Die Kinderwelt im Wette-Center Foto: Horst Doemoetoer

Mit vielen Aktionen und PR-Maßnahmen kämpft die Einrichtung um mehr Besucher und für bessere Finanzen.

Kornwestheim - Eines jedenfalls kann man Siglinde Nowack und Yvonne Wirth nicht nachsagen: Dass ihnen Optimismus und Kampfgeist fehlen. Wo sie die Ravensburger Kinderwelt in fünf Jahren sehe? „Ich sehe sie hier“, antwortet sagt Nowack, Geschäftsführerin der Ravensburger Freizeit und Promotion GmbH, und meint damit das Wette-Center.

Statt in Corona-Zeiten die Flinte ins Korn zu werfen, geht man in der Ravensburger Kinderwelt in die Vollen. Ein extragroßes Paket an zusätzlichen Workshops, an Aktionen und PR-Maßnahmen haben Nowack und Wirth geschnürt, die für das Marketing der Kinderwelt verantwortlich zeichnen, seit die frühere Marketing-Managerin Mona Mutter die Einrichtung verlassen hat. So wollen sie, gerade auch im letzten Viertel des schwierigen Jahres 2020, noch einmal Besucher anlocken und sämtliche Werbetrommeln rühren.

„Wir haben uns einiges einfallen lassen“, sagt Nowack. Bei einer Pressekonferenz stellten sie die Aktionen nun vor, einige – wie etwas ein Gutschein-Glücksrad auf dem Salamander-Areal – sind bereits Vergangenheit. Wie wichtig der Stadt das Thema Kinderwelt ist, zeigte sich daran, dass neben Finanzbürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel, die auch Betriebsleiterin der Kinderwelt ist, Oberbürgermeisterin Ursula Keck mit dabei war. Die Stadt hat an dem Programm mitgearbeitet, die OB selbst Ideen beigesteuert. Ein Beispiel: Der Kunsthandwerkermarkt wird diesmal in der Kinderwelt stattfinden, am 28. und 29. November. Ein Novum. „Die Kinder können toben, die Eltern die Stände besuchen“, sagt Nowack. Keck betont: „Hier ist Platz, das passt gut zusammen.“ Die Geschäftsführerin und die Oberbürgermeisterin heben hervor, dass die Kinderwelt ja auch einen Treffpunktcharakter für Kornwestheim haben soll.

Den guten Willen der Kornwestheimer kann die Kinderwelt indes auch gut gebrauchen, denn bei allem Kampfgeist und Optimismus und trotz Siglinde Nowacks „Ich-sehe-sie-hier“-Einschätzung ist die Zukunft der Einrichtung alles andere als gewiss. Reihum wird der Einrichtung zwar ein gutes edukativ-pädagogisches Konzept bescheinigt, die Finanzlage ist aber nach wie vor ein Problem. Zwar ist die Kinderwelt 2020 stark gestartet, wie Nowack vorrechnet. Zwischen Januar und Mitte März habe man mehr als 18 Prozent mehr erwirtschaft als es im Wirtschaftsplan vorgesehen sei. Doch dann folgte die coronabedingte Schließung bis Ende Mai, die Verluste wuchsen wieder. Da die Kinderwelt, auch wenn Ravensburger im Logo steht, ein Eigenbetrieb der Stadt Kornwestheim ist, müssen letzten Endes die Steuerzahler für den Abmangel aufkommen.

Der beträgt nach letzten Schätzungen der Stadtkämmerei in diesem Jahr am Ende wohl rund 800 000 Euro. Und ob die Kinderwelt es ohne die Pandemie unter die eigentliche gesetzte 500 000-Euro-Marke an städtischen Zuschüssen geschafft hätte, die nicht zuletzt der Gemeinderat fordert, ist nicht gesagt. In den vergangenen Jahren war das jedenfalls auch ohne Virus nie gelungen.

Ende 2022 läuft der Mietvertrag im Wette-Center aus. Um ihn zu verlängern, braucht es einen Gemeinderatsbeschluss. Nur mit diesem wird die Kinderwelt auch in fünf Jahren, um es mit Nowacks Worten zu sagen, im Wette-Center zu sehen – und zu bespielen – sein.