Jeremy Loops bei seinem Auftritt im LKA Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der südafrikanische Songwriter Jeremy Loops ist am Montagabend im ausverkauften Stuttgarter Longhorn aufgetreten. Seine Folkpop-Palette hat er deutlich erweitert.

Stuttgart - Smartphones haben die Feuerzeuge im Publikum ersetzt. Das Mischpult ist ein Tablet. Und das Bühnenbild sieht aus wie ein Hashtag. Da wundert es nicht, dass der Künstler am Montagabend im ausverkauften LKA während des Konzerts ein Video für seine Instagram-Story schießt. So modern die Jungs um den Frontmann und Namensgeber Jeremy Loops daherkommen, musikalisch bedienen sie sich altbewährter Formeln.

Das funktioniert nur teilweise. Denn die Stimmung, die Loops zu schaffen versucht, samt Akustikgitarre und Mundharmonika – mal wie Ed Sheeran, mal wie The tallest Man on Earth – wird jäh verschluckt, sobald das Schlagzeug einsetzt. Während auf seiner Platte „Critical as Water“ die im Vierteltakt gespielte Bassdrum oftmals die Fußmatte an der Schwelle zur Radiotauglichkeit darstellt, mutiert sie live zu einem Zwerchfellvibrator, der sich auf Technoparaden nicht zu verstecken bräuchte. Dem Rapper Motheo Moloko, der auf einigen Songs zu Gast ist, kommt das zugute. Von der Folkpop- und Country-Stimmung – und in dieser Manier beginnt beinahe jeder Song – bleibt jedoch nicht mehr viel übrig.

Das Konzert erscheint wie eine Party

Und das scheint auch das Konzept zu sein: Die Band kommt über ihre Energie, auch die Lust am Musizieren lässt sich ihren Mitgliedern nicht absprechen. Wenn Loops zu Beginn der Ohrwurm-Hymne „Down South“ mittels Effekten einen mehrstimmigen Chor aus dem Boden stampft, macht das Eindruck, reicht insgesamt jedoch nicht aus, um musikalisch auf ganzer Linie zu überzeugen.

Neben dem klassischen Repertoire an Herzschmerzliedern übt Loops in Songs wie „Vultures“ auch Kapitalismuskritik. Andere Texte thematisieren die Wasserknappheit in seiner Heimat Kapstadt. Die von ihm gegründete Organisation Greenpop setzt sich für den Umweltschutz ein. Doch auch mit Botschaft, wirken die Songs im Mantel der Gefälligkeit eher plump. Da erscheint das Konzert in manchen Momenten wie eine große Party, vorhersehbare Harmonien und wenig Dynamik inklusive. Am Ende tanzen trotzdem alle. Und wer weiß – vielleicht ist im heutigen Pop auch das modern.