erneut in den Pur-Friseursalon kommen, wie er erzählt. „Für das nächste Mal haben wir ebenfalls bereits fünf Anmeldungen“, sagt Geronikolakis.