Das United 2nd Generation hat im Stuttgarter Theaterhaus das Material der Vorgängerband United Jazz & Rock Ensemble zu neuem Leben erweckt.
Das United 2nd Generation, die Nachfolgeband des United Jazz & Rock Ensemble, muss ohne Klavier ausgekommen. Der Flügel, auf dem einst Wolfgang Dauner unverwechselbar gespielt hat, fehlt am Sonntagabend im Stuttgarter Theaterhaus auf der Bühne.
Exzellente, hoch motivierte Musiker
Der Gitarrist Frank Kuruc muss ihn als harmonischer Brückenbauer ersetzen. Er macht das bravourös, aber einer neunköpfigen Band täte ein Tasteninstrument gut. Also eröffnet Kuruc mit geschmeidigem Saitenklang den traditionellen Opener „Ausgeschlafen“, von Dauner senior komponiert. Dauner junior am Drum Set steigt mit sattem Sound ein, das Thema wird vom scharf konturierten Bläsersatz gespielt. Der Altsaxofonist Klaus Graf tritt nach vorne ans Solistenmikro und bringt Feuer in den Klangraum, wie einst Charlie Mariano. Adrian Mears kommt an der Posaune zum Zug und erinnert von Ferne an Albert Mangelsdorff.
Solisten und Bläsersätze werden lautstark beklatscht
Das hier ist jedoch beileibe keine Nostalgieveranstaltung, bei der ein Teebeutel zum x-ten Mal ins heiße Wasser getaucht wird. Nein: Hier erwecken exzellente und hoch motivierte Musiker der nächsten Generation – darunter Musikprofessoren, Landesjazzpreisträger – das Material der einstigen Band zu neuem Leben.
Und wie! Bei Volker Kriegels „Double Bind“ und erst recht bei Wolfgang Dauners „Capriccio Funky“ springt der Funke auf das trotz schlechter Witterung zahlreich erschienene Publikum über. Sehr gern lässt es sich vom schaukelnden Rhythmus davontragen und beklatscht lautstark die Solisten und auch – noch nie so gehört – sogar die Bläsersätze. Der Spaß, den die Musiker bei diesem Konzert ausstrahlen, überträgt sich auf die Menschen im Saal.
Wehmütig, aber nicht wehleidig
Beim „Wendekreis des Steinbocks“, einer Dauner-Ballade, verleiht Grafs Saxofon dem Bedauern, dass die Musiker des United 1st Generation nicht mehr bei uns sind, eine eindringlich wehmütige, aber kein bisschen wehleidige Stimme. Das Flügelhornspiel von Claus Stötter danach hätte auch dem großen Ack van Rooyen gefallen. Mit Dauners „Feuerwerxmusik“ mit fulminanten Holz- und Blechbläserduellen von Klaus Graf, Johannes Enders, Tobias Weidinger und Adrian Mears und dem triumphalen „Bebop Scat“ klingt dieses tolle Konzert aus.
Gewiss ein Höhepunkt ganz zu Beginn des Jazz-Jahres. Es wäre wünschenswert, dass das United 2nd Generation jedes Jahr im Theaterhaus auftreten kann. Wolfgang Dauner hat die Kulturinstitution immer „mein Wohnzimmer“ genannt. Deren Leiter Werner Schretzmeier war übrigens in den 1970er Jahren bei der Gründung des United entscheidend beteiligt.
Flo Dauner als kraftvoller Taktgeber
Als 1977 das erfolgreichste deutsche Jazzalbum „Live im Schützenhaus“ aufgenommen wurde, saß ein siebenjähriger Knirps unter dem Flügel seines Papas, beobachtete von dort unten Jon Hiseman und beschloss, selbst auch ein Drummer zu werden: Flo Dauner. Kürzlich erst hat er in der Schleyerhalle in Stuttgart beim Auftritt der Fantastischen Vier und zuvor bei DJ Paul van Dyck in Los Angeles getrommelt. Nun thront er hinter seinem Drum Set und steuert als kraftvoller Taktgeber selbst das United Jazz & Rock Ensemble, das neue, das aktuelle United. Wie stolz muss Flo auf seinen Vater und dessen legendäres United Jazz & Rock Ensemble sein, wie sehr muss sich Wolfgang Dauner über seinen Sohn gefreut haben!