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Bundestrainer Joachim Löw setzt seinen kompromisslosen Führungsstil fort und hat eine eindeutige Warnung in Richtung von Lukas Podolski ausgesprochen.

Freiburg - Gelbe Karte für "Poldi", klare Absage an Jens Lehmann: Bundestrainer Joachim Löw setzt seinen kompromisslosen Führungsstil fort und hat eine eindeutige Warnung in Richtung von Lukas Podolski ausgesprochen.

Nach seiner Ohrfeige gegen Michael Ballack darf sich der Bayern-Stürmer kein Fehlverhalten in der Fußball-Nationalmannschaft mehr leisten. "Er weiß, dass er viele Sympathien verloren hat und künftig ständig unter starker Beobachtung der Fans steht. Auch bei uns ist sein Kredit aufgebraucht. Ein weiterer Fehler dieser Art hätte sicher weitreichende Konsequenzen", sagte Joachim Löw. Mit seiner Watsch'n gegen den Kapitän im WM-Qualifikationsspiel in Wales (2:0) habe Podolski "uns keinen Gefallen getan", so Löw.

Der Bundestrainer machte in dem Interview mit der "Badischen Zeitung" zudem klar, dass es für den zur Rückkehr bereiten Jens Lehmann keine Zukunft im DFB-Trikot gibt. Auf der Torhüter-Position plant Löw derzeit mit Robert Enke, René Adler, Tim Wiese und Manuel Neuer. "Ich hatte keinen Kontakt zu Jens. Er hat uns über seine Vertragsverlängerung informiert, aber wir setzen auf unsere vier Torhüter. Alles andere wäre ein falsches Signal an sie. Und was die Comeback-Pläne von Jens Lehmann betrifft: Ich sehe da keinen Bedarf für uns", sagte Löw über den Torwart vom VfB Stuttgart, der sich nach dem Abschied aus der Nationalmannschaft nach der EM 2008 wieder für internationale Einsätze ins Gespräch gebracht hatte.

14 Monate vor dem Anpfiff der Weltmeisterschaft 2010 kündigte Löw schon jetzt einen knallharten Ausscheidungskampf um die Tickets für Südafrika an. Im Gegensatz zur EM-Vorbereitung will sich der DFB-Chefcoach frühzeitig auf einen kleineren Kandidatenkreis festlegen. "Ich will nicht mehr als 30 Spieler im erweiterten WM-Aufgebot haben", sagte der 49-Jährige. Über die Stammelf werde aber erst kurz vor dem Turnier entschieden. Vor einiger Zeit hatte Löw angekündigt, dass es beim WM-Countdown im Vergleich zum Turniervorlauf 2008 Veränderungen geben werde. Ein Testspiel mehrere Flugstunden vom Ort des Trainingslagers entfernt, wie vor der EM gegen Weißrussland in Kaiserslautern, soll es nicht mehr geben.

Für Podolski brechen nach seiner unbefriedigenden Situation beim Noch-Arbeitgeber Bayern München - beim 0:4 in der Champions League in Barcelona saß er wieder auf der Ersatzbank - auch im Nationaltrikot schwerere Zeiten an. Beim nächsten Länderspiel-Termin vor der Asien-Reise Ende Mai muss sich "Poldi" auf Geheiß von Löw nochmals mit Ballack zusammensetzen. "Wenn zwei Mitarbeiter einen Konflikt haben, ist es gut, wenn die beiden ihn auch wieder auflösen. Dazu wird die Angelegenheit beim nächsten Zusammentreffen nochmals ausgiebig thematisiert", kündigte Löw an.

Seinen Bonus hat Podolski mit der Backpfeife von Cardiff in jedem Fall aufgebraucht. Trotz seiner Reservistenrolle in München hatte Löw bislang sportlich bedingungslos zu ihm gehalten. Als der 23-Jährige aus Fitnessgründen beim Saisonstart gegen Norwegen fehlte, hatte ihm der Bundestrainer eine Berufungsgarantie für die kommenden Aufgaben ausgestellt. Nun ist der Ton deutlich rauer. Als neues Indiz für grundsätzliche Differenzen um Kapitän Ballack im Nationalteam wollte Löw die Angelegenheit aber nicht sehen. "Der Streit mit Michael Ballack war intern aber zuletzt wirklich kein Thema mehr. Und ich hoffe, dass sich die Turbulenzen um Lukas Podolski legen werden."