Der Mannheimer Energieversorger MVV investiert kräftig – unter anderem am Stammsitz. Foto: dpa

Der Chef des Mannheimer Energieversorgers MVV fordert einen klaren Fahrplan zum Ausstieg aus der Kohle. Energiepolitisch seien die vergangenen zwei Jahre „verlorene Jahre für Deutschland“ gewesen.

Frankfurt - Der Mannheimer Energieversorger MVV wirft der schwarz-roten Koalition in Berlin Untätigkeit vor. „Energiepolitisch waren 2017 und 2018 für Deutschland verlorene Jahre“, sagte der MVV-Vorstandsvorsitzende Georg Müller in Frankfurt. Es fehle ein verlässlicher Fahrplan, mit dem die Kohlendioxidemissionen der Energieerzeugung wie geplant bis zum Jahr 2050 auf nahezu Null gesenkt werden könnten.

Die Koalition hatte eigentlich geplant, offene Fragen der Energiepolitik zügig in einem „100-Tage-Gesetz“ zu klären. Daraus ist mittlerweile, nach fast 300 Tagen der aktuellen Legislaturperiode das Energiesammelgesetz geworden, das Anfang November vom Kabinett verabschiedet worden ist. Dieses Sammelgesetz bleibe hinter den ersten Ankündigungen zurück und reiche längt nicht aus, so Müller.

Nötig sei rasches Handeln und ein „geordneter Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung“. Die im Volksmund als Kohlekommission bekannte Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung, die am Dienstag ursprünglich ihren Abschlussbericht vorlegen wollte, hat sich bisher nicht auf ein konkretes Ausstiegsjahr festgelegt.

Das Mannheimer Fernwärmenetz wird gerade erweitert

Müller forderte, dort mit dem Ausstieg zu beginnen, „wo CO2-Vermeidung am leichtesten geht“: bei den stromerzeugenden Kraftwerken und zuerst bei der Braunkohle, dann bei der Steinkohle. Die gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom, die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), wie sie etwa bei Fernwärmekraftwerken zum Einsatz kommt, sieht Müller allerdings „nicht als Teil des Problems, sondern Teil der Lösung für eine erfolgreiche Wärmewende“. Gerade in Ballungsräumen gebe es keine Alternative. Das KWK-Gesetz müsse deshalb mindestens bis 2030 – und nicht wie bislang vorgeschlagen – nur bis 2025 verlängert werden.

KWK-Anlagen haben dank der Doppelnutzung eine deutlich höhere Energieeffizienz als die reine Stromerzeugung aus Kohle. Die MVV betreibt mehrere KWK-Anlagen in Deutschland sowie Großbritannien – und erweitert beispielsweise gerade die Fernwärmeversorgung der Region Mannheim für rund 100 Millionen Euro.

Zur MVV gehören auch Windkraftprojektierer

Im zum 30. September abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Mannheimer Versorger, zu dem beispielsweise die Stadtwerke Kiel und Offenbach sowie die Windkraftprojektierer Juwi und Windwärts gehören, 3,9 Milliarden Euro erlöst und damit drei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das bereinigte operative Ergebnis (adjusted Ebit) legte hingegen um zwei Prozent auf 228 Millionen Euro leicht zu. Mit diesen Kennzahlen sieht sich die MVV nach Müllers Worten „voll auf Kurs“. Im laufenden Jahr will er die Investitionen des Unternehmens, die 2017/18 bei 290 Millionen Euro lagen, weiter steigern. Umsatz und bereinigtes Ergebnis sollen sich dabei auf Vorjahresniveau bewegen. Die MVV gehört mehrheitlich der Stadt Mannheim und beschäftigt rund 6000 Mitarbeiter. Knapp 29 Prozent der Anteile liegen außerdem bei der EnBW.