Jutta und Bernd, dargestellt von Sigi Gall und Alex Kraus Foto: Mateja fotografie

Theater im K: Jutta und Bernd, dargestellt von Sigi Gall und Alex Kraus, sind seit vielen Jahren ein Paar.

Kornwestheim - Bei einem Backblech denken die meisten Menschen vermutlich an ein Küchenutensil, auf dem der sonntägliche Kuchen im Ofen zubereitet wird. Backblech kann jedoch auch etwas ganz anderes servieren – gute Unterhaltung nämlich. Hinter dem Namen Backblech verbergen sich die drei Musiker und Schauspieler Sigi Gall, Boris Celikovic und Alex Kraus. Mit ihrer Mischung aus Comedy, Popmusical und Drama und dem Bühnenprogramm „Die Nacht der Gewohnheit“ gastierten sie jetzt auf Einladung des Stadtausschusses für Sport und Kultur und der Stadt Kornwestheim im K.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Jutta und Bernd, dargestellt von Sigi Gall und Alex Kraus, sind seit vielen Jahren ein Paar. Ihr Zusammenleben beruht mehr und mehr darauf, wie gut sie den anderen kennen. Und mehr und mehr machen sie durch diese Routine Abstriche bei den Dingen, die in einer Partnerschaft ebenfalls wichtig sind: Zuhören, Verständnis, Respekt und, nun ja, auch Sex. Auch dem ist ein fester Tag zugeordnet – der Donnerstag, weil Bernd freitags ausschlafen kann. Im Laufe des Stücks wird den beiden klar, dass sie, wenn es so weitergeht, vor dem Ende ihrer Beziehung stehen. Und obwohl sie sich ständig streiten, tut dieser Gedanke dennoch beiden weh.

Nun hört sich diese Rahmenhandlung tatsächlich nach viel Drama und Herzschmerz an. Doch trotzdem spielt das Komödiantische die Hauptrolle. Die kurzen Szenen, die sich chronologisch aneinanderreihen, jedoch genauso gut für sich allein als Sketche stehen könnten, erzählen vom alltäglichen Zusammenleben von Mann und Frau, von Büroromanzen und einsamen Abenden vor dem Fernseher, gemeinsamen Autofahrten und katastrophalen Shoppingtouren. Der Gitarrist Boris Celikovic begleitet dabei entweder die Duette des Paares oder schlüpft selbst in kleine Nebenrollen, wie Juttas Büroschwarm oder Bernds Gewissen.

Leider bringen diese kurzen Einblicke in Jutta und Bernds Leben allzu oft nichts Neues, sondern wiederholen nur schon Klischees über Männer, Frauen und Schwule. Wortwechsel wie zwischen Jutta und ihrem Kollegen („Ich liebe Shoppen!“ – „Und du bist dir ganz sicher, dass du nicht schwul bist?“ – „Ich fahr’ Porsche!“ – „Ja, in Rosa.“) wirken müde. Und auch die Auseinandersetzungen von Bernd und Jutta berufen sich lieber auf gängige Standardfloskeln und gehen dabei teils an die Grenze zum Obszönen („Ich würde dir gerne deine Eier ins Hirn treten, wenn du nur eines von beidem hättest!“), anstatt Neues zu wagen.

Schade, denn das Trio hat durchaus Potenzial. Alle drei sind hervorragende Musiker: Boris Celikovic ist mit verschiedenen Gitarren zu hören, Siggi Gall spielt Cajon und Alex Kraus beweist sich mit Auftritten an Keyboard, Mundharmonika und Geige als wahrer Multiinstrumentalist. Und singen können sie alle drei. Zur Hochform laufen sie daher meist auch dann auf, wenn nicht viele Worte fallen – in Momenten zum Beispiel, wenn Bernd und Jutta nebeneinander in der Mitte der Bühne sitzen und leise von der fast zerbrochenen Beziehung singen. Oder wenn sie auf ihr großes pantomimisches Geschick vertrauen und beinahe ohne Requisiten die morgendliche Badroutine eines Ehepaars darstellen. Genau mit Szenen wie diesen schaffen Backblech es, das Publikum mitzureißen.

Und so fiebert man doch mit, ob dieses ganz normale Paar sich am Ende – noch einmal – kriegen wird. So viel sei verraten: Es gibt ein Happy End – und auch hier zeigen Backblech, wie viel Humor man dem Alltag einer Langzeit-Beziehung abgewinnen kann.