Viele Kindergärtenin in Stuttgart und in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr werden am Donnerstag geschossen bleiben: Verdi ruft zum Streik auf. Foto: dpa

Am Donnerstag dieser Woche bleiben die meisten städtischen Kindertagesstätten geschlossen. Es ist der erste von der Gewerkschaft Verdi ausgerufene Warnstreiktag. Eltern müssen improvisieren. Eine Notbetreuung wird es erst ab dem dritten Streiktag geben.

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi erwartet bei ihrem ersten Warnstreiktag der kommunalen Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst an diesem Donnerstag 3000 Teilnehmer. Sie werden sich um 12.30 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Neuen Schloss treffen. Beschäftigte und er selbst werden sprechen und ihre Forderungen begründen, sagt der Stuttgarter Verdi-Geschäftsführer Cuno Hägele.

Kommt Prominenz? „Nein“, sagt Hägele. Menschen mit hervorragender Bedeutung erwarte Verdi am Donnerstag auf dem Podium nicht. Was Hägele noch sagt, kann die vom Streik vor allem betroffenen Eltern von Kindergartenkindern nicht beruhigen: „Wir gehen davon aus, dass die Tarifverhandlungen und der Streik länger dauern, da kann dann noch Prominenz kommen.“

Rund 2200 Beschäftigte arbeiten in den 185 Kindertagesstätten der Stadt Stuttgart. Qualifizierte Kräfte sind Mangelware, nicht nur in Stuttgart, aber hier besonders, weil das Leben in der Großstadt teurer ist als auf dem Land. Die Stadt gewährt deshalb eine Zulage von 100 Euro monatlich, die allerdings in wenigen Jahren wieder komplett abgeschmolzen wird.

Viele Stellen in den Kitas sind nicht besetzt. Man behelfe sich mit Aushilfen, die allerdings nicht als Fachkräfte anerkannt würden, sagt Personalrat Martin Agster. Die Eingruppierung der Erzieherinnen sei grundsätzlich seit 1991 unverändert geblieben, so Agster.

"Bezahlung ist ungerecht"

Verdi will das ändern und vergleicht die Bezahlung der Erzieherinnen mit denen in Metallberufen. Ein Leiharbeiter erhalte 19 Euro pro Stunde, eine ausgelernte Erzieherin 18,94 Euro. Berufsanfänger im Bereich der IG Metall könnten mit 2895 Euro brutto rechnen, eine Erzieherin mit zehn Jahren Berufserfahrung mit 2877 Euro. Das sei ungerecht, sagt Verdi, und findet beim Gesamtelternbeirat (GEB) der Stuttgarter Einrichtungen Unterstützung. Der GEB fordert ein höheres Einstiegsgehalt. Gestiegene Verantwortung und der Fachkräftemangel erforderten bei der Bezahlung „ein Umdenken“.

Warnstreiks ab März hat Verdi gegenüber dem Gesamtelternbeirat in einer Sitzung am 28. Januar angedeutet. „Klar, die Eltern waren entsetzt, als ich sagte, die ganze Stadt werde bestreikt“, erinnert sich der Stuttgarter Verdi-Geschäftsführer Cuno Hägele. man versuche, den Eltern durch frühe Ankündigungen die Planung zu erleichtern. Allerdings, so Hägele, „kann es eine Dynamik geben, wo man die Vorwarnzeit nicht mehr einhalten kann“. Agster rät den Eltern, „Netzwerke zu knüpfen, das ist die effektivste Art, um über die Runden zu kommen“.

Notbetreuung ab dem dritten Streiktag

An der GEB-Spitze gibt es die Überlegung, bei Tagesmüttern nach freien Kapazitäten zu fragen. Eine Notbetreuung werde Verdi mit den Kommunen erst ab dem dritten Streiktag vereinbaren, so Hägele. Die 100 Notplätze, die es wieder geben soll, seien früher zu weniger als der Hälfte genutzt worden.

Der Tagesmütterverein reagiert auf die Überlegung der GEB-Spitze zurückhaltend. Zwar könne im Einzelfalle ein Kind betreut werden, das zuvor schon bei der Tagesmutter war und mit ihr vertraut sei, die in der Pflegeerlaubnis festgelegte Höchstzahl der Kinder dürfe aber nicht überschritten werden. Außerdem sieht der Verein Tagesmütter als eigenes, qualifiziertes Betreuungsangebot. Kindertagespflege stehe daher bei einem Streik „nicht als Backup im Hintergrund“, Kinder könnten nicht aus dem Stegreif aufgenommen werden.