Wenn der Chef zu viel vor sich hin köchelt, ist das kein Rezept für eine moderne Führungskultur. Foto: Wikipedia

Eine aktuelle Studie bescheinigt deutschen Chefs in den Augen ihrer Nachwuchskräfte zu wenig Zukunftsfähigkeit. Das beste Rezept, um etwas zu ändern? Einfach zuhören und auch Kritik entgegennehmen.

Stuttgart - In der traditionellen Welt der Industrie sind hierarchische Strukturen unvermeidbar gewesen. Aufwendige Produktionsprozesse, die häufig von wenig qualifizierten Arbeitnehmern erledigt wurden, brauchten die starke Hand des Chefs. Doch die moderne Ökonomie, insbesondere die Digitalwirtschaft, ist anders. Die Arbeitsprozesse sind schneller und flexibler, die Unternehmen sind auf permanentes Mitdenken und die Kreativität der Mitarbeiter angewiesen. Doch trotz aller Lippenbekenntnisse, scheinen viele Führungskräfte in Deutschland die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben. Das belegt eine Umfrage der Stuttgarter Initiative Zukunftsfähige Führung (IZF). Es ist schon bedenklich, wenn hier zu Lande lediglich ein Fünftel der Nachwuchskräfte, die ja einmal auf dem Chefsessel nachfolgen sollen, ihren Vorgesetzten die Zukunftsfähigkeit bescheinigt.

Natürlich steckt darin auch der uralte Gegensatz Alt gegen Jung und die Kollision unterschiedlicher Lebenserfahrungen und Lebenswelten. Dennoch sollte sich jeder lernfähige Chef die Ergebnisse zu Herzen nennen. Was vor allem zu fehlen scheint, ist eine Kultur der Offenheit, in der Probleme offen über Hierarchiegrenzen hinweg angesprochen werden. Führungskräfte haben vielleicht auch deshalb eine zu hohe Einschätzung von sich selbst, weil sie nie etwas Gegenteiliges hören. Kritik schmerzt, aber wenn sie respektvoll vorgetragen wird, dann ist sie für alle Beteiligten wertvoll.

Sehr viel wird in Deutschland inzwischen von dem in den kommenden Jahren immer härter werdenden Rennen um Talente gesprochen. Doch die so umworbenen Nachwuchskräfte werden nur bereit sein, irgendwann einmal Verantwortung zu übernehmen, wenn etwa die Balance zwischen Freizeit und Arbeit besser im Blick ist als bisher. Ignorieren lässt sich das auf Dauer nicht. Die Botschaft der Studie ist klar. Es ist an der Zeit manche Führungsgewohnheiten zu hinterfragen. Das braucht nur mehr Bereitschaft zum Zuhören.