Zwischen Tafel und Spülbecken essen Schüler zu Mittag Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Trend geht zur Ganztagsschule, doch die Häuser sind nicht dafür gerüstet. Es fehlt an ordentlichen Räumen, wo die Schüler essen können. Stattdessen werden die Kinder, meint Barbara Czimmer-Gauss in ihrem Kommentar, mit Notlösungen abgespeist.

Stuttgart - Zu den eisernen Grundregeln für Kinder gilt: Gegessen wird am Tisch. Nicht auf dem Sofa, nicht im Rauslaufen. Denn Essen gibt dem Tag Struktur, aber nur dann, wenn es an einem dafür eigens gestalteten Ort eingenommen wird. An Stuttgarts Schulen folgt man diesem pädagogischen Prinzip leider nicht immer.

Der Tisch fehlt den Schülern zum Glück nicht, allerdings der feste Ort für das gemeinsame Mahl. Eine Werkstatt bleibt eine Werkstatt, selbst wenn sie mit viel Liebe geschmückt wurde. Auch ein Klassenzimmer ist keine Lösung, weil es keine Zäsur schafft zwischen dem Lernen und der Pause. Das ist kein böser Wille der Schulleitung, sondern Folge des selbst verschuldeten Sanierungs- und Erweiterungsstaus in der Stadt.

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die verlässliche Nachmittagsbetreuung, das Ganztagsangebot an Grundschulen boomt. Längst sollte es also an den Schulen geeignete Mensen oder Speiseräume geben, wofür Millionen Euro bereitstehen. Doch wenn ein Anbau erst nach vier Jahren fertig ist, kann man nur zu einem Schluss kommen: Das Projekt wurde von einer wild wuchernden Bürokratie in den Würgegriff genommen. Viele Schüler werden deshalb mit Notlösungen abgespeist. Ein Unding in einer Landeshauptstadt.

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