Benedikt Enderle hat bei Muny seine Ausbildung zum Zimmermann gemacht. Foto: /Jacqueline Fritsch

Die Agentur für Arbeit zeichnet Muny als Vorzeigebetrieb in Sachen Ausbildung aus.

Zuletzt blieben 500 Ausbildungsstellen im Zuständigkeitsbereich der Ludwigsburger Agentur für Arbeit unbesetzt. Der Trend zeigt sich schon seit einigen Jahren, die Unternehmen kämpfen oft erfolglos um gute Bewerber. Nicht so bei der Kornwestheimer Firma Muny Holzbau und Schreinerei. Laut Geschäftsführer Eberhard Muny findet man dort genug Nachwuchs. „Wir bekommen immer gute Bewerbungen“, sagt er. Die Ausbildung bei Muny hat einen guten Ruf. Und nicht nur das: Das Unternehmen ist nun sogar offiziell von der Arbeitsagentur Ludwigsburg für seine Ausbildungsarbeit ausgezeichnet worden.

Zurzeit ist keiner der aktuell neun Auszubildenden bei Muny vor Ort. Sie sind alle in der Schule. Deshalb muss Benedikt Enderle an diesem Tag erzählen, warum seine Firma die Auszeichnung zurecht bekommt oder auch nicht. Enderle hat seine Ausbildung zum Zimmermann im vergangenen Sommer als Zweitbester seines Jahrgangs abgeschlossen und ist danach dem Betrieb treu geblieben. „Mich hat überzeugt, dass man hier viele verschiedene Aufgaben hat“, sagt der 23-Jährige, dem früh klar war, dass er Zimmerer werden möchte. Er will draußen arbeiten, bei Wind und Wetter, und das am liebsten mit Holz. „Der Beruf des Zimmermanns kombiniert beides, deshalb ist das das Richtige für mich“, sagt Enderle. Bei Muny arbeitet er an Restaurationen, großen Fassaden, Dachsanierungen, energetischen Sanierungen und vielem mehr. „Ich hatte einen Mitschüler aus einem kleineren Betrieb, der fast nur Dachfenster eingebaut hat, über diesen Tellerrand ging es nicht hinaus“, sagt Enderle. Deshalb schätze er die Arbeit bei Holzbau Muny.

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Die Agentur für Arbeit ist auf die Kornwestheimer Firma aufmerksam geworden, als 2019 mehrere Muny-Azubis für ihren guten Abschluss ausgezeichnet worden sind. „Da haben wir uns gefragt: Was ist das denn für ein Betrieb?“, erzählt Simone Lenz, Teamleiterin des Arbeitgeberservice bei der Arbeitsagentur. Sie und ihre Kollegen haben geforscht und Erfreuliches gefunden: eine gut aufbereitete Website, eine hohe Übernahmequote und einen großen Anteil an Azubis im Betrieb. Derzeit sind neun von gut 30 Mitarbeitern in der Ausbildung. Eine weitere Spezialität bei Muny: Auch Abiturienten müssen drei Jahre Ausbildung durchlaufen, damit am Anfang keine Wissenslücken entstehen. „Für uns war klar, dass Sie eigentlich schon 2020 die Auszeichnung bekommen“, sagt Simone Lenz zu den Geschäftsführern Eberhard Muny und Patrick Pressel. Wegen der Pandemie hat sich die Übergabe um zwei Jahre verschoben.

„Wir waren sehr überrascht, als der Anruf kam“, sagt Patrick Pressel. Dass junge Menschen ausgebildet werden, sei für den Betrieb selbstverständlich. Das Unternehmen ist bereits 100 Jahre alt und bildet genauso lange schon aus. „Wir haben einen tollen Beruf, es ist ein tolles Handwerk und das wollen wir weitergeben“, sagt Pressel. Auch Frauen bewerben sich öfter bei Muny, vor allem in der Schreinerei; aber auch als Zimmerfrau haben vor wenigen Jahren zwei Damen ihre Ausbildung abgeschlossen. Da muss Simone Lenz von der Arbeitsagentur kurz überlegen, ob sie noch schnell den Beruf wechselt. „Ich wollte immer Schreinerin werden“, sagt sie, „aber damals hat man gesagt, das macht ein Mädle doch nicht“.