Der Holzbach soll zwischen der Lamm- und Mühlhäuser Straße wieder ans Tageslicht geholt werden.
Kornwestheim - Zu einem rauschenden Gewässer mit fröhlichem Plätschern und springenden Forellen wird es nicht langen. Aber ein „Wohnumfeld mit Aufenthalts- und Naherholungsqualität“, wie es im wenig romantischen Verwaltungsdeutsch heißt, ist schon das Ziel.
Der Natur wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, das kostet Geld. 620 000 Euro würden für die Offenlegung des Bachs veranschlagt, erläuterte der Landschaftsarchitekt Peter Geitz den Stadträten am Dienstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT). Ein Drittel der Summe soll aus dem städtischen Haushalt beglichen werden, für zwei Drittel der Kosten soll die Stadtentwässerung Kornwestheim, ein Tochterunternehmen der Stadt, aufkommen.
Aus gutem Grund, so der Erste Bürgermeister Daniel Güthler. Er sieht das Vorhaben nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Renaturierung und der ansehnlichen Gestaltung des Neubaugebiets auf dem Rothacker-Areal, sondern auch als Wasserwirtschaftsprojekt. Indem das Wasser nicht auf direktem Wege zur Kläranlage geleitet wird, wird die Abwassermenge verringert. „Damit“, so heißt es in einem Papier für die Stadträte, „wird die künstliche Verdünnung des Abwassers zurückgenommen, das die Reinigungsleistung der Kläranlage negativ beeinträchtigt.“
Kleine Bachstück an der Lammstraße liegt schon offen
Eine der entscheidenden Fragen bei diesem Projekt: Führt der Holzbach überhaupt genügend Wasser? Ja, sagen Peter Geitz und Dirk Maisenhölder, der Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, der sich intensiv mit den Gewässern in Kornwestheim befasst hat. Die Quelle, die sich im Bereich Bad-/Bachstraße befindet, ist die ergiebigste im Stadtgebiet. 20 bis 25 Liter pro Sekunde sind gemessen worden, im Sommer, räumte Geitz in der AUT-Sitzung ein, wird dieser Wert aber nicht erreicht.
Das Wasser tritt erstmals östlich der Lammstraße zutage. 2007 hat die Stadt dort den Bach für ein kurzes Stück offengelegt. Nunmehr soll das Wasser bis zur Mühlhäuser Straße plätschern, bereichert um das Oberflächenwasser aus dem Rothacker-Areal, auf dem die Firma Pflugfelder bekanntlich neun Mehrfamilienhäuser – das Bauvorhaben ist insbesondere in der Nachbarschaft sehr umstritten – errichten wird.
Der Bach und seine Ufer werden mit Steinen, einer Feuchtwiese, mit Wurzelstrünken und Röhrichtbermen gestaltet. Das solle so geschickt erfolgen, dass auch in wasserarmen Zeiten stets ein wenig Wasser fließe, erklärte Geitz das Konzept. „Wir sind gespannt, was sich dort für Lebewesen einfinden“, sagte der Landschaftsarchitekt. Eine Schnakenplage wie von Stadträten befürchtet schließt der Experte aber aus. An der Mühlhäuser Straße verschwindet der Bach wieder in der Erde, später soll er bis zur Kläranlage offengelegt werden.
Anwohner zapfen Bachwasser für eigene Gärten ab
Den neuen Bach, der voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2022 angelegt wird, säumt ein ein neuer, 1,40 Meter breiter Fußweg, der allerdings nicht für Radfahrer freigegeben wird. Um das möglich zu machen, müsste der Weg breiter sein. Dafür aber reiche der Platz nicht, erläuterte der Bürgermeister Daniel Güthler den Stadträten.
Bleibt noch ein Problem: Hauseigentümer im Bereich Wohnen am Bächle haben sich nach Beobachtung von Geitz Pumpstationen in den Garten gestellt, um sich aus dem bereits offen verlaufenden Bach mit Wasser zu bedienen. Das sollte künftig tunlichst unterlassen werden, denn „das wäre der Tod für den Bach“.
Über das Vorhaben stimmten die Stadträte im AUT auf Wunsch der CDU-Fraktion noch nicht ab. Ob der Bach offengelegt wird, wird Ende März dann im Gemeinderat entschieden.