Dicke Luft bei der FDP Foto: Pixabay/Pixabay

Andrey Belkin will Ortsverbandsvorsitzender werden – ein Vorstandsmitglied schmeißt hin.

Was ist da los bei der Kornwestheimer FDP? Der frühere Pressesprecher Herbert Klutmann, gleichsam mehrjähriges Vorstandsmitglied, hat nun seine Mitgliedschaft beim Ortsverband hingeschmissen. In einem offenen Brief, der unserer Zeitung vorliegt, legt der 73-Jährige seine Gründe dar.

Klutmann geht dabei vor allem auf die Vorstandswahlen bei den Liberalen in der kommenden Woche ein. Am Dienstag will die Kornwestheimer FDP einen neuen Ortsverbandsvorsitzenden wählen, nachdem das liberale Urgestein Andreas Schantz nicht mehr antritt. Zur Wahl stellen will sich Andrey Belkin. Der Mittzwanziger hatte seinen Hut anno 2019 bei den Gemeinderatswahlen in den Ring geworfen, schaffte es aber nicht ins Gremium. Seitdem hat Belkin sich unter anderem bei bei den Jungen Liberalen engagiert – bei den „Julis“ ist er Landes-Geschäftsführer und Kreisvorsitzender.

Klutmann nennt keine Namen

Diese Personalie – Andrey Belkin als Ortsverbandsvorsitzender – will Klutmann nicht mitgehen, wie er andeutet, ohne indes Namen zu nennen. „Die sich abzeichnende Neubesetzung im Vorsitz des Ortsverbandes bei der anstehenden Neuwahl am 12. April kann und will ich weder sachlich noch persönlich mittragen“, schreibt er. „Als südbadischer Dickschädel ziehe ich deshalb bereits vor der Wahl meine Konsequenzen.“ Hinter den Kulissen hat es schon länger zwischen dem jungen und dem älteren Liberalen geknirscht, von persönlichen Befindlichkeiten ist die Rede, davon, dass Belkin schon vor zwei Jahren Vorsitzender werden wollte und Klutmann sich dagegen stellte. Zuletzt kursierte in liberalen Kreisen ein Streit unter Beteiligung von Klutmann, weiteren Parteimitgliedern auch auf Jungliberalen-Ebene und eben auch Belkin. Am Ende wurde ein FDP-Ombudsmann zwecks Untersuchung eingeschaltet, der Klutmann von gegen ihn gerichteten Vorwürfen freisprach. „Die bestmögliche Platzierung auf Parteilisten zum eigenen Fortkommen und die Kandidatur für alle Ämter derer ich habhaft werden kann ist nicht meine Sache“, schreibt Klutmann in seinem Brief.

Der Fraktionsvorsitzende bedauert die Entscheidung

Ender Engin, als Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat und Kreisrat mittlerweile der tonangebende FDP-Mann in Kornwestheim, bedauert Klutmanns Entscheidung, wie er auf Nachfrage sagt. Dieser sei zwar nicht unumstritten gewesen, man wisse aber auch um seinen unermüdlichen Einsatz und bedanke sich ehrlich und herzlich. „Er hat die Tür selbst zugezogen.“ Zu den Querelen im Hintergrund bemüht sich Engin um Abstand. Er weist darauf hin, dass die Streitigkeit fast ein Jahr im Raum stand, seines Wissens nach beigelegt sei und der Ortsverband auch erst vor einer Woche Kenntnis davon erlangt habe. „Als ‚Außenstehende’ können wir innerhalb dieser kurzen Zeit nur bedingt in die Details hineinschauen“, so Engin. Dass Klutmann und Belkin auf zwischenmenschlicher Ebene nicht zusammenkommen, fügt er hinzu. Ein Konflikt zwischen dem amtierenden Vorstand oder dem Ortsverband Kornwestheim mit Belkin bestehe jedenfalls nicht, betont er.

Auf Nachfrage will Andrey Belkin den Konflikt in der FDP nicht kommentieren, zu Klutmanns Austritt sagt er nur: „Das ist natürlich schade, aber sein gutes Recht.“ Er wolle, so Andrey Belkin, gerne Ortsverbandsvorsitzender werden, um die Stadt, in der er lebe, ein Stück besser zu machen.

Klutmann: „Weiterhin liberale Arbeit“

Klutmann berichtet, er werde weiterhin liberale Arbeit leisten, allerdings in einem anderen Ortsverband. „Seinen“ Kornwestheimern wünscht er alles Gute sowie „weiterhin den verdienten Erfolg und eine glückliche Hand bei den bevorstehenden Entscheidungen und Personalentscheidungen“. Auf ihn, so sagt Herbert Klutmann, komme es ja auch am Ende nicht an.