Die Sonnenkreuzung am Rande der Altstadt ist der am zweitstärksten befahrene Verkehrsknotenpunkt der Stadt – und ein Nadelöhr. Ganz rechts: das Gasthaus Sonne. Foto: Simon Granville

Einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt Leonberg soll für etwa 600 000 Euro umgestaltet werden. Noch sind aber zu viele Fragen offen.

Die Umgestaltung der Sonnenkreuzung – eine Quadratur des Kreises? Einer der wichtigsten Knotenpunkte in der Stadt ist vor allem während des Berufsverkehrs, und wenn die Autobahnen rund um Leonberg verstopft sind, immens stauanfällig. Ein Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2018 hatte aufgrund steigender Fahrzeugzahlen für 2025 gar den Kollaps der Kreuzung vorausgesagt – der coronabedingte Trend zum Homeoffice und mögliche Auswirkungen auf den Verkehr sind da natürlich nicht mit berücksichtigt.

Die Kreuzung soll sicherer werden, der Verkehr flüssiger

Mittlerweile baut an der Ecke Grabenstraße/Stuttgarter Straße die Kreissparkasse ihre neue Direktion und schafft zudem neuen Wohnraum. Ist dieser Komplex fertiggestellt, will die Stadt ihre Aufgabe erfüllen und mit der Umgestaltung der Kreuzung beginnen, was etwa 600 000 Euro kosten soll. Ziel ist es, die fahrgeometrischen Mängel für den Verkehr zu beheben, um den Verkehr flüssiger sowie den Bereich für Radfahrer und Fußgänger sicherer zu gestalten.

Im vergangenen Jahr hatte die Verwaltung bei dem Ingenieur- und Planungsbüro Praxl+Partner aus Filderstadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die nun im Planungsausschuss vorgestellt wurde. Dass die Umgestaltung an dieser Stelle eine große Herausforderung darstellt, brachte Dieter Maurmaier, der FDP-Fraktionsvorsitzende und Verkehrsexperte, auf den Punkt. „Uns sind natürlich wegen der räumlichen Begrenzung die Hände gebunden.“

Stadt kann das Gasthaus Sonne nicht kaufen

Zumal auch der Versuch der Stadt gescheitert ist, das zentral gelegene marode Gasthaus Sonne zu kaufen. „Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, sagte der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Ein Abriss des alten Hauses hätte mehr Gestaltungsmöglichkeiten geboten. Die Sonne steht nicht, wie lange vermutet, unter Denkmalschutz. Eine dendrologische Untersuchung, bei der das Alter des Holzes festgestellt wurde, hatte ergeben, dass das Gebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut wurde.

Mehrere Varianten, wie man die Sonnenkreuzung künftig verträglicher gestalten könnte, hat das Büro Praxl+Partner ausgearbeitet. Durch die Baumaßnahmen der KSK gewinnt die Stadt zusätzlichen öffentlichen Raum, der für die Gestaltung genutzt werden kann. Am Ende geht es darum, wie man die Grabenstraße in Richtung Feuerbacher Straße und in Gegenrichtung die Abbiegespur in Richtung Stuttgart sinnvoller und sicherer gestaltet. So auch die Stuttgarter Straße stadteinwärts – hier soll die Fahrbahn um etwa zwei Meter in Richtung Süden abgerückt werden. Dadurch ergeben sich wiederum Möglichkeiten, den bislang engen Radius der Abbiegespur in Richtung Ditzingen – wo immer wieder Lkws hängen bleiben und auch Fußgänger gefährden – zu erweitern.

Was passiert mit dem Radverkehr?

Zu viele Fragen blieben während der regen Diskussion im Planungsausschuss jedoch offen. Beispielsweise ob Radfahrer und Fußgänger im unteren Teil der Grabenstraße eine gemeinsame Spur bekommen und Radfahrer im Anschluss vor dem Kreuzungsbereich auf einem gesonderten Streifen zwischen Fahrbahn und Busspur weitergeführt werden. Ob Radfahrer, die aus Ditzingen kommen, dann nicht mehr über die Grabenstraße, sondern sicherer über die Parallelstraße „Im Zwinger“ in der Altstadt geleitet werden sollen. Wie die Verkehrsführung künftig von der Grabenstraße in Richtung Stuttgart aussehen soll – wo es auf Grund der Bushaltestelle immer wieder zu Rückstaus kommt.

Die Mitglieder des Planungsausschusses sahen sich ob dieser Unklarheiten noch nicht in der Lage, dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zuzustimmen. Mit einem positiven Votum würde der Gemeinderat die Stadt beauftragen, bereits die notwendigen Planungsleistungen auszuschreiben. „Wir schauen, dass wir uns noch einmal des Themas annehmen und nehmen den Austausch aus dieser Runde mit“, sagte Cohn.

Planung wird noch mindestens zwei Jahre dauern

Stephan Kerner vom Leonberger Referat für innovative Mobilität betonte: „Wir wollen keinen Ausbau der Sonnenkreuzung, denn dies würde die Sogwirkung des Verkehrs von der Autobahn auf die Stadtstraßen verstärken.“ Auch ein Kreisverkehr ist mangels Platz vom Tisch.

Den Knotenpunkt sieht die Verwaltung zudem im Kontext mit anderen Projekten. So wolle man beispielsweise abwarten, wie sich die sogenannte regionale Mobilitätsplattform auswirke, an dessen Pilotphase Leonberg und Ditzingen teilnehmen. Über eine Ringzentrale sollen Ampelanlagen in der Region so gesteuert und aufeinander abgestimmt werden, damit der Verkehr besser fließen kann. Pförtnerampeln, die den Verkehr schon vor der Stadt regeln, sollen ein Chaos in der Stadt verhindern. Der Planungsprozess der Sonnenkreuzung wird voraussichtlich noch mindestens zwei Jahre andauern.