Geschäfte im Salamander-Areal. Foto: Meuer

Die Industrie- und Handelskammer für die Region Stuttgart hat die Kaufkraft analysiert. Kornwestheim verliert Geld an umliegende Kommunen.

Kornwestheim - Die entscheidende Zahl ist die 88,7. Sie liegt klar unter 100 und macht die Kornwestheimer Einzelhändlern damit nicht unbedingt glücklich. Denn: Aus Kornwestheim fließt Kaufkraft ab. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Region Stuttgart hat für ihre Kaufkraftstudie den Einzelhandel unter die Lupe genommen.

Jeder Kornwestheimer wird in diesem Jahr, so haben es die Berechnungen der IHK ergeben, rund 7301 Euro im Einzelhandel – inklusive Online- und Versandhandel – ausgeben. Insgesamt kommen die Menschen in dieser Stadt damit auf eine Summe in Höhe von 247 Millionen Euro. 7301 Euro – damit liegt Kornwestheim im Landkreis Ludwigsburg ziemlich weit hinten. Nur in Markgröningen (7286) und in Sachsenheim (7211) steht noch weniger Geld zur Verfügung. Auf Werte über 8000 Euro indes kommen Remseck (8033), Tamm, Schwieberdingen, Korntal-Münchingen und als Spitzenreiter Gerlingen mit 8984 Euro. Der Durchschnittswert für Baden-Württemberg liegt bei 7240 Euro, für Deutschland bei 6924 Euro.

Der Einzelhandel – bei dieser Berechnung der IHK fließen Online- und Versandhandel, die Autobranche und Tankstellen nicht mit ein – macht in diesem Jahr in Kornwestheim Umsätze in Höhe von rund 194 Millionen Euro. Pro Kopf sind das 5274 Euro. Entscheidend, um die Kommunen vergleichen zu können, ist die Zentralittätskennziffer. Und die liegt für Kornwestheim bei – wie oben erwähnt – 88,7. Die Kennziffer errechnet, ob Kaufkraft aus einer Stadt ab- oder zufließt. Erst ab einem Wert über 100 ist der Saldo aus Sicht des Einzelhandels einer Kommune positiv. Wird der Online-Handel eingerechnet, müssen es sogar mindestens 113,1 Punkte sein. Gegenüber dem Vorjahr hat sich Kornwestheim leicht verbessern können. 2017 betrug der Wert 86,1 und mit 88,7 steht Kornwestheim bei der Kennziffer ganz gut dar. Eindeutiger Spitzenreiter im Kreis ist Ludwigsburg, wo viele Kunden ihr Geld lassen. Die Stadt kommt auf eine Zentralitätsziffer von 168,2, auch dem Breuningerland zu verdanken. Über Kornwestheim rangieren neben Ludwigsburg nur noch Steinheim an der Murr (120,6) und Bietigheim-Bissingen (117,1).

Wobei für Kornwestheim allerdings zu konstatieren ist: Hier wird eindeutig weniger Geld im Einzelhandel ausgegeben als es laut dem Kaufkraftindex sein könnte. Das beste Verhältnis in der Region Stuttgart weist Sindelfingen mit einer Kennziffer von 170,3 auf – Folge des großen Breuningerlands. Schlusslicht in dieser Hinsicht ist die Gemeinde Korb (36,0). Remseck verfügt über eine Zentralitätskennziffer von genau 62,3.

Kornwestheims Erster Bürgermeister Dietmar Allgaier, in der Stadtverwaltung für die Wirtschaftsförderung zuständig, zeigte sich, obgleich Kaufkraft abfließt, eher positiv überrascht. Er geht davon aus, dass das Outlet-Center auf dem Salamander-Areal Kunden von außerhalb anzieht und für die eher guten Zahlen sorgt. Für Kornwestheim spreche auch die verkehrsgünstige Lage. Gleichwohl betrachtet er die Situation mit Sorge. Wenn man bedenke, dass in Ludwigsburg – so wie es derzeit ausschaue – das Breuningerland wachsen solle und in Stuttgart, bedingt durch S 21, ebenfalls neue Einzelhandelsflächen hinzukämen, dann werde es für Kornwestheim wohl schwer, diese Zahlen in den kommenden Jahren zu bestätigen.