Wird die Kita „Anne Frank“ umbenannt? Foto: dpa/Peter Gercke

Vor dem Hintergrund der Eskalation in Nahost sorgen schon länger gehegte Pläne für eine Namensänderung der Kita „Anne Frank“ in Tangerhütte für Kritik. Worum geht es?

Schon länger gehegte Pläne für eine Namensänderung der KitaAnne Frank“ in Tangerhütte haben vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges für Kritik gesorgt. Der Bürgermeister der Stadt in Sachsen-Anhalt, Andreas Brohm (parteilos), stellte am Montag klar, dass noch nichts entschieden sei. Die Diskussionen liefen noch, „ohne dass aktuell eine Entscheidung darüber anstünde“, erklärte Brohm schriftlich. Die „Magdeburger Volksstimme“ hatte am Wochenende darüber berichtet, sowie inzwischen weitere Medien.

Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. Dort versteckte sie sich von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus. In dieser Zeit schrieb Anne Frank ein Tagebuch, das zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur gehört. 1945 starb Anne Frank im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Brohm erklärte, Hintergrund der geplanten Umbenennung sei ein Erneuerungsprozess hin zur offenen Arbeit, den die Kita in den zurückliegenden 14 Monaten durchlaufen habe. „Weit vor den aktuellen Diskussionen und Ereignissen ist bereits Anfang 2023 auch die Diskussion aufgekommen, diese grundlegende Konzeptionsänderung durch einen anderen Namen der Einrichtung auch nach außen hin sichtbar zu machen, um diesen fundamentalen Neuanfang sichtbar zu markieren.“

Der neue Name solle „Weltentdecker“ lauten

In einem offenen Brief kritisierte der Geschäftsführende Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, die geplante Umbenennung. Er richtete sich an die Tangerhütter: „Wenn, werte Bürgerinnen und Bürger in Tangerhütte, ich einen Rat zu erteilen hätte, würde ich Anne Frank raten, zu kämpfen und nicht wortlos und traurig davonzugehen, wenn sie erneut in ihrer deutschen Heimat davongejagt werden soll. Vielleicht überdenken Sie das Ganze ja noch einmal?“

Bürgermeister Brohm machte in seiner Erklärung deutlich: „Tangerhütte mit seinen Bildungseinrichtungen und all seinem bürgerschaftlichen Engagement steht für ein weltoffenes Deutschland, das sich gleichzeitig seiner historischen Verantwortung genauso bewusst ist wie seinem Bildungsauftrag.“

Der „Magdeburger Volksstimme“ zufolge trägt die Kita den Namen „Anne Frank“ seit Anfang der 1970er Jahre. Der neue Name solle „Weltentdecker“ lauten.