Familienmensch: Drita-Neuzugang Shpetim Muzliukaj. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Shpetim Muzliukaj hat sich Drita Kosova Kornwestheim angeschlossen.

Kornwestheim - Ohne Fußball geht’s nicht. Mit ein bisschen weniger Fußball aber schon. Das hat Shpetim Muzliukaj für sich entschieden. „Die Bezirksliga ist jetzt ja schon auch noch was“, sagt der 32-Jährige, der nun im Kader des SC Drita Kosova Kornwestheim steht. Das neue Engagement ist nach dem, was er in sehr viel höheren Ligen erlebt hat, vor allem eine echte Herzens-, ja eine Familienangelegenheit.

Einst, als er im Jahr 2010 vom Regionalligisten SC Pfullendorf zum Ligakonkurrenten SSV Ulm gewechselt ist, soll Shpetim Muzliukajs Marktwert gut und gerne bei 125 000 Euro gelegen haben. Nach der Insolvenz der Spatzen hielt sich der Angreifer beim FC Nöttingen fit, schließlich zog es ihn zurück zu seiner Jugendliebe: dem SGV Freiberg. Es folgten insgesamt sieben Oberliga-Spielzeiten und eineinhalb Verbandsliga-Saisons, Aufstiege und Abstieg, alles war dabei. Dann, nach mehr als 100 Toren für seinen einstigen Jugendclub, entschied er sich für etwas Neues – und wechselte inmitten der grassierenden Corona-Pandemie zum Freiberger Erzrivalen FSV 08 Bissingen. Und hier begann nun schon der Weg nach Kornwestheim…

Drita ist Familiensache

Denn Fußball in Zeiten von Corona, das dauerte im Jahr 2020 bis zum zweiten Lockdown im November. „Ich hatte eigentlich noch ein Jahr Vertrag in Bissingen, bin dann aber auf den Verein zugegangen“, berichtet Muzliukaj. „Ich konnte mich einfach nicht mehr hundertprozentig auf Fußball konzentrieren“. So folgte nach zwei Ligatreffern für die 08er die Trennung. „Man wusste ja überhaupt nicht, was kommt“, sagt der Vater von vier Kindern, „und einfach nur zu bleiben, um sagen zu können: Hey, ich spiele Oberliga? Nein, das wollte ich nicht.“

Shpetim Muzliukaj arbeitet im Fliesenlegerbetrieb seines Vaters Enver. Der ist Gründer und Vorsitzender des SC Drita Kosova Kornwestheim. Im Team ist Shpetims Bruder Valmir einer der Offensiv-Leistungsträger, Cousin Muhamet ein Neuzugang fürs Mittelfeld und Onkel Safet als Ex-Coach die Trainerlegende schlechthin. Drita, das ist seit Jahren echte Familiensache.

Bezirksliga ist Herausforderung genug

Allerdings gibt Shpetim Muzliukaj zu, dass ihm der Schritt zurück dann doch nicht ganz leichtgefallen ist. Hätte es da nicht diese Herzenssache Drita Kosova gegeben, wer weiß, ob er nicht doch in Verbands- oder Landesliga hängengeblieben wäre. Doch nun ist der Bezirksligist, der bewegte Zeiten hinter sich hat, sein neues, fußballerisches Zuhause. Schon in der Vergangenheit war der Offensivmann als Teamsprecher aufgetreten, verfolgte das Geschehen über Jahre hinweg ganz genau.

Und das war nicht immer lustig. Nach dem Aufstieg in einem von Ausschreitungen überschatteten Relegationsspiel gegen den SV Pattonville bekam das Team in den beiden vorzeitig beendeten Bezirksliga-Runden keinen Fuß auf den Boden. Es setzte teils verheerende Schlappen, nur dank Liga-Abbruch und -Annullierung blieb Drita drin. „Das hat mir als Zuschauer wirklich wehgetan“, sagt Shpetim Muzliukaj, „auch die Bezirksliga ist eben nichts, was man einfach so im Vorbeigehen erledigt.“

Am Wochenende geht es gegen Schwieberdingen

Nun will der Stürmer mithelfen, dass sich das Kellerkind in der Klasse halten kann. „Wir haben wirklich eine gute Truppe zusammen“, sagt er – und hat sicher recht, betrachtet man die neuen und alten Namen. Im Kader steht weiterhin Angreifer Feriz Meha (37), der Erfahrung aus Ober- und Regionalliga mitbringt. Neu dabei ist Mittelfeldmann Shaban Ismaili (32), Ex-Drittligaprofi. Er kickte beim VfB Stuttgart 2, bei Sonnenhof Großaspach, RB Leipzig und Waldhof Mannheim, bevor sich seine Wege im Jahr 2014 mit denen Shpetim Muzliukajs beim SGV Freiberg kreuzten. Angreifer Berkan Yürükoglu kam vom Landesligisten SV Kornwestheim, außerdem holte Drita Sturmtank Tugrul Yalman wieder zurück. „Wenn er sein Temperament im Griff hat, ist er ein richtig guter Spieler“, sagt Muzliukaj über den 30-Jährigen. Zusammengehalten wird das Ganze von Trainer Armend Mehmeti, der sich auch von den Misserfolgen der vergangenen Zeit nicht vom Weitermachen abhalten ließ.

Am Sonntag, 22. August, trifft Drita zum Saisonauftakt auf den TSV Schwieberdingen. Anpfiff zum Heimspiel auf dem Kunstrasen am ESG-Gelände ist um 15 Uhr. Dann wird sich zeigen, ob die bekannten Gesichter dem einstigen Kellerkind zum Aufschwung verhelfen. Schlechter als bei den beiden vergangenen Anläufen kann es jedenfalls nicht werden. Aber vielleicht haben die ambitionierten Akteure, allen voran Shpetim Muzliukaj, auch noch etwas mehr vor.