Porsches Vision vom Elektroauto der Zukunft Foto: dpa

Die Digitalisierung ist das große Thema der IAA. doch die wahren Akzente setzen Porsche und Audi mit ihren seriennahen E-Autos. Sie könnten der Technologie zum Durchbruch verhelfen, meint unser Kommentator.

Um die gegenwärtigen Umbrüche der Automobilindustrie einordnen zu können, helfen vielleicht ein paar Zahlen. Etwa jeder dritte Deutsche (32 Prozent) würde ein Auto von einem IT-Konzern wie Apple oder Google kaufen. Das geht aus einer Untersuchung der IT-Beratung Capgemini hervor, die jetzt vorgestellt wurde. Das ist mehr als in den USA (29 Prozent) oder in Großbritannien (26 Prozent). In Indien wären sogar 81 Prozent der Befragten offen für einen Wechsel.

Zum ersten Mal sind Apple und Google bei der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vertreten, die an diesem Donnerstag offiziell eröffnet wird. Die beiden IT-Giganten sind noch weit davon entfernt, eigene Autos zu präsentieren. Ihr Auftritt hat nichts mit den hollywoodreifen Inszenierungen der anderen Hersteller zu tun, allen voran der deutschen. Und doch setzen sie hier das Thema. Denn über nichts reden die Topmanager mehr als über die Digitalisierung der Automobilbranche.

Auto bisher Leerstelle im Datennetz

Tatsächlich geht es um viel. Denn bisher war das Auto noch weitgehend eine Leerstelle im weltweiten Datennetz, das immer mehr über die Kunden weiß und darauf neue Geschäftsmodelle aufbauen kann. Könnte es in der Automobilindustrie ähnlich ablaufen wie in der Telekommunikation, wo Unternehmen wie die Telekom Milliarden in den Aufbau der Infrastruktur investieren müssen – um dann festzustellen, dass Dienste wie Whats-App sich darin zum Nulltarif einnisten und beträchtliche Umsätze abziehen? Im schlimmsten Fall würde die alte Industrie aus Deutschland zum Zulieferer der smarten Programmierer aus dem Silicon Valley.

Deutsche Hersteller haben genügend Geld, um die Digitalisierung voranzutreiben

Aber gemach. Noch gibt es keinen Grund für Panik. VW, BMW, Daimler und Co. sind gut gerüstet. Dank des Erfolgs der vergangenen Jahre können sie die Digitalisierung mit Milliardenbeträgen vorantreiben. Allein VW hat zuletzt Tausende IT-Fachkräfte eingestellt. Punkten können die deutschen Autobauer vor allem beim Thema Datensicherheit. So verspricht etwa Daimler, alle im Auto auflaufenden Informationen nur auf einem firmeneigenen Server zu speichern. Gerade in Europa, wo die Angst vor Datenmissbrauch deutlich größer ist als etwa in den USA, könnte dies ein Kaufargument sein. Im Idealfall schützt ein Mercedes seine Insassen nicht nur möglichst umfassend vor Unfallgefahren, sondern auch vor dem unerwünschten Zugriff auf die Daten.

Trend zum Geländewagen

Bei so vielen Zukunftsvisionen geht ein wenig unter, dass auf der IAA auch Autos gezeigt werden. Und da geht der Trend ganz klar zum Geländewagen. Ob Bentley Bentayaga, Jaguar F-Pace oder VW Tiguan: Ein Großteil der Premieren fällt auf das Segment der Geländewagen. Auch die Wiederkehr der legendären Marke Borgward geschieht in Gestalt eines SUV. Der BX7, der Mitte nächsten Jahres zunächst in China verkauft werden soll, sieht gut aus und könnte bei entsprechendem Preis auch in Europa Käufer finden.

Die wichtigsten Auftritte kommen aber von Audi und Porsche. Mit ihren seriennahen Studien zu den E-Autos der Zukunft haben sie das in der Versenkung verschwundene Thema buchstäblich zurück ins Rampenlicht befördert. Der Audi Q6 e-tron quattro und der Porsche Mission e zeigen Batteriefahrzeuge, die bei Leistung und Reichweite mit herkömmlichen Verbrennern mithalten können. Nur wenn die Kunden das Gefühl haben, keine Kompromisse eingehen zu müssen, werden sie auf diese Technologie umsteigen. Auch hier gilt aber: Ohne den Erfolg des kalifornischen E-Sportwagenbauers Tesla hätte es diese Antwort von Audi und Porsche so schnell wohl nicht gegeben.