Bislang fand unsere Kolumnistin die Familienurlaube mit den Kindern eher anstrengend. Warum es dieses Mal in den Ferien an der Nordsee anders war.
Stuttgart - Wer diese Kolumne verfolgt, weiß: Urlaub mit kleinen Kindern ist ein regelmäßig wiederkehrendes Thema – vielleicht, weil man daran besonders gut zeigen kann, wie sich das Leben verändert, wenn aus Menschen Eltern werden. Wer nachlesen will, wie unsere Ferien der letzten Jahre so waren, kann dies zum Beispiel hier und hier tun. Für alle, die dafür keine Zeit haben, nur so viel: Ein paar Jahre lang habe ich wirklich gedacht: Wenn Urlaub jetzt immer so sein wird, will ich eigentlich gar keinen Urlaub mehr machen.
Warum ich nun schon wieder über Urlaub mit Kindern schreibe? Weil es diesen Sommer anders war. Am Ende der zwei Wochen Nordseeurlaub hatten der Mann und ich das Gefühl, uns tatsächlich erholt zu haben. Das heißt, nach Nicht-Eltern-Maßstäben kamen wir natürlich als halbe Wracks nach Hause, aber nach Kleinkind-Eltern-Maßstäben – unsere Kinder sind drei und sechs Jahre alt – hatten wir eine recht entspannte Zeit.
Achten Sie auf keinen Fall auf eigene Interessen!
Auf der achtstündigen Rückfahrt, die leider einen nicht unerheblichen Teil der Erholung wieder aufbrauchte, überlegten wir uns, was diesmal anders war. Folgende fünf Tipps kann ich geben:
1. Machen Sie bei der Wahl des Ferienziels nicht den Fehler, eigene Interessen zu berücksichtigen (mit dem Baedecker können Sie in ein paar Jahren wieder losziehen). Überlegen Sie sich vielmehr, in welcher Umgebung die größte Chance besteht, dass sich Kinder möglichst lang, allein und gefahrlos beschäftigen können. Bei uns hat sich die Kombination aus Sand, Wasser, Strandgeschehen (Volleyball, Surfen, Drachen), das man beobachten kann, dem interessanten Spiel der Gezeiten und einer autofreien Umgebung sehr bewährt.
Die Cocktail-to-go-Bude sollte in Laufweite sein
2. Nehmen Sie eine andere Familie mit. Achten Sie dabei darauf, dass die Kinder im ähnlichen Alter sind und sie mit den anderen Eltern Gespräche führen können, die über das Kinder-Thema hinausgehen. Wechseln Sie sich dann am Urlaubsort mit der Nahrungsbeschaffung, Kinderbespaßung und -betreuung und dem Anstehen in Corona-Schlangen ab.
3. Finden Sie einen Ort, in dem das wenige, was sie brauchen, in Laufweite ist (Strand, Supermarkt, Eisstand, Fischbrötchenbude, Pizza-Imbiss, Cocktail-to-go-Ausschank).
Kaufen Sie den Mittagssnack am Pizzastand
4. Wenn Sie Sehnsucht nach einer spannenden Stadt oder einem Museumsbesuch bekommen: Denken Sie daran, wie sich ein Wutanfall der Dreijährigen in einer Gemäldesammlung machen würde, und daran, dass es nur eine relativ kurze Zeitspanne in Ihrem Leben sein wird, in der Sie Urlaub mit Kindern machen.
5. Schlagen Sie über die Stränge: Kaufen Sie den Kindern täglich ein Eis und erwerben sie den Mittagssnack abwechseln an der Pizza- und Crepes-Bude. Achten Sie nicht auf Schlafenszeiten und lassen Sie die Kinder an Regentagen fernsehen. Gönnen Sie sich jeden Abend einen Wein oder Gin Tonic am Strand und dem Nachwuchs eine Fanta. Gucken Sie dabei den Wellen und Möwen zu und achten Sie auf keinen Fall darauf, dass die Kinder währenddessen austesten, wer den Kopf am tiefsten in den Sand stecken kann.
Lesen Sie hier mehr aus der Kolumne „Mensch, Mutter“.
Lisa Welzhofer ist Autorin der Stuttgarter Nachrichten und Mutter zweier Kinder (6 und 3 Jahre alt). In ihrer Kolumne macht sie sich regelmäßig Gedanken über Familie und übers Elternsein, über Kinder, Kessel und mehr. Sie schreibt im Wechsel mit ihrem Kollegen Michael Setzer, der als „Kindskopf“ von seinem Leben zwischen Metal-Musik und Vatersein erzählt.