Welche Quadratmeterpreise sind für Wohnungen in Kornwestheim üblich? Wen das interessiert, der kann bald einen Blick in den ersten Mietspiegel werfen. Foto: dpa

Ein Institut hat die durchschnittlichen Quadratmeterpreise ermittelt.

Kornwestheim - Sind 700 Euro Kaltmiete für 50 Quadratmeter angemessen? Was wird sonst in der Stadt verlangt? Und ist die Mieterhöhung statthaft? Wenn solche und andere Fragen auftauchen, ist ein Vergleich oftmals interessant. Bislang gab es in Kornwestheim allerdings keinen Mietspiegel, der dafür herangezogen werden konnte. Das soll sich nun ändern.

Wer eine Wohnung sucht oder vermieten möchten, ist nicht selten auf eine Orientierung oder Einschätzung angewiesen, was die Höhe der ortsüblichen Mieten angeht. Deshalb heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch: „Gemeinden sollen Mietspiegel erstellen, wenn hierfür ein Bedürfnis besteht und dies mit einem vertretbaren Aufwand möglich ist.“ Zwar wurde in Kornwestheim bislang der von Ludwigsburg zum Vergleich herangezogen. „Wir dachten, wir könnten uns grundsätzlich daran anhängen, weil die Raumschaft ähnlich ist“, sagte Baubürgermeister Daniel Güthler in einem Pressegespräch. Diese Vorgehensweise wurde allerdings vom Amtsgericht Ludwigsburg bemängelt, weil die gesetzliche Grundlage fehle. Daher hat der Gemeinderat vor einem Jahr beschlossen, einen eigenen Mietspiegel für Kornwestheim in Auftrag zu geben.

Das Institut für Empirische Marktanalysen mit Sitz im bayrischen Sinzing hat damit im vergangenen Jahr begonnen. Nach der Vorbereitung fand die Erhebung der Daten im November und Dezember statt. Ein vierseitiger Fragebogen wurde an 6000 zufällig ausgewählte Haushalte verschickt, erläuterte Institutsleiter Dr. Bernhard Schmidt am Dienstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik. Auch vier große Wohnbauunternehmen wurden einbezogen. Abgefragt wurden vor allem die Lage, die Ausstattung und der Mietpreis der jeweiligen Wohnung. 611 relevante Antworten konnte das EMA verwerten. Eine gute und repräsentative Grundlage für den Kornwestheimer Mietspiegel, meint Schmidt. Inzwischen sind die Daten ausgewertet und zusammengefasst worden. Die Ergebnisse wurden jetzt im Ausschuss präsentiert und werden am kommenden Dienstag dem Gemeinderat vorgelegt. Er soll darüber beschließen. Dann kann der Mietspiegel am 1. August in Kraft treten.

Ein wichtiges Ergebnis lautet, dass die ortsübliche Miete in Kornwestheim durchschnittlich 9,01 Euro pro Quadratmeter beträgt. In Ludwigsburg liegt die Durchschnittsnettomiete bei 9,13 Euro. Darüber hinaus gilt: Je älter oder je größer eine Wohnung ist, desto günstiger ist der Quadratmeterpreis. Allerdings: Im Vergleich zu Ludwigsburg sind Wohnungen unter 40 Quadratmetern in Kornwestheim teurer, erläuterte Schmidt. Erfasst wurden 30 Ausstattungs- und Lagemerkmale, die eine Wohnung auf- oder abwerten. Der Mietspiegel gibt in Form von Tabellen und einem Rechenbeispiel Aufschluss darüber, wann und wie Zu- oder Abschläge zu verrechnen sind. Künftig soll ein Onlinerechner auf der Internetseite der Stadt beim Ermitteln der Zahlen helfen, kündigte Johannes Hartmann, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen an.

Mit 33 000 bis 34 000 Euro schlägt der Kornwestheimer Mietspiegel zu Buche. Etwa 12 500 Euro gibt es aber als Fördergelder vom Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg zurück. Dieser Zuschuss ist möglich, weil das Ganze als interkommunales Projekt durchgeführt wurde. Die Stadt Ludwigsburg hatte die Neuerstellung ihres Mietspiegels ausgeschrieben und nach Kooperationspartnern gesucht. Mitgemacht hat – neben Kornwestheim – Hemmingen. Das sorgt für Synergieeffekte. Dennoch erhält jede Kommune ihren eigenen Mietspiegel.

Die Zahlen haben nur für die Dauer von zwei Jahren ihre Gültigkeit. Danach muss der Mietspiegel fortgeschrieben werden – entweder mittels eines deutschlandweiten Indexes oder durch eine kleinere Erhebung mit etwa 150 Datensätzen. Alle vier Jahre muss sogar die Umfrage komplett erneuert werden. Markus Kämmle (Freie Wähler) regte dazu an, darüber nachzudenken, ob man in zwei Jahren die kostenintensivere Erhebung wählen sollte, da der Index wohl nicht so aussagekräftig sei. Auch Hans Bartholomä (CDU) sagte, er sei dafür. Der Christdemokrat nannte den neuen Mietspiegel „einen enormen Schritt in Richtung Rechtssicherheit“, der dazu führe, dass der Mietpreis bezahlbar bleibe. Hans-Michael Gritz (SPD) sagte: „Der Mietspiegel hilft der Transparenz und Rechtssicherheit.“