Viele Fragen an VW-Chef Matthias Müller Foto: dpa

Der Konzern arbeitet an seiner Wendigkeit, aber davor wartet auf VW-Chef Müller noch eine Herkulesaufgabe

Stuttgart - Wenn der Diesel-Skandal einmal durch ist, soll VW nicht mehr wiederzuerkennen sein. Für jede Baureihe soll es Verantwortliche geben, deren Aufgabe nicht nur darin besteht, Entscheidungen des Vorstands in Empfang zu nehmen. Sie sollen diese Entscheidungen vielmehr selbst treffen. In vielen – auch großen – Firmen ist diese Kultur bereits auf dem Weg, für VW ist es eine Kulturrevolution. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für VW.

Interessant ist, wie VW-Markenchef Herbert Diess den Kurswechsel begründet. Man lerne bei der Organisation sehr viel von Porsche, sagte er zur Freude seines Chefs Matthias Müller, der Porsche bis zum Herbst vergangenen Jahre selbst geführt hatte. VW soll porschig werden.

So richtig das ist, so lang ist der Weg dorthin gerade bei VW. Denn zur Delegation von Verantwortung gehört zwingend ein gemeinsames Verständnis davon, was richtig ist und was falsch. Das unwürdige Gezerre um Bonuszahlungen für die Vorstände, die in dieser Lage nicht begründbare Wechselprämie in achtstelliger Höhe für Aufsichtsratschef Pötsch und schließlich der dreiste Griff in die Rücklagen der Porsche SE zeigt, dass der Begriff „Werte“ bei VW eher in Euro gemessen wird als in moralischen Kategorien. Das zu ändern ist Müllers lohnende Herkulesaufgabe.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de