Hans Dieter Pötsch ist neuer Aufsichtsratschef bei Volkswagen. Foto: dpa

Fachlich ist gegen Hans Dieter Pötsch kaum etwas zu sagen. Der Zahlenmann scheint die Idealbesetzung für die Spitze des Aufsichtsrats im Volkswagen-Konzern. Doch mit Blick auf sein Wissen um den Abgas-Skandal bleibt ein Restrisiko, meint unser Kommentator.

Stuttgart - Aus fachlicher Sicht ist gegen Hans Dieter Pötsch kaum etwas zu sagen. Seit Jahren ist er der Herrscher über das komplizierte Finanzgeflecht im Zwölf-Marken-Konzern Volkswagen. Ein nüchterner und erfahrener Zahlenmann, der zuverlässig liefert und sich selten in den Vordergrund drängt. Zudem gilt Pötsch als Teamplayer. Eigenschaften, die ihn als Idealbesetzung an der Spitze des Aufsichtsrats erscheinen lassen – zumal er mit seiner österreichischen Herkunft auch die Brücke zu den beiden Eignerfamilien Porsche und Piëch schlagen kann.

Doch wie schon bei der Berufung von Matthias Müller an die Konzernspitze bleibt auch mit der Wahl von Hans Dieter Pötsch zum Chef des Konzern-Aufsichtsrats ein beträchtliches Restrisiko bestehen. Natürlich gilt auch für ihn zunächst die Unschuldsvermutung. Doch sollte sich herausstellen, dass er doch etwas von den Manipulationen am Motor EA 189 wusste, würde dies die saubere Aufarbeitung des Abgas-Skandals quasi unmöglich machen. Die Glaubwürdigkeit des Konzerns wäre ein weiteres Mal erschüttert. Das aber kann sich Volkswagen in diesen Zeiten nun wirklich nicht mehr leisten.

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