Redaktionshund Rufus ist in Ludwigsburg ordnungsgemäß angemeldet. Foto: Sabine Armbruster

Die Stadt Marbach lässt über ein Unternehmen aus Düren die Hunde der Bürger zählen. Das hat mit Steuergerechtigkeit zu tun. Ist so etwas anderswo auch geplant?

Dingdong. Es wird in den nächsten Wochen und Monaten an vielen Türen in Marbach klingeln. Genauer gesagt: An allen Türen. Klingeln werden Menschen, die fragen, ob im Haushalt ein Hund wohnt, welche Rasse er hat und wie lange er schon da lebt. Die Antwort ist freiwillig. Die Fragenden gehören zur Firma Springer Kommunale Dienste in Düren und sind im Auftrag der Stadt Marbach unterwegs, die eine Hundebestandsaufnahme in Auftrag gegeben hat.

Das hat den Hintergrund, dass „in zurückliegender Zeit festgestellt wurde, dass nicht alle Hundehalter der Pflicht zur Anmeldung ihrer Hunde nachgekommen sind“, heißt es seitens der Stadt. Aus Gründen der Steuergerechtigkeit werde daher nachgeprüft. Das könnte keine schlechte Idee sein, denn – geht es nach den Zahlen, die die Firma Springer auf ihrer Homepage veröffentlicht, melden – wenn eine Kommune nichts tut – nur 60 bis 75 Prozent der Hundehalter ihren Hund auch wirklich an.

In Marbach sind derzeit knapp 700 Hunde gemeldet, informiert die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik. Gezielte Kontrollen habe es bisher keine gegeben. „Wenn ein Fall bekannt wurde, wurden die möglichen Hundebesitzer per Schreiben gebeten, den Hund anzumelden. In Einzelfällen wurde auch das Ordnungsamt gezielt rausgeschickt.“

Von diesen Montag an werden nun drei bis vier Mitarbeiter des Dürener Unternehmens in Marbach unterwegs sein. Wochentags zwischen 10 und 20 Uhr und samstags bis 17 Uhr werden sie Haus für Haus, Wohnung für Wohnung systematisch abklappern – und zwar etwa bis Ende des Jahres. „So ist der Plan, aber das ist auch ein bisschen wetterabhängig“, sagt Gaby Kulartz, die Projektleiterin bei Springer Kommunale Dienste. „Bei mancher Witterung schickt man ja keinen Hund vor die Tür – und wir auch nicht unsere Mitarbeiter.“ Die Mitarbeiter kommen freilich nicht aus Düren, sondern von hier. „Fremde Kennzeichen oder ein ungewohnter Dialekt würde den befragten Personen eher verdächtig vorkommen“, so Gaby Kulartz. Daher hat die Firma sich in der Region nach Mitarbeitern für den Marbacher Auftrag umgeschaut. Wie sie es bundesweit in solchen Fällen tut. Das Unternehmen gibt es seit mehr als 25 Jahren „und wir haben in weit mehr als 1000 Kommunen Hundebestandsaufnahmen gemacht – von der 1000-Einwohner-Gemeinde in Brandenburg bis hin zu Großstädten wie Stuttgart.“

Und wie sind die Reaktionen an den Türen? „Klar gibt’s immer komische Leute – ob man Brötchen verkauft oder Hunde zählt“, sagt Gaby Kulartz. Erfahrungsgemäß seien das bei einer Stadt in der Größenordnung von Marbach etwa fünf bis zehn Menschen. Die allermeisten hingegen hätten Verständnis. „Diejenigen, die einen Hund haben, der angemeldet ist, finden die Bestandsaufnahme gut. Bei denjenigen, die keinen Hund haben, geht es ohnehin ganz schnell und die, die ihren Hund nicht angemeldet haben, lassen sich das in der Regel nicht anmerken.“

Denn die Frage, ob Hundesteuer gezahlt wird, wird nicht gestellt. Ihre Firma erhebe also nicht den Bestand an „schwarz“ gehaltenen Hunden, sondern lediglich den Bestand der Vierbeiner, so die Projektleiterin. Diese Informationen gehen dann weiter an die Stadt Marbach, die dann die Daten abgleicht und aktiv werden kann. Wer seinen Hund nicht angemeldet hat, dem drohe ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro, informiert Franziska Wunschik.

Es ist die erste Hundebestandsaufnahme, die die Stadt Marbach durchführt. Ähnliches ist beispielsweise in Ludwigsburg oder Kornwestheim nicht geplant, heißt es in den dortigen Rathäusern auf Nachfrage. Was die Kosten für die Schnüffelaktion angeht, das sei ein Betriebsgeheimnis, so die Projektleiterin der Firma aus Düren. Von der Stadt Marbach gab es auf Nachfrage ebenfalls keine Auskunft über die Summe.