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Einziges Deutschlandkonzert von Brandon Flowers und seiner Band The Killers im LKA.

Stuttgart - Endlich ist es amtlich: Stuttgart ist die coolste Stadt im Land. Sonst hätte die glamouröse Indierockcombo The Killers ja wohl kaum hier ihr einziges Deutschlandkonzert gegeben. 1500 Fans quetschten sich am Donnerstagabend ins LKA und freuten sich über einen Clubgig, der toll anfing und fantastisch aufhörte.

All der Kitsch, all das Gedudel, all die Mittelmäßigkeit, mit der sie einen zwischendurch gelangweilt haben, sind vergessen, als The Killers die Zugabe "Jenny Was A Friend Of Mine" spielen. Durch den Vier-Minuten-Thriller, der von einem Liebesmord erzählt, zuckt ein widerspenstiger E-Bass, die Gitarren und Synthesizer führen sich hochdramatisch auf, das Schlagzeug kennt keine Gnade, und Brandon Flowers beteuert, dass er die Wahrheit sagt und Jenny eine Freundin von ihm gewesen sei. Auf einmal klingen die Killers wieder gefährlich, roh, bedrohlich und nach Garagenrock. Und als das Konzert am Donnerstagabend nach knapp anderthalb Stunden im LKA zu Ende geht, erinnert man sich wieder daran, wieso man damals diese Band aus Las Vegas lieben gelernt hat.

Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass sie in der Glitzermetropole der Welt zu Hause sind, dass es den Killers mit ihrem Debüt "Hot Fuss" vor sieben Jahren gelang, dem sich gerne so nachlässig, spröde, unprätentiös gerierenden Indierock Stil, Glamour und Pathos beizubringen. Und einen Rockschuppen wie das LKA verwandelt die Band mit ein paar billigen Lichterketten in eine spektakuläre Bühne. "Heute machen wir Stuttgart zu Las Vegas", verspricht Sänger Brandon Flowers, während ein rosa Plastikflamingo auf den Köpfen der Fans in den vorderen Reihen herumtanzt.

Dieser Brandon Flowers sieht aus wie ein Typ aus einer Boygroup, der sich in eine Hippiekommune verirrt hat. Während der Rest der Killers einen haarig-verwuschelten Schmuddelstil pflegt, spielt der Sänger den braun gebrannten, gut frisierten, elegant gekleideten Strahlemann. Selbstgefällig, aber charmant flirtet er mit dem Publikum, das er zu Beginn des Konzerts auf Deutsch mit der Frage "Habt ihr uns vermisst?" begrüßt hat. Flowers ist Pop, seine Band Indierock. Und The Killers sind dann am besten, wenn beides zueinanderfindet.

Das hat - wenn man ehrlich ist - nur auf dem Debüt wirklich geklappt. Dass alles, was danach kam, um Klassen schlechter war, kann auch das Konzert in Stuttgart nicht verheimlich, für das es angeblich bereits 45 Minuten nach Vorverkaufsstart keine Tickets mehr gab. Und es sind die "Hot Fuss"-Songs, die immer wieder aufs Neue diesen Abend retten. Das lustig auf und ab hüpfende "Somebody Told Me" zu Beginn des Konzerts ebenso wie gegen Ende das hysterische Eifersuchtsdrama "Mr. Brightside" oder "All These Things That I've Done", das so harmlos beginnt, dann aber zur Stadionrock-Hymne anschwillt, die im vom Publikum lautstark gesungenen Wortspiel-Slogan "I got soul but I'm not soldier!" endet.

Den Mittelteil des Konzerts möchte man allerdings lieber gleich wieder vergessen. Auch wenn sich die neueren, arg ungeniert mit dem Synthiepop der 1980er Jahre flirtenden Nummern live kantiger als auf Platte geben, "Spaceman" schneller, lauter, drängender klingt und sich im philosophischen Schlager "Human" ein schräger Gitarrengroove grimmig gegen die lieblichen Keyboardsounds wehrt.

Die größte Enttäuschung ist aber, dass sich kein neuer Song auf die Setlist verirrt hat. Obwohl The Killers im Mai ins Studio gehen, um ihr viertes Album aufzunehmen, verraten sie in Stuttgart nicht, was von ihnen als nächstes zu erwarten ist. Einziges Überraschungsmoment ist ein wehmütig schunkelndes Cover von Alphavilles "Forever Young". Doch als man gerade anfangen will, sich zu ärgern, spielen sie "Jenny Was A Friend Of Mine". Und alles ist gut.