Eine Aufgabe der Schulsozialarbeit: die Streitschlichtung. Foto: z

Der Sachstandsbericht zur Schulsozialarbeit zeigt, dass mehr Personal benötigt wird. Die Grünen wollen das Thema in die Haushaltsdebatte nehmen.

Kornwestheim - Wie ist die Schulsozialarbeit in der Stadt aufgestellt? Das wollten die Gemeinderatsfraktionen von SPD, Freien Wählern und Grüne/Linke wissen. Darum hatten sie die Verwaltung beauftragt, die Situation der Schulsozialarbeit in Kornwestheim darzulegen und einen vergleichenden Blick auf die Nachbarkommunen zu werfen. Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Optimal sieht es an den hiesigen Schulen nicht aus, im Vergleich mit Ludwigsburg, Markgröningen, Möglingen oder Ditzingen steht Kornwestheim teils sogar schlecht da. Auch an Orientierungsgrößen und Empfehlungen kommen die meisten Schulen in Kornwestheim nicht heran.

Dem Antrag, eine Bestandsaufnahme der Schulsozialarbeit zu erstellen, hatte die CDU-Fraktion seinerzeit nicht zugestimmt. Es sei doch bekannt, dass mehr getan werden müsste, sagte ihr Vorsitzender Hans Bartholomä damals. Aber die Stadt könne sich momentan mehr Personal eben nicht leisten könne. Ins selbe Horn blies nun bei der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Integration Silvia Stier (CDU), die früher die Schillerschule geleitet hat. „Wir müssten eigentlich mehr tun, im Moment ist aber der falsche Zeitpunkt“, sagte sie, nachdem Jugendreferentin Uschi Saur ihren Bericht den Stadträten unterbreitet hatte. Grünen-Rätin Susann Boll-Simmler kündigte an, die Zahlen „bei den Haushaltsberatungen im Hinterkopf“ zu haben. Schulsozialarbeit mache Sinn. Roland Bertet (SPD), Stadtrat und Leiter der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule (PMHS), warnte, dass sich das Aufgabenfeld von Schulsozialarbeit deutlich erweiterte habe. Themen wie Cybermobbing, die heterogene Zusammensetzung in den Klassen oder familiäre Probleme sorgten für „ganz veränderte Rahmenbedingungen“.

Aber wie sieht die Bilanz, die Saur ausgearbeitet hat, aus? Seit dem Schuljahr 2000/2001 gibt es in Kornwestheim Schulsozialarbeit. Die gute Nachricht ist, dass sie sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt hat. Zunächst ging es mit einer 50-Prozent-Stelle an der damaligen Uhlandschule, der heutigen PMHS, los. Zunächst wurden Anteile von Jugendsozialarbeit an die Schulen verlagert. 2007 wurde beschlossen, an jeder Schule Präsenzzeiten vorzusehen und Präventionsangebote zu machen. Der Ist-Stand sieht so aus: Philipp-Matthäus-Hahn-Schule: 131 Schüler an der Werkrealschule, 118 an der Gemeinschaftsschule und 295 an der Grundschule, insgesamt also 585 Schüler – 100-Prozent-Stelle (10,25 Prozent davon für die Grundschule) Theodor-Heuss-Realschule: 704 Schüler – 50-Prozent-Stelle Ernst-Sigle-Gymnasium: 735 Schüler, 50-Prozent-Stelle Eugen-Bolz-Förderschule und Eugen-Bolz-Grundschule: 269 Schüler – 50-Prozent-Stelle Silcherschule: 251 Schüler, 10,25 Prozent Schillerschule: 349 Schüler, 10,25 Prozent

Zum Vergleich: Die Hirschbergschule in Ludwigsburg, eine Werkrealschule, hat für 317 Schüler eine 100-Prozent-Stelle. Die Elly-Heuss-Knapp-Realschule ebenda mit rund 30 Schülern mehr als die Theodor-Heuss-Realschule hat die doppelte Zeit wie die Kornwestheimer Schule. Und das Gymnasium im Bildungszentrum Markgröningen mit gerade mal 550 Schülern verfügt ebenfalls über eine Vollzeitkraft.

Verhältnismäßig gut sieht es an der PMHS aus. Dort können alle fünf Aufgabenfelder abgedeckt werden: Einzelfallhilfe, Projektarbeit mit Schulklassen, Elternarbeit, Kooperation mit der Schule und anderen Einrichtungen und die offene Kinder- und Jugendarbeit. Saur räumte aber ein, dass die Schulsozialarbeiter „in den beiden Grundschulen Silcher- und Schillerschule sowie in der Theodor-Heuss-Realschule am wenigsten adäquat arbeiten können“. Bei vier Stunden in der Woche an den Grundschulen würden die Schulsozialarbeiter kaum wahrgenommen, sie wären kaum in den Schulalltag integriert und wenig bekannt. Zeitnahe Gespräche seien kaum möglich. In der Realschule steige der Bedarf, unter anderem weil zunehmend Schüler, die frustriert vom Gymnasium abgehen, dort landen. „Der Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung macht sich bemerkbar“, so Saur.