Jugendliche können die Folgen des Alkoholkonsums oft nicht einschätzen Foto: dpa-Zentralbild

Wie aktuelle Zahlen belegen, greifen weibliche Jugendliche häufiger zur Flasche, als es früher der Fall war. Die Risiken des Alkoholmissbrauchs werden von Jugendlichen und Erwachsenen unterschätzt, kommentierte Carolin Stihler.

Ein Lieferwagen überrollt einen zehnjährigen Jungen. Der Fahrer ist betrunken. Das Kind stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Ein Horrorunfall, vor wenigen Tagen in Ehingen geschehen, der schockiert, weil ein Kind betroffen war. Und weil er vermeidbar gewesen wäre: In seinem alkoholisierten Zustand hätte der Fahrer nicht mehr hinter das Steuer eines Autos gedurft.

Das Risiko, einen Unfall zu verursachen, steigt mit zunehmender Promillezahl enorm an. Das haben Versuche mit Testpersonen ergeben. Bei 0,5 Promille ist das Risiko bereits mehr als doppelt so groß wie bei nüchternen Fahrern. Bei 0,8 Promille ist es fast vervierfacht, und bei 1,5 Promille ist es etwa sechzehnmal so hoch wie bei einer Fahrt ohne Alkohol. Autofahrer sind heute aufgeklärt genug. Wer das Risiko von Alkohol am Steuer dennoch eingeht, kann sich nicht herausreden, wenn die Polizeikontrolle droht.

Doch die Gefahren, die von übermäßigem Alkoholkonsum ausgehen, beschränken sich nicht auf den Straßenverkehr. In volltrunkenem Zustand setzt man sich zahlreichen Risiken aus, die allzu oft unterschätzt werden. Dabei sind die Notaufnahmen der Krankenhäuser Wochenende für Wochenende voll mit Betrunkenen, die sich oder andere verletzt haben. Denn Alkohol fördert die Aggressivität und betäubt gleichzeitig das Schmerzempfinden. Eine gefährliche Mischung.

Meist sind es die sogenannten jugendlichen Komatrinker, die ins Visier der Öffentlichkeit geraten. Ihnen gelten die meisten Präventionsmaßnahmen. Und das völlig zu Recht. Denn Kinder und Jugendliche können die Gefahren des Alkoholkonsums am schlechtesten einschätzen. Kaum ein Jugendlicher will sich absichtlich bis zur Bewusstlosigkeit betrinken. Ihre Motive sind meist harmlos: Sie wollen ein bisschen Spaß mit Freunden haben, locker werden im Umgang mit dem anderen Geschlecht und Probleme ausblenden.

Doch schnell endet ein feucht-fröhlicher Abend in der Notaufnahme. Gerade bei jungen Mädchen ist Vorsicht geboten. Wie aktuelle Zahlen belegen, greifen weibliche Jugendliche häufiger zur Flasche, als es früher der Fall war. Doch wenn sie beim Alkoholkonsum mit ihren männlichen Altersgenossen mithalten wollen, ziehen sie den Kürzeren. Weil Mädchen weniger Alkohol vertragen, besteht bei ihnen eine größere Gefahr, zu viel zu trinken.

An den Schulen werden die Jugendlichen inzwischen über die Risiken des Alkoholkonsums sowohl im Straßenverkehr als auch beim Feiern aufgeklärt. Doch Experten sind sich einig: Die wichtigste Rolle nehmen nach wie vor die Eltern ein, wenn es um den richtigen Umgang mit Alkohol geht. Sie müssen Grenzen setzen, selbst wenn diese von den Jugendlichen nicht immer eingehalten werden. Und auch wenn die Jugendlichen ihre Erfahrungen meist im Freundeskreis und nicht gemeinsam mit den Eltern machen: Wenn ihnen ein Bewusstsein für die Risiken des Rausches vermittelt wird, passen sie auch besser auf sich auf.