Alle Jahre „Die da!“: Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon – besser bekannt als Die Fantastischen Vier – sind am Freitagabend in Stuttgart aufgetreten. Bilder und Kritik vom Konzert in der Schleyerhalle.
Lebkuchenzeit, Glühweinzeit, Weihnachtszeit, Fanta-Zeit. Als am Freitag um kurz nach 20 Uhr auf der Bühne der Schleyerhalle der Vorgang zu Boden fällt und die Fantastischen Vier mit „Hitism“ ihr Konzert beginnen, ist schnell vergessen, dass Tom Gaebel mit seiner Band gerade noch Mariah Careys „All I Want for Christmas“ verhunzt hat. „Die schönste Bescherung in diesem Jahr seid ihr!“, sagt Thomas D, bevor die Show dann mit „Danke“, das sich irgendwann in „Tunnel“ verwandelt, gleich noch einen drauflegt. Auch die rund 12 000 Fans erwartet also eine schöne Bescherung.
Von „Was geht?“ bis „MfG“
Diesen wird auch sonst einiges geboten. Stille Nacht? Heilige Nacht? Von wegen! Die Fantastischen Vier stürzen sich beim traditionellen vorweihnachtlichen Heimspiel in der Schleyerhalle in ein atemloses Programm, das trotz der furios aufspielenden Band in ihrem Rücken wunderbar old-school-mäßig daherkommt. Selten hört an diesem Abend ein Song so auf, wie er angefangen hat, immer wieder werden die besten Lieder aus der weit über drei Jahrzehnte umspannenden Bandgeschichte zu kuriosen Mash-ups zerknüllt.
Während des Konzerts verballern Stuttgarts Hip-Hop-Pioniere vergnügt im Schnelldurchlauf Hits wie „Was geht?“, „Yeah Yeah Yeah“ oder „MfG“. Durch „Ichisichisichisich“ zuckt ein Discogroove, „Einfach sein“ stampft mürrisch auf, für Smudos Schnellsprechsolo in „Smudo in Zukunft“ gibt es ebenso einen Szenenapplaus wie für eine kurze Rap-Einlage von And.Ypsilon, die eher als Rarität gelten darf.
Songs mit Eigenleben
So schade es ist, dass es schon fünf Jahre her ist, seit das letzte Fanta-4-Album erschienen ist, so gut tut es der Show, dass die Songs, die an diesem Abend auf dem Programm stehen, schon so intensiv gereift sind, dass sie ein munteres Eigenleben entwickelt haben: etwa wenn sich Michi Beck zu einem wummernden E-Piano durch „Der Picknicker“ rappt, wenn im Thomas-D-Solo „Krieger“ hinter der Aufmüpfigkeit inzwischen fast schon etwas Altersmildes lauert, wenn „Tag am Meer“ im Finale zu einer Jazznummer mutiert, wenn „Ernten, was wir säen“ mit kreischender Gitarre und polternden Drums den knurrigen Schweinerocker mimt.
Und das Publikum kennt natürlich längst alle Songs in- und auswendig und kann nicht nur bei „Die da?!“, das kurz vor 22 Uhr als vorletzte Zugabe dran ist, jede Zeile textsicher und lautstark mitsingen. „Nächstes Jahr wird’s vielleicht noch besser“, versprechen die Fantas, als sie nach „Troy“ und einem festlichen goldenen Lamettaregen die Bühne verlassen.