Pfarrer Wilhelm Kautter bei Vorbereitungen für die Konfirmation in Hedelfingen. Foto: Leif Piechowski

Von Sonntag an werden bis zum 25. Mai in den 66 evangelischen Kirchengemeinden in Stuttgart etwa 1200 junge Leute konfirmiert: 70 weniger als im Vorjahr. Los geht es in der Kreuzkirche in Hedelfingen.

Von Sonntag an werden bis zum 25. Mai in den 66 evangelischen Kirchengemeinden in Stuttgart etwa 1200 junge Leute konfirmiert: 70 weniger als im Vorjahr. Los geht es in der Kreuzkirche in Hedelfingen.

Stuttgart - Die Väter haben Efeu, Fichten- und Thujazweige organisiert. Die Mütter der Konfirmanden treffen sich wenige Tage vor der Konfirmation vor der Kreuzkirche und flechten aus dem Grün eine Girlande fürs Kirchentor.

Die Gruppe der Mütter ist überschaubar. Denn nur vier Jungs und drei Mädchen bekennen sich am kommenden Sonntag in der Kreuzkirche zu Gott und der evangelischen Kirche. Sieben Konfirmanden waren es auch im vergangenen Jahr, und sieben werden es im kommenden Jahr sein. „Danach steigt die Zahl wieder. Denn dann kommen die Jugendlichen aus den Neubaugebieten hinzu“, hofft Pfarrer Wilhelm Kautter. Dass die Zahl im Stadtgebiet von 1270 im vergangenen Jahr auf rund 1200 gefallen ist, erklärt Medienpfarrer Christoph Schweizer mit dem demografischen Wandel: „Die Protestanten in Stuttgart sind älter als die Gesamtbevölkerung“, sagt er und erklärt das damit, das etwa 40 Prozent der Stuttgarter einen Migrationshintergrund haben und katholischen oder muslimischen Glaubens sind.

In Pfarrer Kautters Gemeinde lassen sich in diesem Jahr alle evangelischen Jungen und Mädchen im entsprechenden Alter konfirmieren oder haben den Schritt aufs kommende Jahr verschoben. Mit einer Ausnahme. „Den Grund kenne ich nicht. Ich habe die Familie zwar angeschrieben, aber es gab keine Rückmeldung“, sagt Kautter. Was den Pfarrer freut: In seiner kleinen Konfirmandengruppe haben sich die Jungen und Mädchen selbst für diesen Schritt entschieden.

„Große Diskussionen gab es bei uns nicht. Für Lea stand von Anfang an fest, dass sie sich konfirmieren lässt. Sie ist vom Glauben und der Kirche überzeugt“, sagt Leas Mutter Sabine Thüring-Bartenstein (37). Woher die erst 13-Jährige ihre Einstellung zum Glauben hat? Die Mutter zuckt mit den Schultern. „Mein Mann und ich sind nicht so tief gläubig. Mein Mann ist sogar aus der Kirche ausgetreten. Aber Lea hat schon als Kind bei allen kirchlichen Aktivitäten mitgemacht.“ Den Weg in die Kirche wollten die Eltern der Tochter nie versperren. „Es kann Situationen im Leben geben, in der man in der Kirche Halt findet“, sagt die Mutter. An diesem Sonntag wird nicht nur Lea in der Kreuzkirche konfirmiert, sondern auch ihr sechsjähriger Bruder getauft. Das war zwar ursprünglich nicht so geplant. Aber die Geschwister haben sich das gewünscht. Und mit seiner großen Schwester habe der Junge eine gute Ansprechpartnerin in Glaubensfragen, so die 37-Jährige.

Die 13-jährige Antonia Scherer, die ihre Mutter beim Girlanden flechten unterstützt, stellt fest, dass ihr die Konfirmation enorm wichtig ist, weil sie sich aus eigenen Stücken für die Kirche und den Glauben entscheidet. Durch die Vorbereitung auf diesen Tag habe sie viel gelernt und eine stärkere Bindung an Gott bekommen. Allerdings gesteht sie sich zu, eigene Ansichten in Glaubensfragen zu haben und nicht alles zu übernehmen. „Es gibt verschiedene Interpretationsmöglichkeiten“, ist sie überzeugt. Für Antonias Mutter ist die Einstellung der Tochter ein Stück Bestätigung dafür, dass das, „was wir Eltern angelegt haben, von Antonia fortgesetzt wird“.

Auch für Patricia Schlossarek und ihren Mann war klar, dass sie ihrem Sohn Luca nicht in seine Entscheidung für oder gegen die Konfirmation reinreden – obwohl sie in der Kirche fest verwurzelt sind. Über das Ja des 14-Jährigen haben sie sich aber doch sehr gefreut. Zwar könne man von so jungen Menschen noch keine endgültige Entscheidung in Glaubensdingen erwarten, aber sie würden Glauben und Kirche als möglichen Weg kennenlernen.

Marcels Mutter gibt zu, dass sie den Sohn auf diesen Weg schubsen musste. „Mir war das egal. Ich mach es, weil meine Mutter das so wollte“, sagt der. Gezwungen habe sie Marcel aber nicht, sondern ihm lediglich gut zugeredet, stellt die Mutter Lani Hodapp (44) klar.

Der Konfirmationsgottesdienst in der Kreuzkirche in Hedelfingen am Sonntag, 23. März, beginnt um 10 Uhr.