Bis das Urteil fällt, kann es noch dauern. Foto: Uli Deck/dpa/Uli Deck

Im Prozess um schweren Bandendiebstahl von Autozubehör geht es noch nicht so richtig voran.

Kornwestheim - Auch der zweite Prozesstag am Landgericht Stuttgart gegen zwei 52 und 40 Jahre alte Männer, denen die Staatsanwaltschaft schweren Bandendiebstahl vorwirft, dauerte nicht lang. Die Angeklagten wollten sich weder zu ihren Lebensläufen noch zu den Tatvorwürfen äußern, da es beiden noch nicht möglich war, im Gefängnis das umfangreiche Aktenmaterial zu sichten. Auch Verständigungsgespräche darüber, ob bestimmte Anklagepunkte eingestellt werden und ob es in manchen Fällen Geständnisse gegen einen Strafrabatt geben soll, konnten daher noch nicht stattfinden.

Päckchen nach Litauen erweckt Verdacht

Ein Polizeibeamter berichtete, dass die Ermittlungen dank eines aufmerksamen Beamten in einer DHL-Filiale in Köln ins Rollen gekommen seien. Als dieser im Januar 2018 ein Paket nach Litauen in den Händen gehalten habe, habe er sich erinnert, dass ein solches in einem Strafprozess ein Jahr zuvor eine Rolle gespielt habe. Sein Chef habe daher die Polizei informiert. Bei einer Durchleuchtung des Pakets am Flughafen Köln/Bonn habe sich herausgestellt, dass es sechs gestohlene VW-Navigationsgeräte enthalten habe. Dass solche fehlen, habe zuvor eine Spedition festgestellt, die Autos transportieren sollte. Beim Auslesen des Speichers habe sich herausgestellt, dass Kornwestheim der Tatort gewesen sei.

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Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft den beiden Angeklagten 31 Taten zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 auf Rangierbahnhöfen in ganz Deutschland vor. Sie sollen Navigationsgeräte, Multifunktionslenkräder und Multimediageräte aus hochwertigen Autos ausgebaut haben, die auf Autozügen standen. Dabei seien wechselnde Mittäter beteiligt gewesen. Das Diebesgut im Gesamtwert von rund einer halben Million Euro sollen nochmals andere Mittäter ins Ausland verkauft haben. Die einzelnen Geräte hatten laut Anklage einen Wert zwischen 1500 und 2800 Euro. Der Gesamtschaden soll knapp 700 000 Euro betragen.

Kornwestheimer Rangierbahnhof viermal heimgesucht

Nach der ersten Tat im Januar 2018, bei der ein Schaden von 21 700 Euro entstanden sein soll, ist der Kornwestheimer Rangierbahnhof laut Anklage noch weitere vier Mal Tatort gewesen: Im April 2019 soll der 52-Jährige dort drei Multifunktionslenkräder aus Autos der Marke Mercedes im Gesamtwert von rund 7900 Euro entwendet haben. Der größte Diebeszug soll im Juli 2020 dort stattgefunden haben: Damals wurden laut Anklage sieben Multifunktionslenkräder und 32 Airbags aus insgesamt 39 Mercedes-Fahrzeugen ausgebaut.

Allein hier habe der Wert des Diebesgutes rund 45 000 Euro betragen, der Schaden an den Fahrzeugen belief sich laut Anklage auf mehr als 60 000 Euro. Im Oktober 2020 sollen die Angeklagten ein viertes Mal ihr Glück in Kornwestheim versucht haben. Dabei wurden sie jedoch von Mitarbeitern der DB Sicherheit entdeckt und mussten unverrichteter Dinge fliehen.

Zahlreiche andere Tatorte

Fünfmal war laut Anklage auch der Bahnhof in Sindelfingen Ort von Diebeszügen: Dort hätten die Täter an insgesamt 28 Mercedes-Fahrzeugen Multifunktionslenkräder ausgebaut. Gesamtschaden: etwa 95 000 Euro. Bevorzugtes Objekt der beiden Männer war laut Anklage offenbar der Rangierbahnhof in Bremen-Walle: 14 der insgesamt 31 Diebeszüge hätten dort stattgefunden. Weiterhin sollen sie mit unterschiedlichen Mittätern je zweimal auf Bahnhöfen in Wanne-Eickel, Osnabrück, Emden und dem niedersächsischen Seelze zugeschlagen haben.

Seit Februar 2021 sitzen beide in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 13. Dezember fortgesetzt, bis zum 28. Januar 2022 sind acht weitere Verhandlungstage geplant.