Manchen Eltern kann der erste Schultag nicht früh genug kommen. Sie stehen unter Druck wegen der zunehmenden Unzuverlässigkeit der Kita-Betreuung. Foto: dpa/Armin Weigel

Einige Eltern schicken ihre Kinder wegen Betreuungsproblemen vorzeitig in die Grundschule – ein Verstoß wider die reine pädagogische Vernunft. Trotzdem ist es unredlich, diese Eltern anzuprangern, findet unser Autor Martin Mezger.

Das ist mal wieder eine ideale Gelegenheit für den erhobenen Zeigefinger, mit dem man prompt auf die Falschen zeigt: auf die vermeintlichen Rabeneltern, die ihren Nachwuchs „nur“ wegen Problemen mit der Kita vorzeitig in die Schule schicken. Weil die Öffnungszeiten immer weiter reduziert und die Schließtage immer häufiger werden. Weil das am Arbeitsplatz niemand interessiert. Weil Arbeiten kein Luxus ist, sondern Notwendigkeit. Und weil es in Deutschland immer noch nicht in allen Köpfen drin ist, dass die Berufstätigkeit erwachsener Menschen jeglichen Geschlechts in einer emanzipierten Gesellschaft Anspruch und Regelfall sein muss – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Doch hierzulande wird Ganztagsbetreuung von vielen immer noch als soziale Hilfestellung betrachtet für die, die es nötig haben. Entsprechend stellt sich die institutionelle Seite als Flickschusterei aus Personalmangel, Öffnungszeitenchaos und Gebührendschungel dar.