Der Inhalt ist schnell weg, was übrig bleibt, wird oft nicht korrekt entsorgt. Foto: imago images/Jochen Tack

Auf und neben Mülleimern stapeln sich in vielen Innenstädten leere Pizzakartons. In Kirchheim/Teck will man dem Problem auf ungewöhnliche Weise Herr werden: Schüler einer Berufsschule haben spezielle Sammelbehälter gebaut. Wir zeigen, wie sie aussehen.

Kreis Esslingen - Seit Corona quellen die Mülleimer in vielen Städten und Gemeinden des Landkreises Esslingen über – nicht selten wegen großer Mengen an Pizzakartons. Die sperrigen Pappverpackungen verstopfen häufig die schmalen Öffnungen der Sammelbehälter. Oder liegen, weil das Eckige nicht ins Runde passt, im Umfeld herum. In Kirchheim jedoch ist das Problem nicht mehr ganz so gravierend wie noch zu Beginn der Pandemie. Denn in der Innenstadt wurden – als Bestandteil der Kampagne für mehr Sauberkeit in der Stadt – vor einem halben Jahr testweise spezielle Müllbehälter aufgestellt.

Test an sechs Standorten

Die Pizzakarton-Sammler, die von Schülerinnen und Schülern der Max-Eyth-Schule auf Initiative der Stadtverwaltung und des Gemeinderates gebaut wurden, stehen seit August vergangenen Jahres an sechs Stellen: am Roßmarkt/Brunnenplatz Maf, am Postplatz, in der Dettinger Straße/Ecke Armbruststraße, am Marktplatz, beim Kornhaus und an der Kreuzung Max-Eyth-Straße/Schuhstraße. „Leider gibt es für Pizzen noch keine Mehrwegverpackungen. Mit den Pizzakarton-Sammlern wird zumindest eine Lösung angeboten, dass die Kartons korrekt entsorgt werden“, betonte Oberbürgermeister Pascal Bader beim Start des Projekts.

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In den Sammlern lassen sich die Pappschachteln ordentlich stapeln. Sie werden dann von der Stadtreinigung mitgenommen. Konkrete Zahlen zur inzwischen gesammelten Menge an Pizzakartons lassen sich nicht benennen. Eine systematische Erhebung sei nicht vorgesehen, teilt die Sprecherin der Stadt, Lisa Wolf, mit. Deshalb könne auch keine Aussage dazu getroffen werden, welcher der sechs Pizzakartonständer am meisten genutzt wurde.

Bislang nur gute Erfahrungen gemacht

Die erste Einschätzung der Verwaltung fällt jedoch positiv aus: „Die Behälter wurden von den Bürgerinnen und Bürgern gut angenommen“, sagt Wolf. „Insbesondere im Herbst wurden diese rege genutzt und es waren in der Regel immer entsprechende Kartons abgelagert.“ In den kälteren Wintermonaten sei das Verpackungsmüllaufkommen dann erwartungsgemäß deutlich geringer geworden, weil weniger Essen to go auf der Straße verzehrt wurde. Es brauche auch eine gewisse Zeit, bis die Sammelbehälter von den Menschen wahrgenommen werden, räumt Wolf ein. „Zwischenzeitlich wurde die Beschriftung verbessert und es wurden Anfang des Jahres Plakate an die Imbisse in der Umgebung verteilt, die auf die Standorte aufmerksam machen sollen.“ Für den Ortsteil Ötlingen ist laut Wolf mittlerweile sogar weiterer Bedarf angemeldet worden: „Ein dort angesiedelter Pizzalieferdienst würde gerne zwei Sammler aufstellen.“ Die Max-Eyth-Schule habe sich auch schon bereit erklärt, weitere Behälter zu bauen.

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Die Rückmeldungen des städtischen Baubetriebs seien ebenfalls „grundsätzlich positiv“, berichtet Wolf. Es lägen weniger Pizzakartons auf der Straße und die „normalen“ Mülleimer seien seither seltener mit Pizzakartons verstopft. „Probleme in Bezug auf Vandalismus gab es bislang keine.“ Die Sprecherin der Kirchheimer Stadtverwaltung betont jedoch ausdrücklich, dass es sich hierbei „durchweg um Eindrücke handelt“. Man wolle gern erst ein gesamtes Jahr abwarten, ehe man Schlussfolgerungen aus dem Pilotprojekt ziehe. Gleichwohl ziehe es Aufmerksamkeit auf sich: Es hätten sich bereis einige Kommunen bei der Stadtverwaltung darüber erkundigt.

Trotz der bislang guten Erfahrungen mit den Pizzakarton-Sammlern sagt Wolf klipp und klar: „Um wirklich präventiv Müll zu vermeiden, müssten andere Wege eingeschlagen werden.“ Beispielsweise müsste ein Mehrwegsystem eingeführt werden. „Hier gibt es Pläne der Firma reCIRCLE, von der auch mehrere Gastronomen in Kirchheim Mehrwegpfandgeschirr nutzen. Das kann ein weiterer Ansatz sein.“