Downhill-Fahren heißt, möglichst schnell über möglichst viele Hindernisse bergab zu preschen. Foto: Pressefoto Baumann

Die Downhill-Szene will sich vor den Kommunalwahlen im Mai bei den Lokalpolitikern in Erinnerung zu rufen. Damit die Strecke zwischen Degerloch und Heslach nicht stirbt.

Degerloch/S-Süd - Es führt kein Weg an Stuttgarts erster legalen Downhill-Strecke zwischen Degerloch und Heslach vorbei. So sehen es Konstantin Kristek und Samuel Wiedebusch. Beide schlagen sich regelmäßig mit einem Spezialrad bergab durchs Gehölz. Beim Downhill stürzen sich Extremradler mit ihren Gefährten möglichst schnell über möglichst viele Hindernisse den Berg hinab. Wegen seiner Kessellage gilt Stuttgart in der Szene als Paradies.

Bisher ist Downhill im Stadtgebiet jedoch verboten. Was Samuel Wiedebusch, Konstantin Kristek und die anderen nicht abhält, es trotzdem zu tun. Aber nicht, weil es sie reizt, etwas Verbotenes zu tun, wie Wiedenbusch betont. Sie setzen sich über die Regeln hinweg, „weil es keine andere Möglichkeit gibt“.

Dem Netzwerk gehören aktuell 450 Leute an

Wiedebusch spricht nicht nur für sich, sondern für die ganze Downhill-Szene in Stuttgart. Dies ist möglich, weil sich die Querfeldein-Radler schon vor einigen Jahren in einer Interessengemeinschaft vernetzt haben. Aktuell seien rund 450 Leute aus Stuttgart und der Region dabei. Sie tauschen sich zum Beispiel über ihre Ausrüstung aus, über Strecken oder über Veranstaltungen. Und natürlich ist die zwischen Degerloch und Heslach geplante, erste legale Stuttgarter Strecke immer wieder ein Thema. Zumal sich derzeit ernsthafte Probleme abzeichnen.

Eigentlich gibt es nicht viel zu diskutieren, denn die Route durch den Degerlocher Wald ist beschlossene Sache. Der Gemeinderat hatte sie im Jahr 2011 abgenickt, die dafür nötigen 135 000 Euro genehmigt und die Verwaltung beauftragt, die Strecke zu bauen. Doch nun ist alles wieder fraglich – weil die Stadtverwaltung nicht weiterkommt.

Das Amt für Umweltschutz verlangt Unmögliches

Das Amt für Umweltschutz verlangt Unmögliches vom Sportamt: Der für den Abschnitt geltende Landschaftsschutz soll nur ausgehebelt werden, wenn garantiert ist, dass auf den anderen, illegalen Strecken im Stadtgebiet kein Reifen mehr rollt. Am 11. März müssen sich die Stadträte im Sportausschuss erneut mit der Downhill-Route und ihrer Zukunft befassen.

Dass eine legale Strecke auch den letzten Downhiller von den verbotenden Pfaden abbringen wird, „kann niemand versprechen“, sagt Samuel Wiedebusch. Doch er ist überzeugt, dass sich merklich etwas ändern würde. „Die Szene wird sich auf diese Strecke fokussieren, wenn diese alles vereint, was die anderen ausmacht“, sagt er. Seien es zum Beispiel besonders knifflige Hindernisse für Sprünge oder Stellen, an denen die Radler extraschnell abwärts preschen können.

Manche Downhill-Fahrer sind fast noch Kinder

Der 29-jährige Wiedebusch hält die legale Strecke für unverzichtbar – aus Sicherheitsgründen. Wenn er an Stuttgarts Hängen unterwegs sei, treffe er immer wieder Downhiller, die fast noch Kinder seien. Wenn die sich irgendwo und vielleicht sogar allein auf eine der illegalen Abfahrten begeben würden, sei im Notfall keiner da.

Konstantin Kristek sieht das genauso. Der 19-Jährige war bis vor Kurzem der Sprecher im Jugendrat Degerloch. Das Gremium nennt sich neuerdings Projektgruppe, weil sich nicht genügend Kandidaten für eine ordentliche Wahl gefunden haben. Für den 30. Januar hatte Kristek die ehemaligen Jugendräte zu einer Sondersitzung zusammengetrommelt. Der Grund war, dass die Stadt Esslingen jüngst eine illegale Downhill-Strecke unbefahrbar gemacht hatte. Dort war er selbst oft gefahren – und entsprechend schockiert von den Nachrichten.

Junge Degerlocher planen Präsentation über Downhill

Das wollten die jungen Leute aus Degerloch zum Anlass nehmen, um an die geplante Downhill-Strecke in den Stuttgarter Süden zu erinnern. Schließlich hieß es vor einem Jahr, dass diese im Sommer 2013 fertig sein sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte sich unter Kristek und den anderen allerdings noch nicht herumgesprochen, dass das Projekt im März wieder auf der Tagesordnung des Sportausschusses stehen würde.

Beim Treffen Ende Januar haben die jungen Leute entschieden, eine Präsentation über Downhill zu erstellen und damit die Fraktionen im Gemeinderat zu besuchen – vor der Kommunalwahl. „Wir werden sagen, dass es uns noch gibt“, sagt Kristek. Und erklären, warum die Strecke auf keinen Fall sterben darf.