Selbst Kühlschränke liegen herum. Foto: z

Während der Krise fehlt vielen offenbar zunehmend die Geduld, Möbel und Geräte ordentlich zu entsorgen.

Kornwestheim - Hans-Otto Härle und Thomas Glaser ärgern sich. Die beiden Kornwestheimer Jagdpächter bekommen es oft als erste mit, wenn wilder Müll auf Wiesen, Feldern und hinter Büschen liegt. So schlimm wie in den vergangenen Wochen sei das aber noch nie gewesen, berichtet Härle. „Und das sage ich, obwohl ich seit mehr als 50 Jahren hier jage und in der Natur unterwegs bin.“

Was haben sie zuletzt nicht alles entdeckt, vor allem auf dem Langen Feld westlich der Stadt: einen riesigen ausrangierten Kühlschrank luden Unbekannte beispielsweise ab, inklusive Styropor-Verpackungsmaterial, das ein neues Gerät umhüllte, wie Härle vermutet. Eine Haufen Möbel fanden die Jäger, auch jede Menge Holz, wohl von einer alten Gartenhütte. „Manche bringen ganze Wohnzimmereinrichtungen“, sagt Thomas Glaser. „Oft liegen Autoreifen und Bauschutt herum“, ergänzt Härle – von gewöhnlichem Picknick- und Verpackungsmüll ganz zu schweigen.

Natürlich sind wilde Müllablagerungen kein neues Thema. Dass derzeit – übrigens längst nicht nur in Kornwestheim – aber mehr Müll und Großmüll illegal entsorgt wird, das bestätigen verschiedene Seiten. Auch die Kornwestheimer Bauhofleiterin Martina Kurz gibt entsprechende Beobachtungen zu Protokoll. Ebenso berichtet Frank Wittmer von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landkreises und der Abfallverwertungsgesellschaft Ludwigsburg: „Wir stellen fest, dass illegale Ablagerungen zugenommen haben, können dies aber noch nicht mengenmäßig beziffern.“

Indes: Wie kommt es, dass mehr Menschen ihren Müll in die Landschaft bringen, zuweilen sogar mit nicht wenig Aufwand? „Da braucht man teils schon Transporter für“, schätzt Härle. Einerseits hat wohl in Corona-Zeiten der ein oder andere mehr Zeit, neue Möbel oder Geräte zu bestellen und dafür an anderer Stelle auszumisten. Außerdem hat der Wertstoffhof am Kornwestheimer Wasserturm aktuell wegen der Krise nur eingeschränkt geöffnet. Dadurch kam es in den vergangenen Wochen zu längeren Wartezeiten, was durchaus für Unmut in der Stadt sorgte. „Das hat sich entspannt“, sagt Wittmer zwar. Die durchschnittliche Wartezeit vor den Toren des Wertstoffhofes betrage noch etwa 15 bis 20 Minuten. Zu „Spitzenzeiten“ könne das aber noch länger dauern. Offenbar gibt es Leute, die lieber ihr ausrangiertes Zeug hinter Büsche werfen, als eine Viertelstunde zu warten.

Die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck ergänzt: „Ich würde das nicht nur auf Corona beziehen, seit vielen Jahren beobachte ich, dass sich die Moral der Leute bei diesem Thema verschiebt.“ Es sei kein Tabu mehr, einfach etwas abzuladen oder fallenzulassen, so Keck. „Das ist kein Kavaliersdelikt. Es gehört zu den Grundlagen des Zusammenlebens, seinen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen.“

Eines jedenfalls wird sich in der Gleichung bald ändern: Die Abfallverwertungsgesellschaft will die Öffnungszeiten des Wertstoffhofes wieder ausweiten. Genaueres kann Wittmer noch nicht sagen, aber zeitnah, in den kommenden Tagen soll die Öffentlichkeit über das weitere Vorgehen informiert werden, betont der Presseverantwortliche. Man sei in engem Kontakt miteinander, stellen Stadt und Landkreis beim Thema zudem heraus. Denn: Auch wenn es ärgerlich ist, der Steuerzahler dafür aufkommen muss und die Mitarbeiter des Bauhofs genug zu tun haben, muss jemand die kaputten Kühlschränke und malträtierten Möbel ja schließlich wieder aus Büschen und vom Wegesrand entfernen.