Nimet Leone (Mitte) bekommt den Verdienstorden und Glückwünsche von Minister Manfred Lucha und OB Ursula Keck. Foto: /Jacqueline Fritsch

Nimet Leone hat sich an vielen Stellen ehrenamtlich eingebracht. Nun hat sie dafür den Verdienstorden des Landes bekommen.

Kornwestheim - Eine Zeit lang hatte Nimet Leone immer den gleichen Traum: Sie ist über die Häuser Kornwestheims geflogen. „Irgendwann habe ich in der Bücherei nachgeschaut, was dieser Traum bedeutet. Er bedeutet, dass mir meine Arbeit Spaß macht. Dass ich zufrieden bin mit dem, was ich mache“, sagt die 64-Jährige. Diese Geschichte erzählt Nimet Leone mit wackeliger Stimme, denn sie ist pünktlich zu diesem wichtigen Anlass erkältet. Sie erzählt die Geschichte ihren Freunden, ihrer Tochter und deren Familie, sie erzählt sie Stadträten, der Oberbürgermeisterin und Minister Manfred Lucha. Denn für die Arbeit, die Nimet Leone über Jahre so viel Freude bereitet hat, bekommt sie an diesem Abend den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg überreicht.

„Ich habe mich schon gefreut“, sagt Nimet Leone vor der Verleihung. Vor zwei Jahren hat sie erfahren, dass sie den Verdienstorden für ihr soziales Engagement bekommen soll, die Pandemie hat die Verleihung hinausgezögert. In all der Zeit hat sich die Kornwestheimerin keine Gedanken darüber gemacht, wo der Orden ein Plätzchen in ihrer Wohnung bekommt oder wo sie die Urkunde aufhängt. „Ich habe auch niemandem davon erzählt – erst jetzt, als der Termin feststand“, sagt Leone. Denn angeben will sie damit nicht. Sie hat die Arbeit gemacht, weil es sie erfüllt hat. Und damit habe sie bereits die beste Auszeichnung bekommen, die man haben könne. „Mir ist es wichtig, dass man, wenn man zurückschaut im Leben, denken kann: Ja, du hast etwas bewegt“, sagt Leone. Das kann sie und darauf ist sie stolz.

Vom Frauenfrühstück bis zum Alphabetisierungskursus

Bis zu ihrer Rente war Nimet Leone Sachbearbeiterin. Das hat etwa sechs Stunden ihres Tages eingenommen, danach ging es drei bis fünf Stunden täglich an die ehrenamtliche Arbeit. Sie hat das christlich-muslimische Frauenfrühstück mit initiiert, war für das internationale Kinderfest und internationale Frauentage zuständig. Sie hat Erstklässlern vorgelesen, war eine wichtige Anlaufstelle für Migranten und hat Alphabetisierungskurse für Frauen ins Leben gerufen und durchgeführt. Das ist bis heute ihr Lieblingsprojekt. „Die waren wie Kinder, sie haben sich so gefreut“, erzählt Leone und strahlt. Sie habe den Frauen dabei nicht nur lesen und schreiben beigebracht, sondern auch das Wahlrecht erklärt, die Grundlagen der Demokratie und was hinter einem Erdbeben steckt.

All diese Aufgaben, die Nimet Leone in den vergangenen Jahrzehnten freiwillig gemeistert hat, bezeichnet der Minister für Integration und Soziales, Manfred Lucha, als „Lebensleistung, vor der wir alle größten Respekt haben“. Er hält an diesem Abend eine Laudatio für Nimet Leone und verleiht ihr den Verdienstorden im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Rund 20 Gäste sind zu der kleinen Zeremonie im Foyer des K gekommen. Oberbürgermeisterin Ursula Keck begrüßt die Runde mit etwa zehn Minuten Verspätung, weil Manfred Lucha noch in Gesprächen im Landtag festhing. Weil er es trotzdem nach Kornwestheim geschafft hat, widmet die Oberbürgermeisterin den ersten Applaus des Abends dem Minister.

„Die Gesellschaft braucht Menschen wie Sie“

Nimet Leone rückt in der Folge dann in den Mittelpunkt. Manfred Lucha tritt ans Mikrofon und sagt: „Die Gesellschaft braucht Menschen wie Sie.“ Er bedauere, dass Leone nun fast zwei Jahre auf die Verleihung habe warten müssen.

Die Preisträgerin kann sich damit arrangieren, dass die Feier nun in kleinem Kreis ist – Musik hätte sie sich sehr gewünscht. Deshalb hat sie ein kurzes Video vorbereitet. Zu sehen sind darin vor allem Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen. „Die Menschen sind alle auf der Suche nach einem besseren Leben, aber wenn sie hier sind, leben sie meist in Sehnsucht, denn ein Teil bleibt immer dort, wo man geboren wurde“, sagt Leone. Sie hat sich immer dafür eingesetzt, dass Migranten bestmöglich in Kornwestheim ankommen. „Die Stadt hat immer an mich und meine Arbeit geglaubt“, sagt sie und bedankt sich bei Ursula Keck, ihren Mitstreitern und ihren Freunden, die sie über ihre ehrenamtliche Arbeit kennengelernt hat. „Die Arbeit wird kein bisschen weniger“, sagt sie. Aber Leone selbst will im Ruhestand vor allem für ihre Familie da sein, für ihren Mann und ihre zwei Enkel. Ideen hat sie zwar noch viele, aber die wird sie weitertragen, damit sich andere Menschen darum kümmern. Ihr eigenes Lebenswerk ist bereits vollbracht.