Mit dieser Werbung sucht die Stadt Erzieher und Erzieherinnen. Foto: z

Erzieherinnen fühlen sich von dem Text einer Werbekampagne vor den Kopf gestoßen.

Kornwestheim - Wie andere Arbeitgeber auch ist die Stadt Kornwestheim um Nachwuchskräfte bemüht. Um Schulabsolventen für einen Ausbildung bei der Stadtverwaltung zu gewinnen, hat sie eine Werbekampagne gestartet. „Aufklärer gesucht“ heißt es da auf einem Plakat für den Beruf der Fachkraft für Abwassertechnik. „Schreibtischhelden“ für die Büroarbeit im Rathaus sucht die Stadt ebenso wie „Zwergenbändiger“ für die Betreuungseinrichtungen. Der Text, mit dem die Stadt Erzieherinnen und Erzieher zu finden hofft, kommt bei den gestandenen Kräften allerdings nicht so gut an.

Das berichtete Stadträtin Gabi Walker am Donnerstagabend in der Sitzung des Gemeinderats, in der Dietmar Allgaier, Erster Bürgermeister, das neue Ausbildungskonzept der Stadtverwaltung vorstellte. Die Erzieherinnen fühlen sich in dem, was sie in den Kindergärten und Kindertagesstätten leisten, nicht ernst genommen. Die Vorderseite einer Postkarte, die zur Werbekampagne gehört, zeigt ein Xylofon, einen Teddybären und einen Apfel. Und auf der Rückseite steht: „Du hast Nerven wie Drahtseile, ein sonniges Gemüt und eine starke Schulter zum Anlehnen? Dann zeige, was du kannst, und beginne eine Ausbildung bei der Stadt Kornwestheim.“ Es wäre besser gewesen, so kritisierte Walker die Kampagne, man hätte mal mit der einen oder anderen Erzieherin geredet, um zu erfahren, was die wirklich erforderlichen Kompetenzen in dem Berufsfeld sind.

Die Beschäftigten selbst hatte man in der Tat nicht eingebunden, lediglich die Fachbereichsleitungen, so der Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier. Rund 2500 Euro lässt sich die Stadt die Kampagne kosten. Er hält sie für erforderlich, weil es immer schwieriger werde, Auszubildende zu finden – insbesondere in den technischen Berufen. Für die Lehrstelle in der Kläranlage hatte die Stadt in diesem Jahr keinen geeigneten Kandidaten gefunden. Lediglich fünf Bewerbungen waren eingegangen.

Schwierig ist die Situation auch bei den Erzieherinnen und Erziehern. Für die zehn Stellen zur „Praxisintegrierten Ausbildung zum Erzieher“ waren im Fachbereich Personal und Organisation 35 Bewerbungen eingegangen, so Allgaier. Lediglich das Studium „Public Management“, das die Stadt auch anbietet, stieß auf großes Interesse: Zehn Plätze stellt die Verwaltung zur Verfügung, 150 junge Leute interessierten sich dafür.

Im kommenden Jahr bietet die Stadt zwei neue Ausbildungsgänge an – die fürs Büro- und fürs Veranstaltungsmanagement. Auch in der Ausbildung selbst habe man Änderungen vorgenommen, berichtete Oberbürgermeisterin Ursula Keck den Stadträten. So werden die jungen Nachwuchskräfte zu Beginn der Lehre mit einem Begrüßungsfrühstück willkommen geheißen. Außerdem werden den jungen Mitarbeitern Nachschlagewerke und eine Azubi-Broschüre überreicht. Während der Ausbildung bietet die Stadt Projektwochen und Impulsvorträge für die Lehrlinge an. Auch die Art der Bewerbungsgespräche habe sich geändert. Man habe darauf gute Rückmeldungen erhalten, so die Oberbürgermeisterin.

Andere Stadträte erachteten die Werbetexte für die Berufe im Sozialbereich als nicht ganz so schlimm. „Das zeigt doch, dass es wahrgenommen wird“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä. Man müsse alle Register ziehen. „Das ist gut angelegtes Geld“, sagte Dr. Roland Bertet (SPD).