Die Schule endet – so aber sah es in den Klassen lange Zeit aus. Foto: Archiv (dpa/Philipp von Ditfurth)

Das Schuljahr war schwierig. Doch bleiben nun auch mehr Schüler sitzen? Wann wurde besonders flexibel bewertet?

Kornwestheim - Die Zeugnisse sind in Baden-Württemberg am Mittwoch ausgegeben worden. Die meisten Kinder und Jugendlichen entschwinden in die Ferien, im Wissen, im kommenden Schuljahr in die nächsthöhere Klasse zu gehen. Einige leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler müssen aber – im Gegensatz zum Vorjahr – das Schuljahr wiederholen. Was kommt dabei heraus, vergleicht man die Situation jetzt mit Zeiten vor der Pandemie? Schnell wird klar: Ein pauschaler Überblick fällt schwer.

Mehr „Ehrenrunden“ als vor der Corona-Pandemie? „Aus dem Bauch heraus sind es mehr als noch vor Corona“, sagt Christoph Mühlthaler, der Schulleiter des Kornwestheimer Ernst-Sigle-Gymnasiums (ESG) mit seinen rund 700 Schülern. Exakte Zahlen hat er aus dem Stegreif keine parat, außerdem hätten sich einige auch noch gar nicht entschieden, ob sie am Gymnasium bleiben möchten. Die Gründe für einen Anstieg an Nichtversetzungen nennt Mühlthaler aber sehr wohl: Im vergangenen Sommer hatte das Kultusministerium alle Schüler versetzen lassen. „Jetzt haben wir die Nichtversetzungen aus zwei Schuljahren eben in einem komprimiert“, so Mühlthaler. Das Regierungspräsidium Stuttgart als Aufsichtsbehörde wollte keinen Befund für alle Gymnasien in und um Stuttgart abgeben. Es führe über die Zahl der Versetzungen keine Statistik. Denn: Zum Beispiel am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium, dem mit 2600 Schülern größten Gymnasium des Landes, liegt die Quote der Nichtversetzungen niedriger als in Vor-Corona-Zeiten. FSG-Direktor Volker Müller sagt, es seien „wesentlich weniger als in einem normalen Schuljahr“. Genaue Zahlen gab es auch aus Marbach nicht.

Fiel die Bewertung der Schülerleistungen schwerer? „Es gab eine große Flexibilität im Bewertungsspielraum“, sagt ESG-Schulleiter Christoph Mühlthaler. Beiträge aus dem Fernunterricht seien aber ebenso eingeflossen wie die Leistungen in Klassenarbeiten – von denen trotz Corona erfreulich viele auch hätten geschrieben werden können, und zwar vor Ort in der Schule. Die Pflicht-Arbeiten hätten allesamt stattgefunden. „Es ist pädagogisch wichtig, dass die Schüler auf ein Ziel hinarbeiten können“, betont Mühlthaler. Klausurzahlen pauschal reduziert habe man in keinem Fach. „Dass ein Schüler in einem Fach keine Zeugnisnote bekommen hat, weil er oder sie wegen Corona keine Leistung erbringen konnte, war die absolute Ausnahme“, berichtet der Schulleiter.

Versetzung, obwohl die Noten nicht gut genug sind – geht das? Ja, das geht, allerdings sind alle drei Möglichkeiten eher nicht an der Tagesordnung – schließlich gilt die Versetzungsordnung, und die richtet sich eigentlich nach den Zensuren im Zeugnis. Eine „Versetzung auf Probe“ bedeutet, dass ein Schüler die notwendigen Noten nicht vorweisen kann – die relevanten Prüfungen aber vier Wochen nach Wiederbeginn des Schuljahres ablegen kann – sofern die Klassenkonferenz eine positive Prognose gibt. Eine „Aussetzung der Versetzung“ ist zum Beispiel bei einem längeren Klinikaufenthalt eines Schülers oder einer Schülerin denkbar. Und dann gibt es noch die „ausnahmsweise Versetzung“. „Das ist möglich, wenn ein Schüler sichtbar aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen ist, vorher aber ordentliche Noten hatte“, sagt Mühlthaler. Vereinzelt habe es auch an seinem Gymnasium zum jetzigen Schuljahresende solche Fälle gegeben, bestätigt er. „Prinzipiell hätte man jeden Schüler ausnahmsweise versetzen können“, fügt er hinzu. Die Hürden seien deutlich niedriger als noch vor der Pandemie. „Es wäre aber nicht sinnvoll, weil wir ja auf das Ziel Abitur hin arbeiten.“

Wie lief das bei Schülern, die nicht in den Präsenzunterricht konnten oder wollten? Am Kornwestheimer ESG weiß Christoph Mühlthaler von lediglich vereinzelten Fällen – er spricht von zweien. Die Schüler oder Schülerinnen, die entweder gesundheitliche Gründe gehabt oder die regelmäßigen Corona-Tests verweigert hätten, seien separat von den Fachlehrern mit Arbeitsmaterial versorgt worden. Das habe auch gut funktioniert. Zum Vergleich: Am Marbacher FSG kümmerten sich Lehrer in speziellen Digitalklassen um zwischen 20 und 30 Schüler, die auf diese Weise voll am Unterricht beteiligt wurden. Der Leistungsstand dieser Schüler sei gut, betont Schulleiter Müller, da das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrer und Schülern eins zu eins oder eins zu zwei betragen habe.

Versetzung in die nächste Klasse

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