In der Bolzstraße gibt es eine Menge Mietwohnungen. Falls beispielsweise die dortigen Mieter Probleme hätten, könnten sie sich an die Fachstelle wenden Foto: Peter Meuer

Die Fachstelle Wohnungssicherung will verhindern, dass Mieter ihre Bleibe verlieren.

Kornwestheim - Der Vermieter ist sauer, die Zwangsräumung droht, aber das Geld für die Miete ist einfach nicht da – und nun? Damit Menschen nicht in die Obdachlosigkeit abrutschen, gibt es die Fachstelle Wohnungssicherung (Fawos). Und diese hat auch in Kornwestheim einiges zu tun. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, der jetzt im Ausschuss für Soziales und Integration vorgestellt wurde.

Die Fawos ist eine Anlaufstelle für Mieter, die aus unterschiedlichen Gründen von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Die Beratungsstelle will den Verlust für die Betroffenen vermeiden, denn die Erfahrung zeigt, dass es ohne Wohnung mit geringem Einkommen und gegebenenfalls anderen Barrieren noch schwieriger wird, eine Bleibe zu finden. Jeder Fall, in dem die Obdachlosigkeit abgewendet werden kann, ist nicht nur für die Mieter ein Erfolg. Auch die Stadt profitiert davon, weil für sie dann die Pflicht entfällt, eine Notunterkunft stellen zu müssen. Schon seit April 2016 beteiligt sich Kornwestheim an dem präventiven Hilfsangebot. Die Fachstelle ist damals in vier von 39 Kommunen im Landkreis Ludwigsburg als Pilotprojekt gestartet. In drei Städten, unter anderem in Kornwestheim, besteht das Angebot nach wie vor. Inzwischen wurde das Projekt, zunächst auf begrenzte Zeit, auf 19 weitere Kommunen im Landkreis ausgeweitet.

Wie Heinrich Knodel, Geschäftsführer der Wohnungslosenhilfe im Landkreis, erklärte, ist es schwierig zu beziffern, wie viele Menschen tatsächlich in Gefahr sind, ihre Wohnung zu verlieren. Seit April 2016 hat die Fachstelle in Kornwestheim bereits 132 Fälle bearbeitet. Im vergangenen Jahr betreute die Fawos 51 Haushalte – etwa so viele wie 2017. Derzeit sind 32 Fälle in der laufenden Beratung. „Die Zahl der Haushalte mit hohem Beratungsbedarf steigt“, führte Elena Palagutin, bei der Fawos für Kornwestheim zuständig, im Ausschuss aus. Sie bietet immer montagvormittags und mittwochnachmittags in den Räumlichkeiten des Fachbereichs Recht, Sicherheit und Ordnung eine Sprechstunde an. Meistens ist es so, dass Einzelpersonen und Alleinerziehende ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Sie bestätigte auf Nachfrage, dass darunter auch einige Rentner sind.

Vor allem Mietschulden sind der Grund, dass der Vermieter eine Kündigungsabsicht ausspricht. Erst mit weitem Abstand auf dem zweiten Platz steht das Thema Eigenbedarf. Mietwidriges Verhalten, zu späte Zahlungen, Untermietverträge und sonstige Gründe spielen ebenfalls eine Rolle. Im Ausschuss für für Soziales und Integration schilderte Palagutin einen aktuellen Fall, bei dem eine Frau durch den Wegzug ihres Partners in Schwierigkeiten geriet, die Miete für die ehemals gemeinsame Wohnung zu bezahlen. Zudem drohte der Vermieter mit einer Mieterhöhung, die durch das Einschreiten der Fawos allerdings abgewendet werden konnte. Die überwiegende Anzahl der Klienten bezieht Hartz IV oder Asylleistungen. Aber es gibt auch einige Menschen, die trotz Lohn oder Selbstständigkeit um ein Dach über ihrem Kopf bangen, sagt Palagutin.

Die persönliche Beratung steht bei der Fawos im Vordergrund. Neben der offenen Sprechstunde sucht Elena Palagutin die Betroffenen zu Hause auf. Sie gibt Auskunft über die Rechte und den Ablauf von Kündigung bis zur Räumung, unterstützt beim Kontakt mit Behörden und dem Beantragen finanzieller Hilfen, arbeitet an einer Lösung mit den Vermietern mit und vermittelt an weiterführende Stellen. Von den insgesamt 132 Fällen seit dem Beginn der Beratung sind 100 Prozesse inzwischen abgeschlossen. Für 80 Haushalte ging das Ganze positiv aus: Sie fanden eine neue Bleibe, durften in der Wohnung bleiben oder kamen bei Verwandten oder Freunden unter. Nur fünfmal war eine „oberdachlosenrechtliche Unterbringung“ notwendig. Bei 15 Fällen ist der Ausgang wegen Kontaktabbruch ungewiss.

Zu Beginn, also bis Ende 2018, wurde die Fachstelle zu 95 Prozent durch die EU und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Im Anschluss entschied man sich in Kornwestheim für eine Regelfinanzierung, die seit Anfang des Jahres läuft. Im Haushalt 2019 stehen für das Projekt 27 500 Euro bereit. Damit wird ein Stellenanteil von 0,3 finanziert.