Wolfgang Daffner (links) und Gerhard Schweinle zeigten den Besuchern Briefmarken zum Tag der Deutschen Einheit. Foto: /Christine Biesinger

Zum Tag der Deutschen Einheit zeigen Kornwestheimer Sammler alte Postwertzeichen aus BRD und DDR.

Kornwestheim - Tapfer trotzen Gerhard Schweinle und Wolfgang Daffner dem widrigen Wetter an diesem ungemütlichen Vormittag – dem 30. Tag der Deutschen Einheit. Die Witterung ist alles andere als ideal dafür, sich in Ruhe die Schätze aus Gerhard Schweinles Sammlung anzuschauen. Trotzdem seien schon einige Interessenten am Casino in der Aldinger Straße gewesen, wo der Verein seine Räume hat, berichten die beiden Liebhaber der kleinen gezackten Kunstwerke.

Das Thema „Deutsche Einheit“ ist einer der Schwerpunkte, auf die sich Gerhard Schweinle in seiner Sammlertätigkeit konzentriert. Für den besonderen Jahrestag hat er akribisch in Schuhkartons eingeordnete Marken aus seinem Archiv mitgebracht. „Da hatte ich allerdings schon seit fünf Jahren nicht mehr reingeschaut“, gesteht er schmunzelnd.

Bis zum 3. Oktober 1990 gab es bekanntlich die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik mit komplett getrennten Systemen, was im Alltag vor allem auch unterschiedliche Münzen und Briefmarken bedeutete. „Es war eine spannende Zeit, als Marken aus der Bundesrepublik, der ehemaligen DDR und aus Berlin zusammen auf einen Brief geklebt werden durften“, erinnert sich Schweinle. Das sei bis 31. Dezember 1991 möglich gewesen. Natürlich hat er davon Beispiele dabei, an denen man auch gut die unterschiedlichen Entwürfe der Grafiker beider Systeme sehen kann.

Besonders in der Nach-Wende-Zeit fanden sich Philatelisten aus ganz Deutschland zusammen, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft zu frönen. Seit 1990 gab es da die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Einheit, der auch Gerhard Schweinle angehörte. „Die hatte deutschlandweit über 100 Mitglieder“, erinnert er sich. Als eines von etwa zehn Mitgliedern aus Süddeutschland sei er klar in der Minderheit gewesen. „Die meisten kamen eher aus Thüringen oder Mitteldeutschland.“ Verbands- und Tauschtage in ganz Deutschland gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

Corona war natürlich auch in der Welt der Philatelie ein großes Thema. Beim Bund deutscher Philatelisten habe man per „Zoom“ hin- und herüberlegt, wie man mit der ursprünglich für 2021 in Essen geplanten Weltausstellung verfahren solle. Schweinle verfolgte die Diskussion aufmerksam. Bei solch einer großen Ausstellung müssen die Beteiligten aus den verschiedenen Ländern sorgsam per Landeswettbewerb ausgewählt werden. Er hatte mit seinem zweiten Sammel-Schwerpunkt „Postwertzeichen im Postverkehr der deutschen Kriegsgefangenen nach dem Tsingtao-Krieg 1914“ schon einen 1. Preis in der Tasche und damit einen Platz auf der Weltausstellung sicher. Doch nun hat man sicherheitshalber die Weltausstellung um zwei weitere Jahre auf 2023 verschoben. „Da kann ich jetzt nur hoffen, dass ich wieder zugelassen werde.“ Nicht ganz so weit nach hinten hat der Verein seinen eigenen Wettbewerb mit den Briefmarken-Freunden aus Villeneuve-St. Georges verschoben. „Da steht jetzt als Vorschlag Pfingsten 2022 im Raum.“

Am Samstagmittag sind dann dunkle Regenwolken aufgezogen, die Marken in den dünnen Schuhkartons drohen nass zu werden, und der regenwasserverdünnte Kaffee will den beiden Ausstellern auch nicht mehr munden. Da beschließen selbst die beiden tapferen Kämpen, das Partyzelt abzubrechen. „Bei neuen Marken wär´s noch schlimmer, da leidet die Gummierung“, übt sich Gerhard Schweinle im Galgenhumor. „Und dabei hatten sie heute für später schönes Wetter angesagt“, meint Wolfgang Daffner.