Bürgerversammlung in der Bürgerhalle: Es geht um Sozialwohnungen an der Arkansasstraße. Foto: Horst Dömötör

Es ist eine hitzige Diskussion gewesen: Beim Infoabend über mögliche Sozialwohnungen an der Arkansasstraße verteidigen die Städte die Vorschläge gegen harsche Bürgerkritik.

Pattonville - Sie müssen sich so Einiges anhören an diesem Mittwochabend, der Kornwestheimer Bürgermeister Daniel Güthler und der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger. Es geht um die möglichen Sozialwohnungen an der Arkansasstraße in Pattonville und die Hände schnellen in die Höhe.

Kaum ein Bürger, der sich meldet, betrachtet die Vorschläge der Stadtverwaltungen und des Zweckverbandes mit Wohlwollen. Im Gegenteil: viele der 100 Besucher äußern sich deutlich kritisch. Selbst Worte wie „Gettoisierung“ und „No-Go-Area“ fliegen durch den Raum.

Es fehlten ohnehin schon Angebote für Jugendliche und Kinder in Pattonville, heißt es, wie sollten dann weitere junge Leute integriert werden – zumal Einkommensschwache? Oder Menschen, die kaum Deutsch sprechen? „Die beste Integrationsarbeit kann nicht gutmachen, was baulich verbockt wird“, meldet sich Stephanie Daimer zu Wort, die Vorsitzende des Bürgervereins Pattonville, und sichert sich damit kräftigen Szenenapplaus.

Viele Wortmeldungen gehen in die gleiche Richtung: Man wolle helfen, natürlich, aber das Konzept vieler einkommensschwacher Menschen und Flüchtlinge auf einem Fleck, das funktioniere nicht. Kritische Worte finden auch Mitglieder des Sportvereins: Die fünf Sozialbauten grenzten direkt ans Spielfeld, sagt Michael Kern, Übungsleiter vom SV Pattonville, und kritisiert, das vom Verein gepachtete Gelände werde beschnitten.

Besonders Dirk Schönberger bekommt noch eine dicke Extraportion Bürgerwut ab: Kritik gibt es auch an seinem Kommunikationsverhalten. Sie haben das Gefühl, der Oberbürgermeister reagiere genervt auf Nachfragen, sagen einige Besucher.

Auf einem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück neben dem Rewe-Markt im Norden von Pattonville – ganz nah bei Ludwigsburg-Grünbühl – könnten fünf Gebäude mit Sozialwohnungen für bis zu 200 Menschen entstehen; etwa 80 der Bewohner könnten Flüchtlinge sein. Je zur Hälfte würden die Wohnungen zwischen Remseck und Kornwestheim aufgeteilt werden, so könnten die Städte den Bedarf nach erschwinglichem Wohnraum teilweise decken und zugleich eine Anschlussunterbringung für Flüchtlinge schaffen.

Können, sollen oder werden, Idee, Vorschlag oder Planung? Die Diskussion entzündet sich auch an der Frage, wie weit die Städte bereits vorgearbeitet haben. Der Diskussionsabend jedenfalls ist umfangreich vorbereitet, neben weiteren Vertretern der Städte sitzt die Remsecker Integrationsbeauftragte Jasmine Finckh auf dem Podium, zudem Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt und des Arbeitskreises Asyl. 3D-Grafiken zeigen bereits das mögliche Aussehen der fünf Gebäude im Stadtbild. Manche Bürger fühlen sich dadurch vor vollendete Tatsachen gestellt und kommunizieren das auch.

Die Stadtvertreter betonen deshalb wiederholt, man sei noch gar nicht in eine Planung eingestiegen, kein Architekt sei beauftragt, nichts beschlossen. Bisher hat der Remsecker Gemeinderat den neuen Sozialwohnungen grundsätzlich zugestimmt, die Kornwestheimer Bürgervertreter müssen über das Thema noch beraten; erst danach geht es, so ist das Verfahren, in die konkrete Planung. „Wir führen hier mit ihnen einen Dialog und nehmen ihre Anregungen mit“, ruft Schönberger den Besuchern immer wieder zu. Gemeinsam mit Daniel Güthler verteidigt er die städtischen Ideen. Zunächst einmal gebe es wenige mögliche Flächen in Pattonville, es fehle an Alternativen. Um beispielsweise Flüchtlinge dezentral unterzubringen, benötigten die Städte entsprechenden Wohnraum, ergänzt Schönberger und lädt die Bürger ein, Bescheid zu geben, wenn sie Wohnungen bereit stellen können.

Daniel Güthler klärt über den Begriff Sozialwohnung auf. „Bei den Preisen für Mieten und Immobilien in Kornwestheim geht es hier auch um Leute, die 50 000 oder 60 000 Euro brutto im Jahr verdienen“, betont er. „Auch Lehrer, Polizisten und Stadtangestellte gehören dazu“, ergänzt er. Den Begrifflichkeiten wie „Getto“ oder „sozialer Brennpunkt“ widersprechen die Bürgermeister deutlich. Es gehe um die Mischung von Flüchtlingen mit anderen Familien, der Standort und das Konzept förderten Integration. Die Integrationsbeauftragte Jasmine Finckh wirbt weiter: „Integrationsfehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, wollen wir sicher nicht wiederholen. Daraus haben wir gelernt.“

Am Ende schließt Dirk Schönberger die Diskussion und betont einmal mehr, die Städte nähmen die Bürgerbedenken mit in den Prozess. Kurz vorher hatte ein Frau des Bürgervereins noch den Saal verlassen, nachdem der OB die Mitarbeit des Vereins in einen Konditionalsatz eingebettet hatte: „... wenn der Bürgerverein sich konstruktiv einbringt.“ Am Ende des Abends stehen die Politiker und Ehrenamtlichen noch lange mit den Bürgern beisammen und diskutieren über die Sozialwohnungen und ihre Bedeutung für Pattonville.

Es geht ein hitziger Abend zu Ende, bei dem die Probleme mit der Mikrofontechnik zum Schluss nicht mehr stark ins Gewicht fallen – weil die Besucher und Referenten sich zumindest auf eines einigen können: laut zu sprechen.