Die neue Pflugfelder Brücke: Eine Betonbrücke mit Metallgeländer soll die bisherige Bogenbrücke aus Stahl ablösen. Foto: Stadt

Ab 2024 will Kornwestheim die Große Pflugfelder Brücke neu bauen.

Kornwestheim - Dirk Maisenhölder gibt sich alle Mühe, das komplexe Neubauvorhaben Große Pflugfelder Brücke mit spielerischen Metaphern zu umschreiben. Das Bauwerk zusammenzusetzen, das sei ein bisschen wie mit Lego zu arbeiten, sagt der Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen der Stadt Kornwestheim. Widerlager, Stützen, Fertigteile: Alles soll Stück für Stück aneinandergesetzt werden. Und zwar von oben, per Kran, da unter der Pflugfelder Brücke 16 Gleise nebst mehrerer Oberleitungen verlaufen und Anfahrt sowie Baustelleneinrichtung direkt darunter schlicht nicht möglich sind.

Arbeit per Kran

Zunächst aber müsse die alte Brücke natürlich abgerissen werden, so Maisenhölder weiter. Das müsse mit Vorsicht geschehen, da sonst – Spielmetapher zwei – „die Brücke zusammenfallen könnte wie Dominosteine“. Stück für Stück werde die Metallkonstruktion zersägt. Die Einzelteile werden ebenfalls per Kran forttransportiert und sodann abtransportiert und demontiert. Es sei eine „logistische Herausforderung“, so Oberbürgermeisterin Ursula Keck zu den Ausführungen des Bauamtsleiters. „Sehr, sehr anspruchsvoll“.

Am Dienstagabend hat der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) der Stadt Kornwestheim den Neubau der Großen Pflugfelder Brücke am Standort des bisherigen Bauwerks beschlossen. Wenn nun auch noch der Gemeinderat zustimmt – wovon auszugehen ist –, dann wird die Stadt Kornwestheim eines der größten Infrastrukturvorhaben ihrer jüngeren Geschichte umsetzen. Stolze 22,5 Millionen Euro wird der Brückenneubau kosten, zehn Millionen davon sollen aus Landesfördertöpfen fließen. Eine Sanierung der fast 110 Jahre alten und darüber hinaus korrosionsgeplagten Brücke würde zwar den Steuerzahler insgesamt etwas günstiger kommen, aber nicht die Stadt Kornwestheim – die müsste dann nämlich auf Fördergelder verzichten.

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Zudem würde die Sanierung grundsätzliche Mängel nicht beseitigen, ein Neubau bringt wiederum echte Vorteile, betonen Maisenhölder, der Erste Bürgermeister Daniel Güthler und Oberbürgermeisterin Ursula Keck bei einem Pressegespräch zum Thema. Die neue Brücke wird belastbarer und breiter, bietet ausreichend Platz für Radfahr-Angebotsstreifen und Fußgänger, für die weitere Verkehrsinseln um die Brücke herum Wegmöglichkeiten schaffen sollen. Zudem können künftig zwei Autos nebeneinander vorbeifahren – was auf der bisherigen, engen Fahrbahn kaum möglich ist.

Seinen Preis hat das Ganze natürlich dennoch. Nicht nur müssen die Arbeiten laufen, während der Güterbahnhof weiterhin ganz normal seinen Verkehr abfertigt. Allein die Entsorgung der alten Metallelemente, die Blei enthalten, wird mit an die 2,9 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Bestehen wird die neue Brücke aus zwei Hauptelementen, 92 und 38 Meter lang, sie treffen sich auf einem Erddamm im Bereich der Gartenanlagen zwischen den Gleisen. Los gehen soll der Bau frühestens im März 2024 – die Bahn fordert eine „Anmeldezeit“ von rund drei Jahren ein, wenn ihre eigenen Gleise und Bauten betroffen sind.

Dezember 2027 in Betrieb?

Läuft alles wie geplant, könnte die neue Große Pflugfelder Brücke spätestens bis Dezember 2027 in Betrieb gehen. Der Zeitpunkt ist wichtig, weil 2028 die Eisenbahnunterführung an der Holzgrundstraße, der Holzgrunddurchlass, auf Vordermann gebracht werden soll, die zweite wichtige Ost-West-Verbindung, die es in Kornwestheim Autofahrern ermöglicht, die Gleise zu passieren. Apropos Gleise: Die Große Pflugfelder Brücke mit ihrer Metall-Industrieoptik ist nun wirklich keine Schönheit, sondern mehr Zweckbau, dennoch haben die Kornwestheimer durchaus emotionalen Bezug zu ihr.

Nach Süden hin ermöglicht der Gang über die Brücke einen wunderbaren Blick auf das Treiben auf dem Güterbahnhof, immerhin der zweitgrößte seiner Art in Baden-Württemberg. Nicht nur Zugfans riskieren da gerne einen Blick – und die Stadt will das unterstützen, drei Aussichtsplattformen soll der Neubau erhalten. Ein weiteres Schmankerl, so es sich finanzieren lässt: Der Handlauf auf der Brücke könnte mit einem LED-Leuchtband versehen werden, das in verschiedenen Farben erstrahlen kann.