Der Stuttgarter Fernsehturm, von der Sonne beschienen. Foto: dpa

Der anfängliche Zorn über die Entscheidung von Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne), den Fernsehturm zu schließen, hatte empörte Reaktionen hervorgerufen. Doch der Brandschutz war unumgänglich. Dass es nun bis Ende Januar dauert, bis die Aufzüge wieder fahren, lässt sich angesichts bester Perspektiven verschmerzen, kommentiert Dirk Herrmann.

Stuttgart - Der Aufschrei des Entsetzens hallte durch ganz Deutschland: Als eine seiner ersten Amtshandlungen mit bundesweit schlagzeilenträchtiger Bedeutung hatte der neue grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn nichts Besseres zu tun, als in der Karwoche 2013 ausgerechnet das Wahrzeichen der Landeshauptstadt zu schließen. Kein Magenkribbeln mehr während der Tempofahrt in 36 Sekunden auf 150 Meter, kein Ausblick aus luftiger Höhe mehr über den Talkessel.

Doch der anfängliche Zorn wich allmählich der Erkenntnis: Der Rathauschef hatte keine Alternative. In Sachen Brandschutz waren die Mängel im Turmschaft einfach zu groß, als dass man die Bürger weiter hätte diesem Risiko aussetzen dürfen. Umso bemerkenswerter, dass nach etwas zögerlichem Beginn die Nachrüstung durch Rathaus und Südwestrundfunk akribisch angepackt und mit technischer Finesse umgesetzt wurde. Zwar mit 1,8 Millionen Euro um die Hälfte teuer als zunächst angenommen und mit mehrfacher Verzögerung, was die angepeilte Wiedereröffnung betraf. Doch Ende Januar, rechtzeitig zum 60-jährigen Bestehen des Fernsehturms am 5. Februar, geht es erstmals wieder himmelwärts.

In den Folgemonaten sorgt die Neugier nach fast dreijährigem Entzug mit Sicherheit für proppenvolle Aufzüge. Jene 800 000 Besucher jährlich wie in den Anfangsjahren sind zwar utopisch, aber die durchschnittlich 300 000 Gäste in jüngerer Vergangenheit sollten locker getoppt werden, auch wenn die Preise im Sinne eines „Brandschutz-Solis“ leicht steigen dürften. Die paar Kröten zusätzlich sollten es einem wert sein: Der Ausblick auf die Großstadt zwischen Wald und Reben oder gen Süden über die Alb bis zu den Alpen – welche Metropole hat schon derart prächtige Perspektiven zu bieten.